Transmeta Troubles

NEC und Sony haben Probleme mit Crusoe-Notebooks – und IBM arbeitet an Prozessoren mit einem ähnlichen Konzept.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/22

     

Transmetas Crusoe-Prozessoren gelten als besonders stromsparend. Neben Notebooks von NEC und Sony hat Transmeta auf der Comdex auch neue Geräte von Casio, FIC, Fujitsu, Gateway und Hitachi vorgestellt. Im Gespräch waren auf der Messe auch Crusoe-Notebooks von IBM und Compaq, ohne dass sich diese Firmen endgültig festlegen mochten.
Nur wenige Tage nach der Ankündigung hat NEC nun Anfang Dezember seine mit Transmetas Crusoe-Prozessoren bestückten Notebooks Lavie MX zurück gerufen. Bei 284 in Japan verkauften Exemplaren sind offenbar Probleme beim Re-Installieren von Betriebssystemen auftreten. Transmeta habe den Fehler jedoch bereits behoben, liess NEC verlauten, alle jetzt ausgelieferten Chips seien fehlerfrei.
Auch Sony hat defekte Crusoe-Prozessoren in sein Picturebook Vaio PCG-C1VE eingebaut, will aber, anders als NEC, keine Rückrufaktion starten. Der Elektronik-Konzern hat die japanischen Picturebook-Käufer darauf hingewiesen, dass beim Installieren von Windows Schwierigkeiten auftreten könnten. Sony sagte, es seien nur in Japan verkaufte Geräte betroffen.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Meldungen brach aber der Kurs der Transmeta-Aktie letzte Woche ein und sank auf 22,62 US-Dollar.

IBM macht’s selber

IBM erkärte, dass das Unternehmen bei seinen Notebooks trotz der Präsentation einer Studie mit Crusoe-Chip ausschliesslich auf Intel-Chips setzen werde. Man habe keinen Quantensprung bei der Batterielaufzeit gegenüber neuen Intelprozessoren feststellen können. Das aber sei der wesentliche Grund gewesen, anstelle der bekannten und gut eingeführten Intel-CPUs den Crusoe-Prozessor in Betracht zu ziehen.
Gleichzeitig hat die Forschungsabteilug von Big Blue still und leise unter dem Namen DAISY (Dynamically Architected Instruction Set from Yorktown) eine eigene Code-Morphing-Technologie vorgestellt und im Rahmen der IBM Open Source License im Web veröffentlicht (www.research.
ibm.com/daisy).
Inwieweit DAISY mit Patenten von Transmeta kollidiert, wird wohl noch Gegenstand vieler Diskussionen werden. Das Konzept scheint demjenigen von Transmeta zu ähneln. DAISY wurde jedoch laut IBM unabhängig von Transmeta entwickelt und zielt weniger auf das Stromsparen als auf den Einsatz von Parallelinstruktionen in einer Server-Umgebung und auf die Verwendung verschiedener Architekturen auf einem gemeinsamen Mikroprozessor-Kern. (fis)

Transmetas Crusoe-Prozessor

Der Anfang Jahr vorgestellte Crusoe-Chip ist eine Kombination von Soft- und Hardware. Der Prozessor arbeitet nach dem VLIW (Very long Instruction Word)-Konzept. Zusammen mit einer ausgeklügelten Code-Morphing-Software ist er in der Lage, PC-Betriebssysteme und Software Intel-x86-kompatibel zu fahren, ohne dabei den ISSE-Befehlssatz von Intel zu benutzen.
Der Crusoe-Chip verbraucht wenig Energie und erwärmt sich kaum. Ähnlich wie bei Intels Speedstep-Methode können Takt und Spannung verringert werden, wobei Crusoe die Umschaltung je nach Beanspruchung automatisch vornimmt. Diese Eigenschaften machen Crusoe vor allem für mobile, Internet-optimierte Geräte wie Notebooks, Web-Pads oder PDAs interessant.


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