Swisscom hat es offenbar eilig mit dem Bau eines eigenen Glasfasernetzes. Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, soll der Netzbau in Zürich, Basel und Genf noch dieses Jahr beginnen. Dabei sollen jeweils vier Glasfasern in jede Wohnung verlegt werden. Eine Faser will
Swisscom selbst nutzen, die restlichen sollen verkauft werden.
In Zürich hat das Elektrizitätswerk EWZ bereits Glasfaser installiert. Das EWZ-Netz ist seit dem 1. Juni für alle Telekommunikationsanbieter zu gleichen Bedingungen verfügbar, bis Ende Jahr sollen 3400 Wohnungen und 1400 Unternehmen am Netz sein. Das EWZ bietet selbst keine Dienstleistungen an,
Orange hat seit Juni als erster Anbieter entsprechende Angebote im Portfolio. Als zweiter Telco sprang vor kurzem
Sunrise auf, dessen Testbetrieb im Herbst startet. Auch in Genf hat das örtliche Stadtwerk ein Glasfasernetz gebaut, auf dem bisher einzig Orange einen Testbetrieb fährt.
Mit einem Budget von 8 Mrd. Franken will Swisscom nun offenbar die Vormachtstellung für Telekom-Infrastruktur verteidigen und ausbauen. Dazu will man Partnerschaften eingehen, beispielsweise mit Elektrizitätswerken, die das Netz dann nicht selber bauen müssten. Allerdings will Swisscom auch ohne Partnerschaften mit dem Bau beginnen. Gegenüber der "NZZ am Sonntag" sagte Swisscom-Sprecher Olaf Schulze: "Wir werden auch zu bauen beginnen, wenn wir noch keinen Kooperationsvertrag unterschrieben haben".
Bis die Glasfasernetze von Swisscom in Betrieb gehen, wird es wohl noch eine gewisse Zeit gehen. Schon jetzt wird die Debatte um die Telekom-Infrastruktur durch die Pläne erneut angeheizt. Anfangs Juli sagte Sunrise-Pressesprecher Michael Burkhardt gegenüber IT Reseller: "Heute ist klar, dass die Gefahr eines neuen Monopols im Glasfaserbereich von Seiten Swisscom besteht."
Auch in St. Gallen regt sich Widerstand gegen die Swisscom-Pläne (wie Freitags berichtet): Dort wollen die Stadtwerke innerhalb von zehn Jahren sämtliche Haushalte und Geschäfte der Stadt ans Glasfasernetz anschliessen und dieses dann zum Selbstkostenpreis an interessierte Anbieter vermieten. Dafür sollen zwischen 50 und 100 Millionen Franken aufgewendet werden. (cdb)