Einmal mehr versammelte sich «die Branche», um gespannt den Ausführungen von Robert Weiss anlässlich der Präsentation des «Weissbuch 2000» zu lauschen. «Der PC-Markt ist nicht tot!» – so interpretiert Weiss die Zahlen aus seinen Erhebungen.
n der Schweiz sind, so Robert Weiss, insgesamt 4’700’000 PCs installiert. Davon stehen 2’100’000 an Arbeitsplätzen, so dass auf 1000 Erwerbstätige 730 PCs kommen. Damit steht die Schweiz im europäischen Vergleich weit vorne. Alleine die riesige installierte Basis von PCs aller Art in der Schweiz, wird damit auch in Zukunft für grossen Ersatzbedarf sorgen. Doch unverkennbar ist ebenso, dass sich der Markt konsolidiert und zweistellige Wachstumszahlen im Desktop-Bereich der Vergangenheit angehören.
Home-PCs, Notebooks, PDAs
Frappant ist der Einbruch bei den Umsätzen im Business-Desktop-Bereich. Insgesamt wurden mit 547’600 ganze 15 Prozent weniger Desktops verkauft, als im Vorjahr (577’000). Da gleichzeitig auch der Preiszerfall weiter ging (1999: 2’680, 2000: 2’228 Franken) wurden mit Business-Desktops über ein Fünftel weniger Umsatz gemacht.
Einbruch bei Business-Desktops
2000 1999 1998
Ø-Preis (Fr.) 2’228 2’680 2’930
Veränderung (%) – 15 – 8,5 – 12,2
Umsatz (Mio. Fr.) 1’220 1’546 1’570
Veränderung (%) – 21,1 –1,5 + 6,6
Gerettet wurde das vergangene Jahr durch Home-PCs und Notebooks. Der Schweizer Markt für Home-PCs wuchs um 10,6 % auf 466 Mio. Franken. Interessanterweise verringerte sich auch der Durchschnittspreis von Heimmaschinen nur um 5,2 % auf nunmehr 1’848 Franken.
Noch besser sah es im mobilen Bereich aus. Dieser Markt ist mit 1,013 Mio. Franken unterdessen fast so gross wie derjenige für Business-Desktops. Eindrücklich der geringe Preiszerfall (–2,2 %) und das starke Wachstum (+ 28,8 %). Der Preiszerfall dürfte sich aber in diesem Jahr beschleunigen, da die Produktionskapazitäten für Flachbildschirme stark aufgebaut worden sind.
Trendwende: die «Grossen» verlieren
Highlight der jährlichen Weissbuch-Präsentation ist natürlich die Verkündung der Marktanteilszahlen der einzelnen Player im helvetischen PC-Markt. Da fällt auf, dass der Trend zur grossen Marke gebrochen scheint. Die «Big Five» haben zum ersten Mal Marktanteile verloren. Gewinner scheinen aber nicht etwa die Assemblierer zu sein, sondern die aufkommenden «B-Brands» sowie einzelne Retail-Marken.
Dies ist logisch, denn bei starkem Wachstum im Retail gewinnen auch Retail-Marken wie Microspot oder Athena, während die meisten Assemblierer eher im Business-, v.a. im KMU-Umfeld, tätig sind.
Marktanteile (%)
1999 2000
Top-3 45,5 42,7
Top-5 60,2 59,1
Anteile der «Top Three» und «Top Five» im Schweizer PC-Markt insgesamt.
Compaq weiterhin dominant
Der Schweizer PC-Markt ist weiterhin fest in Compaq-Hand, während
Dell nunmehr ganz nahe an
IBM herangerückt ist. Dell ist auch der einzige Hersteller unter den «Top Five», der seinen Marktanteil am Gesamtmarkt geringfügig erhöhen konnte. Massiv zugelegt haben dagegen
Apple,
Acer und Microspot.
