Nach vielen intensiven Berufsjahren gönnt sich Andreas Knöpfli eine längere Auszeit. Ende Juni hat der 49-Jährige die Leitung von Sun Microsystems Schweiz abgegeben. Erst im Spätherbst will der begeisterte Golfer mit Handicap 17 wieder beruflich durchstarten, und zwar mit einer eigenen Firma namens Peakteq (www.peakteq.ch). «Peak steht für Peak, das T für Technology und das Q für Quality», erklärt Knöpfli. Anbieten will der erfahrene Manager Interimsmanagement sowie Organisations- und Personalberatung, aber auch Advisory-Board- und Verwaltungsratsaktivitäten. Er habe in seiner Karriere alles miterlebt, vom Wachstum über Auf- und Abbau bis hin zu Marktexpansionen. «Ich habe alle Facetten des Managements miterlebt und kann somit überall einen Beitrag leisten, egal in welcher Phase sich eine Firma befindet», ist Knöpfli überzeugt.
Zur IT dank USA-Aufenthalt
Seine IT-Karriere nahm in den USA Anfang der 80er-Jahre ihren Anfang. Im Rahmen eines Aufenthalts in Übersee besuchte Knöpfli am College Informatikvorlesungen. Zurück in heimischen Gefilden gab er seinen Job als SBB-Betriebsdisponent auf und widmete sich der IT – zuerst beim Kanton Schaffhausen, danach bei Tandem Computers. «Die Informatik steckte 1982 noch in den Kinderschuhen. Ich habe gespürt, dass das ein interessanter Markt werden wird», weiss Knöpfli noch genau.
1990 wurde er schliesslich von Compaq angefragt, ob er das Key Account Management in der Schweiz aufbauen würde. Bei Compaq verbrachte er insgesamt zwölf Jahre – unterbrochen von einem kurzen Abstecher zu EMC – in verschiedenen Rollen in der Schweiz, den USA und Europa, zum Schluss als Vicepresident EMEA für das Servergeschäft. Als Compaq 2002 von HP aufgekauft wurde, war es «Zeit für eine Neuorientierung». Eigentlich habe er sich bereits da eine Auszeit von sechs Monaten gönnen wollen. Daraus seien aber lediglich drei Monate geworden, weil Sun Microsystems angeklopft habe und ihn als Schweizer Länderchef wollte. «Die acht Jahre bei Sun habe ich sehr positiv erlebt», resümiert Knöpfli. Dennoch sei es nach der Akquisition durch Oracle an der Zeit gewesen, zu neuen Ufern aufzubrechen. Er sei aber erst gegangen, als klar war, wo seine Mitarbeiter landen würden: «Ich wollte meine Leute nicht im Stich lassen.»
Verbände als Gegenleistung
Nebst seinem Beruf engagiert sich Knöpfli auch in diversen Verbänden. So ist er seit sieben Jahren im Vorstand von SWICO, seit drei Jahren als Präsident. Er sitzt zudem in den Vorständen von ICTswitzerland, der ICTBerufsbildung Schweiz, dem Arbeitgeberverband und von VSIG Handel. «Ich investiere viel Freizeit in die ICT-Branche, habe von ihr aber auch viel bekommen. Ich hatte in den vergangenen 25 Jahren eine tolle berufliche Zeit und möchte der Community etwas zurückgeben», so der diplomierte Wirtschaftsinformatiker.
Zeit für sich
Viel Zeit für die Familie oder Hobbys bleibt da nicht, gibt Knöpfli zu. Allerdings betont er, dass alles eine Frage der Organisation sei. «Bei Sun hatte ich ein ausgezeichnetes Team um mich herum. Das gab mir die Möglichkeit, zu delegieren.» Zudem habe er oft drei oder gar vier Tage pro Woche im Ausland verbracht. «Da habe ich am Abend im Hotel noch etwas für den SWICO gemacht, anstatt in Bars rumzuhängen», so Knöpfli. Ausserdem habe er immer geschaut, dass das Wochenende für die Familie freibleibe. Und sowieso: «Meine Frau kennt nichts anderes. Dass ich viel weg bin, ist, seit wir uns kennen, Standard.»
Bereut hat er die Entscheidung für die Informatik nie. Auch nach rund 25 Jahren bezeichnet er die IT als «geile Branche, mit vielen Innovationen und guten Leuten». «Natürlich wäre Golfprofi auch keine schlechte Alternative. Aber da wäre ich wahrscheinlich mittlerweile verhungert, wenn ich davon hätte leben müssen», ergänzt Knöpfli lachend. Momentan hat er so viel Zeit für sich wie schon seit Jahren nicht mehr. Bis zum beruflichen Neustart widmet er sich unter anderem sowohl dem Reisen als auch dem Golfen. «Bis Ende September bin ich praktisch ausgebucht», schmunzelt er. Auch eine zweimonatige Weltreise – oder zumindest eine teilweise, wie er ergänzt – steht auf dem Plan. Wohin es gehen soll, ist noch unklar – auf der Liste stehen unter anderem Australien, Asien und Shanghai. Florida bleibt für einmal aussen vor, schuld ist die Ölkatastrophe. Bislang hat Knöpfli mit seiner Frau und seiner 11 Jahre alten Tochter fast jedes Jahr einige Wochen im Sunshine State verbracht, meistens im Mai oder im Oktober. «Entweder dann, wenn der Sommer in der Schweiz noch nicht richtig angefangen hat, oder eben, wenn er hier schon wieder vorbei ist.»
Nach Shanghai zieht ihn die Weltausstellung. Anlässlich einer Weiterbildung der HSG und der ETH war er bereits eine Woche dort: «Es war eindrücklich, zu sehen, wie rasant sich Asien entwickelt und welche Geschäftsmöglichkeiten man dort hat.»
Für die Zukunft wünscht sich Knöpfli Gesundheit und eine gute Work-Life-Balance – «vielleicht noch etwas mehr zu Gunsten von Life und mit einem tieferen Golfhandicap», meint er schmunzelnd und ergänzt: «Ausserdem möchte ich in der ICT-Branche weiterhin eine Rolle spielen.»
Andreas Knöpfli
Aufgewachsen ist Andreas Knöpfli in Schaffhausen, zusammen mit zwei älteren Geschwistern. Er absolvierte eine Lehre als Betriebsdisponent bei den SBB. Nach einem USA-Aufenthalt stieg er 1982 in die IT-Branche ein. Beim Kanton Schaffhausen machte er berufsbegleitend eine Analytiker- und Programmiererausbildung, bevor er 1985 zu Tandem wechselte, wo er zuerst als Systemengineer und später im Verkauf tätig war und die Ausbildung zum eidgenössisch diplomierten Wirtschaftsinformatiker absolvierte. Nach zwölf Jahren bei Compaq landete Knöpfli 2002 bei Sun Microsystems. Dort leitete er während der vergangenen acht Jahre als Managing Director das Schweizer Geschäft. Später kam noch die Verantwortung für Österreich und vier Länder in Osteuropa hinzu. Nach der Integration in Oracle Ende Juni 2010 hat Knöpfli für sich das Kapitel Sun abgeschlossen und macht sich Ende Herbst als Berater selbständig.