Daniel Borel - Der Weltenbummler
Quelle: Logitech

Daniel Borel - Der Weltenbummler

Von einem kleinen Bauernhof im Kanton Waadt aus hat Logitech in den letzten 30 Jahren die Welt erobert. Massgeblich daran beteiligt war Mitgründer Daniel Borel.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2010/11

     

Fragt man jemanden nach seinem Wohnort, so fällt dem Gegenüber die Antwort darauf meistens leicht. Nicht so im Fall von Daniel Borel. Der Hauptwohnsitz des Logitech-Mitgründers und langjährigen CEO ist zwar London, doch er sei ebenso in den USA und Frankreich zu Hause, und ab und zu auch in der Schweiz anzutreffen, meint Borel: «Ich habe das Glück, als Pensionierter dort zu leben, wo die Sonne scheint und wo meine Familie lebt.»
Zuvor war die Schweiz, genauer die Region rund um Lausanne, jahrelang der Lebensmittelpunkt von Daniel Borel. Hier kam Bobo, wie er von seinen engsten Mitarbeitern und Freunden genannt wird, 1950 zur Welt, ging zur Schule, schloss 1976 sein Physikstudium ab, lernte seine Frau kennen und gründete 1981 Logitech. Und hier steht seit kurzem auch ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum von Logitech, das Daniel Borel Innova­tion Center, zu dessen Eröffnung wir uns mit seinem Namensgeber treffen konnten.

Studium im Silicon Valley

Zum ersten Mal mit Computern in Berührung kam Borel Anfang der 70er-Jahre, während seinem Studium an der EPFL. Schnell war er Feuer und Flamme für die Maschinen, die ihm Modelle lieferten und berechneten. Er wollte wissen, was darin vorgeht und begann schliesslich, selber zu programmieren. Die IT fesselte ihn so stark, dass er 1976 in die USA ging, um in Stanford Computerwissenschaften zu studieren. Dies war die Initialzündung für den heutigen Weltkonzern Logitech mit über 6000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über 2 Millarden Dollar.

Vom Bauernhof in die Welt

Borel erinnert sich noch gut an die Anfangszeiten von Logitech zurück, als wäre es gestern gewesen. Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre kehrte er mit einem Master und zwei Studienkollegen im Gepäck aus den USA in die Schweiz zurück. Am 2. Oktober 1981 gründeten sie Logitech. Während Amerikaner wie Bill Gates damals in Garagen begannen, starteten Bobo und seine Partner auf einem Bauernhof, zwischen Kühen und Pferden. Der Hof gehörte den Eltern von Borels Frau und lag mitten im damaligen 800-Seelen-Dorf Apples (VD).
Berühmt wurde und ist Logitech auch heute noch für seine Computermäuse. Daniel Borel ist einer der Väter der Maus, wie wir sie kennen.
Ab 1977 entwickelte er mit seinen Geschäftspartnern Desktop-Publishing-Systeme. «Um diese optimal bedienen zu können, schauten wir uns nach einer geeigneten, neuartigen Lösung um», erklärt Borel. An der EPFL fand man schliesslich die Ur-Maus.
Diese war aber natürlich noch nicht das Massenprodukt von heute. Es gab beispielsweise noch keinerlei Schnittstellen, geschweige denn Betriebssysteme, die solche Eingabegeräte unterstützen. Also begannen Borel und seine Geschäftspartner für verschiedene Hersteller, unter anderem Hewlett-Packard, spezielle Software für Mäuse zu schreiben. Die Verantwortlichen von HP waren es dann auch, die auf Borel zu kamen und ihn fragten, warum Logitech eigentlich nur Software, und nicht gleich auch die Hardware dazu herstelle. Das Ergebnis war die erste Logitech-Maus P-4, die im Herbst 1982 auf den Markt kam. Mittlerweile hat man über eine Milliarde Mäuse verkauft.
Mäuse sind heute aber natürlich längst nicht mehr die einzigen Produkte aus dem Hause Logitech. «Wir schauen immer ganz genau hin, wie Menschen mit neuen Technologien umgehen, was sie sich wünschen und versuchen dann, ihr Leben damit ein bisschen einfacher zu machen», beschreibt Borel die Logitech-Geschäftsphilosophie.
Auf dem steilen Weg nach oben gab es natürlich nicht nur Erfolgsgeschichten wie die Maus. Das gesteht der Swiss-Award-Gewinner des Jahres 2008 ein. «Um wirklich erfolgreich zu sein, muss man aber etwas riskieren», meint Borel. In die Kategorie riskiert und nichts gewonnen stuft Borel Produkte wie Scanman oder Photoman ein oder die 3D-Maus.

Asien und die USA

Logitech ist heute ein internationales Unternehmen, mit Standorten rund um die Welt. Massgeblich verantwortlich für diese Internationalisierung war Daniel Borel. Seiner Meinung nach habe sie sehr viel zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. «Ohne auch in der USA stark verwurzelt zu sein, hat man es als euro­päisches IT-Unternehmen unserer Grösse sehr schwer» meint Borel. Deshalb fasste man dort früh Fuss. Ein weiterer wichtiger Schritt sei der Gang nach Asien gewesen, der Anfang der 90er-Jahre erfolgte. «Wir haben China entdeckt, bevor es das heutige China war», meint der Logitech-Verwaltungsrat. Von den Asiaten habe er viel gelernt, zum Beispiel kosteneffizient zu designen und zu produzieren. «Aber auch, dass man schnell sein muss. China schläft nie. Hier ist nichts unmöglich», erklärt Borel.

Noch nicht ganz im Ruhestand

Mit Logitech hat Daniel Borel den grossen Wurf gelandet. Ob er noch einige andere solche Pfeile im Köcher hätte? «Ich habe tatsächlich noch ein paar Projekte, die ich gerne noch realisieren möchte», verrät Borel, um dann aber gleich nachzuschieben, «die kann ich Ihnen aber nicht nennen!» Zudem habe er einige Investments in der Hightech-Branche. An allererster Stelle stünden für ihn nun aber die Familie und seine zwei Grosskinder.

Daniel Borel

Logitech-Mitgründer Daniel Borel kam am 14. Februar 1950 als Sohn eines Schweizers und einer Französin in Neuenburg zur Welt. Mit
9 Jahren zogen sie nach Lausanne, wo Borel die obligatorischen Schulen und das Gymnasium besuchte. Nach der Matura entschied er sich für ein Physik-Studium an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). Hier wurde seine Faszination für Computer geweckt. Nach seinem Studienabschluss führte ihn sein Weg in die USA, nach Stanford, wo er einen Master in Computer-Wissenschaften machte. Dort lernte Borel Pierluigi Zappacosta und Giacomo Marini kennen, mit denen er 1981 in der Schweiz, genauer in Apples im Kanton Waadt, den Peripheriegerätehersteller Logitech gründete. Logitech bestimmte fortan sein Leben, und Borel war lange Jahre CEO und Verwaltungsratspräsident. Aktuell ist der 60-Jährige «nur» noch Verwaltungsrat und geniesst – neben ein paar Projekten aus der IT, die es dann doch noch gibt – sein Leben und die Zeit mit seiner Familie. Zu seinen grössten Hobbys zählen das Wasserskifahren, dasSegeln, das Reiten und Tennis.


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