Anteile der Top-10 im Schweizer PC-Markt
in % 2000 1999 Veränderung
Compaq 22,4 24,4 - 8,5
IBM 8,7 9,8 - 10,9
Dell 8,5 8,5 0,3
HP 8,3 8,6 - 3,3
Fujitsu
Siemens 8,1 8,3 - 2,8
Apple 7,8 6,5 20,2
Acer 5,7 4,6 23,0
Microspot 4,2 2,9 41,6
Maxdata 3,1 2,9 4,3
Toshiba 2,5 2,4 4,3
Andere 20,8 21,0 - 1,1
Grosse Verschiebungen im Home- und Mobil-Markt
Während sich in der Rangliste für den Gesamt-PC-Markt wenig Verschiebungen im Vergleich zum Vorjahr feststellen lassen, zeigen sich der Home- und der Notebook-Markt wesentlich dynamischer.
Im Heimmarkt führt weiterhin
Fujitsu Siemens (18,5 % Marktanteil), dicht gefolgt aber von Microspot. Die Billigimporteure rückten von Rang 4 auf Rang 2 vor und besitzen jetzt einen Marktanteil vn 16,4 %. Compaq ist hingegen von Rang 2 auf Platz 4 abgerutscht und hat noch 11,8 % Marktanteil. Obwohl weder im Retail noch als Direktverkäufer aktiv, konnte sich
Maxdata erstaunliche vier Prozent des Heimmarktes sichern.
Im Markt für tragbare Computer macht sich der Eintritt zweier neuer Player bemerkbar. Sony verdoppelte seinen Marktanteil auf 6,1 % und rückte auf Rang 7 vor (Vorjahr: Rang 9).
Acer und
IBM tauschten die Plätze und
Fujitsu Siemens taucht wieder in der Rangliste der Top-10 auf (Platz 9). Einen Taucher machte
Toshiba. Der japanische Hersteller musste eine Einbusse von 11,1 Prozent auf 7,9 Prozent Marktanteil hinnehmen. Bei den verkauften Stückzahlen konnten sich aber alle Hersteller ausser Toshiba eines zwei- bis sogar dreistelligen Wachstums erfreuen.
Mobile-Markt:
Sony,
Apple und Fujitsu Siemens rücken vor
in % 2000 1999 Veränderung
Compaq 16,3 16,7 - 2,7
Acer 14,7 15,5 - 4,8
IBM 14,4 16,3 - 11,5
Dell 9,5 11,5 - 17,5
Apple 7,9 6,1 30,7
Toshiba 7,9 11,1 - 28,8
Sony 6,1 3,0 105,7
HP 5,2 3,8 36,1
Fujitsu Siemens 2,0 1,2 61,9
Jet 2,0 2,3 - 14,2
Andere 13,9 12,5 11,4
Assemblierer verlieren Marktanteile
Die Lage der Assemblierer widerspiegelt den Gesamtmarkt. Gemäss Weiss wurden letztes Jahr 140’000 Desktop-Maschinen verkauft (Vorjahr: 157’000) – ein Minus von fast 10 Prozent. Auch im Mobile Markt scheinen die Assemblierer an Marktanteilen verloren zu haben, verkauften aber in absoluten Zahlen mehr Notebooks als 1999 (22’000 gegenüber 18’000).
AMD auf dem Vormarsch
Waren 1999 gemäss Zählung von Robert Weiss erst 9,6 % aller eingesetzten Prozessoren im PC-Bereich von
AMD, so stieg dieser Anteil letztes Jahr auf 13,6 %. Im Notebook-Bereich konnte sich
Intel – wohl wegen der überlegenen «Speed-Step»-Technologie – wesentlich besser halten. Hier erreichte AMD erst einen Marktanteil von 4,4 %.
PDA-Markt: Wachstum flaut ab
Erstaunlicherweise hat sich das Wachstum im PDA-Markt verlangsamt. Von ‘98 auf ‘99 wuchs der Schweizer PDA-Markt von 70’000 auf 115’000 Einheiten (+ 66,7 %), von ‘99 auf 2000 um
59,6 % auf 183’563 Einheiten. Umsatzmässig wuchs der PDA-Markt allerdings letztes Jahr «nur» noch um 36,3 % auf 109 Mio. Franken.
Dazu beigetragen haben sicher zwei Faktoren. Einerseits die Lieferschwierigkeiten des Marktführers
Palm und andererseits die grössere Marktdurchdringung. In absoluten Zahlen gerechnet, ist das Wachstum nämlich weiterhin steigend (99: + 45’000 Geräte, 2000: + 68’000 Geräte).