1997 gründete de Heer die Firma GDT SA (Global Data Trade). Mit den strukturierten Informationen von GDT haben Distributoren und Reseller nichts weiter zu tun, als sie in die eigene Website zu integrieren.
Sobald ein neues Produkt, sei es Hardware, Software oder Zubehör, entwickelt wird, liefert GDT den Abonnenten des Dienstes Datenblätter, die automatisch in die Website des Kunden integriert werden. «Bei 50% aller kommerziellen Transaktionen von IT-Produkten in den USA werden unsere Daten verwendet», unterstreicht de Heer.
Ein Kontakt zur rechten Zeit
Die junge Start-up-Firma stiess auf goldenen Boden und hob sofort ab. Und als Albert de Heer Kontakt mit dem Kommunikationsriesen Cnet aufnahm, der seinerseits seine Dienstleistungen ausbauen wollte, war es Liebe auf den ersten Blick.
Bei Cnet habe man sofort realisiert, dass GDT genau das Produkt anbot, das ihnen fehlte, meint de Heer. Die Amerikaner wollten nicht nur die Dienstleistungen erwerben, sondern gleich die ganze Firma in die eigene Gruppe integrieren. «Was die Amerikaner am meisten beeindruckte, war, dass wir mehrsprachige Dienstleistungen für verschiedene Märkte anbieten konnten, die sie seit drei Jahren erfolglos zu entwickeln versuchten», unterstreicht de Heer.
«Die Amerikaner waren sehr fair und haben uns während den Verhandlungen nicht unter Druck gesetzt», anerkennt er. Erst im Nachhinein hat de Heer realisiert, dass der Cnet-Chef die Verhandlungen schnell vorwärts trieb, weil der Konkurrent Zdnet ebenfalls Lust zeigte, sich GDT einzuverleiben.
Übernahme im Laufschritt
Die Verhandlungen kamen gut voran und die Übernahme von GDT durch die mächtige amerikanische Gruppe wurde in wenigen Wochen vollzogen. Seitdem segelt GDT unter der Flagge Cnet Data Services (CDS), ist aber auch eine Abteilung von Cnet Europe, die seit kurzem in den Räumlichkeiten der ehemaligen GDT in St-Légier aufgebaut wird. Heute beschäftigt CDS in Europa und den USA über 250 Personen, 180 in Europa, davon 60 in der Schweiz.
Weltweit werden ca. 140 Kunden bedient. Dieses Jahr sollen noch etwa 20 Stellen geschaffen werden, nächstes Jahr sollen weitere 100 dazukommen. «International sind die Wachstumschancen noch grösser als in den USA», meinte Cnet-Chef Shelby Bonnie anlässlich der Präsentationen des neuen Firmensitzes in der Waadt.
Mit der Übernahme des ehemaligen Konkurrenten Zdnet ist Albert de Heer gleich zum weltweiten Direktor der Cnet Channel Services aufgestiegen. Diese Gruppe hat ihren Hauptsitz in St-Légier und umfasst die ehemaligen Abteilungen Cnet Media Services, Cnet Channel Online und Cnet Data Services. Man traut Albert de Heer und seiner helvetischen Equipe also seitens der Amerikaner einiges zu.
Die Aktivitäten dieser Gruppe machen heute etwa fünf Prozent des gesamten Konzerns aus, zeigen aber die stärksten Wachstumsraten überhaupt. Doch der Erfolg ist de Heer nicht zu Kopf gestiegen. «Wir sind jetzt weniger unter Druck und die Situation ist berauschend. Wir haben sofort die nötigen Mittel für unsere Entwicklung bekommen.
Jetzt haben wir endlich Möglichkeiten, die unseren Ambitionen entsprechen. Ich habe überhaupt keine Lust, aufzuhören, denn ich würde mich eh nur zu Tode langweilen», so de Heer. Wir glauben ihm gerne, denn solange die Geschäfte gut laufen, werden die Amerikaner ihre Nase nicht in seine Angelegenheiten stecken.
Pierre-Henri Badel