In unserem Nachbarland haben die Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom und Viag Interkom ihre GPRS (General Packet Radio Service)-Dienste gestartet. Andere Netzbetreiber wollen in den nächsten Monaten folgen.
GPRS verspricht durch die Bündelung mehrerer Kanäle auf GSM-Netzen eine Bandbreite von bis zu 160 KBit/s gegenüber der bisherigen Bandbreite von 9,6KBit/s. Die Mobilfunkanbieter sehen darin nicht zuletzt einen Wegbereiter für UMTS (Universal Mobile Telecommunication System): Wenn sich die Kunden an die GPRS-Datendienste gewöhnt haben, so die Rechnung, werden sie umso eher auf das noch leistungsfähigere UMTS umsteigen.
So solllen die teuer ersteigerten Lizenzen in zwei bis drei Jahren Früchte tragen. Aber bereits heute muss der Umsatz gesteigert werden, da wegen der sinkenden Preise das Telefonieren immer weniger Gewinn abwirft.
Rohrkrepierer?
Doch es gibt ein paar Haken, die dazu führen könnten, dass sich das neue Angebot genau so als Flop erweist, wie das bis vor kurzem noch hochgejubelte WAP: In Empfangsrichtung werden mit GPRS zwar bis zu vier Kanäle kombiniert (In Senderichtung wird nur ein Funkkanal geboten). Die erste GPRS-Handy-Generation ist jedoch nicht in der Lage, mehr als zwei Kanäle zu bündeln.
Wie bei der WAP-Einführung gibt es überdies kaum Endgeräte.
Bis jetzt hat nur
Motorola ein GPRS-taugliches Handy auf dem Markt. Grössere Stückzahlen werden aber nicht vor Mitte Jahr verfügbar sein werden. Andere Modelle werden nicht vor der Cebit erwartet.
Fraglich ist auch, ob die Kunden das neue Abrechnungssystem akzeptieren werden. Statt wie bisher nach Minuten, rechnen die Anbieter nämlich künftig nach übertragenen Datenmengen ab. Später soll eventuell zwischen Seiten mit Werbung und solchen ohne unterscheiden werden. Letztere dürften dann deutlich teurer sein.
Ausserdem warnen die Marktforscher davor, dass die inhaltlichen Angebote bisher nicht zu überzeugen vermögen. Benutzer könnten sich daher, wie schon bei WAP, schnell wieder abwenden. Mit einem kurzfristigen Massenerfolg rechnen Beobachter jedenfalls nicht.
Konkurrenz
Unterdessen regt sich bereits die Konkurrenz: I-Mode ist ein Internet-Dienst für Handys, der vom japanischen Konzern NTT DoCoMo betrieben wird und im Land der aufgehenden Sonne bereits 17 Millionen Kunden hat. Nun haben KPN mit NTT DoCoMo und Telecom Italia ein Joint-venture gegründet, um auch Europa mit I-Mode zu beglücken.
Der Portaldienst soll Handy-Kunden neben dem Internet-Zugang auch Online-Spiele, E-Mails und Transaktionen ermöglichen. Zudem werden ihnen entsprechend ihrem momentanen Aufenthaltsort lokale Kinoprogramme, Restaurant-Informationen, Nachrichten zur Verkehrslage und Werbung auf das Handy geschickt.
Die Dienste werden zuerst in Deutschland, Italien, Holland und Belgien angeboten werden. Später sollen durch Partnerverträge mit anderen Netzbetreibern weitere europäische Länder folgen.
KPN erklärte, man verhandle gegenwärtig mit Herstellern, die bis Ende 2001 erste I-Mode-fähige Handys anbieten sollen.
Ist da noch wer?
Wer noch dabei sein wird, ist allerdings etwas ungewiss, wenn man einer kürzlich veröffentlichten Studie von Forrester Research folgt, der die Befragung von 26 europäischen Mobilfunkanbietern zugrunde liegt. Diese besagt nämlich, dass die Mobilfunkanbieter in den nächsten Jahren zunehmend mit Verlusten konfrontiert sein werden, da der Erlös pro Nutzer immer kleiner werde.
Eine Erholung des Marktes erwarten die Experten nicht vor 2013.
Dominierende Anbieter in kleineren Ländern werden laut der Studie gezwungen sein, sich grösseren Unternehmen anzuschliessen. Neulinge dürften nach 2007 sowieso wieder von der Bildfläche verschwunden sein.
In den kommenden 15 Jahren wird sich der europäische Mobilfunkmarkt so auf eine Handvoll Anbieter reduzieren. Zu denjenigen mit den grössten Überlebenschancen werden T- Mobil, die britische Vodafone,
Orange und Cellnet gezählt. Eine – wenn auch geringere – Überlebenschance haben KPN, der spanischen Telefonica, Telecom Italia und NTT DoCoMo. «In einem wenig profitablen Markt mit hohen Kapitalkosten ist eben Grösse ein Schlüsselfaktor», befindet Forrester. (fis)