Exponet: Die Grossen fehlen – Besucher auch

Vom 6. bis 8. März fand in Bern die erste «Exponet» statt. Obwohl der Veranstalter mit harten Bandagen kämpfte, blieben sowohl die grossen Player als auch die Besuchermassen aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/05

     

Am 6. März um neun Uhr öffnete die «Exponet» in Bern ihre Tore. Während drei Tagen haben in Bern zwar offiziell 150 Aussteller ihre Produkte und Lösungen präsentiert, die grossen, internationalen Player aber glänzten mit Abwesenheit. Und selbst die Zahl von 150 ist mit Vorsicht zu geniessen, denn wirkliche Aussteller dürften nur etwa 50 vertreten gewesen sein, der Rest waren sogenannte Mitaussteller, die oft nur mit einem Firmen-Display oder einem kleinen Pult samt Laptop bei anderen Ausstellern vertreten waren.
Insider wissen zu berichten, dass der Veranstalter der Exponet, die deutsche DC Congress Gesellschaft, mit harten Bandagen kämpfte: Um Aussteller zum Messeauftritt zu überzeugen, sei mit happigen Rabatten gearbeitet worden und um die Ausstellungsfläche aufzublasen, seien zum Teil bestellte Standflächen ohne Aufpreis bis zu verdreifacht worden. Hinzu kommt, dass Aussteller auf der Liste waren, die sich nie angemeldet hatten. So musste zum Beispiel Cisco etliche Male intervenieren, bis der Name von der Ausstellerliste gestrichen wurde.

Auf dem Terrain der gestorbenen TNC

Die Schwerpunkte der Messe sind Netzwerke, Telekommunikation, Internet, Software, Hardware, Workflow und Dokumentenmanagement sowie Facility Management. Damit wird eines klar: Die Exponet versucht sich auf dem Terrain der Telenetcom (TNC), welche die Reed Messen aufgrund der schwachen Nachfrage nicht mehr durchführt und dieses Jahr in die Internet Expo integriert hat.
Wäre die Messe nicht gleichzeitig mit den Telematiktagen Bern durchgeführt worden, so wäre wohl die Besucherzahl noch spärlicher ausgefallen. So hatten die Besucher der Telematiktage wenigstens die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und den Fachkongressen und -Seminaren und der Messe am selben Tag einen Besuch abzustatten.
Die Exponet wird von der deutschen DC Congress Gesellschaft durchgeführt und stiess bereits in Österreich auf Anfangsschwierigkeiten. DC liess sich nicht beirren und hielt bis zum Schluss an den erwarteten 10’000 Besuchern fest. Dass sich die Messe in Wien schliesslich doch noch zum Erfolg bringen liess, nimmt DC zum Anlass, zu glauben, dass sich das Konzept auch in der Schweiz etablieren lässt. Fakt aber ist, dass sich während der drei Messetage weniger als 7000 Besucher einfanden.
Auch die parallel zur Exponet stattfindenden Telematiktage wurden nicht gerade überrannt. Statt der erwarteten 800 Besucher kamen lediglich 350.

Die PR-Buschtrommel gerührt

Bereits am zweiten Messetag rührte DC die PR-Trommel und wehrte sich gegen negative Berichte in den Medien. Diese hätten bei den Ausstellern heftige Reaktionen hervorgerufen, heisst es da. Und weiter: «Viele waren mit dem ersten Tag höchst zufrieden.» DC konnte denn auch einige Aussteller zu schlagkräftigen Parolen hinkriegen — kein Wunder, ein Manager wäre kein Manager, würde er eine Gratis-Plattform nicht subito nützen.
So wird etwa Roland Pulfer, der CEO von Pulinco zitiert: «An den ersten eineinhalb Tagen wurden unsere Erwartungen auf Grund unserer Leads übertroffen.» Pulfer will sich denn auch beim Verband Swisssoft für die Messe stark machen und weiter auf die B2B-Messe setzten.
Ein prominenter Vertreter, Daniel Bigler, Direktor der Kablan AG, war von dem kritischen Zeitungsartikel enttäuscht: «Ich war heute morgen enttäuscht von der Presse.
Denn ich habe am ersten Tag gute Kontakte gehabt, die führenden Unternehmen der Schweiz wie Swisscom, weitere grössere Unternehmen und Bundesstellen waren bei uns am Stand. Dank der Vernetzung mit der Telematik konnten viele Synergien geschaffen werden.» (mh)
Kommentar
Das (zwar wohl aus der Not geborene) Konzept, kleineren oder regionalen Lösungsanbietern und IT-Dienstleistern eine Plattform zu bieten, wo sie nicht unter Microsoft, IBM, Sun und Konsorten untergehen, könnte eine Alternative zu den etablierten IT-Messen wie Orbit / Comdex und Internet Expo sein.
Anders lässt sich wohl eine zusätzliche IT-Fachmesse in der Deutschweiz auch kaum realisieren, beschränken sich doch bereits viele der grossen US-Player auf ein bis höchstens zwei Messeauftritte pro Land auf dem alten Kontinent.
Ob sich allerdings die österreichischen Verhältnisse so einfach auf die Schweiz übertragen lassen, ist fraglich. Und: eine B2B-Messe ist zwar entscheidend auf die Marketingaktivitäten der Aussteller angewiesen. Aber von den selbst eingeladenen Kunden generiert man nicht so viele Leads. Schliesslich hat sich gezeigt, dass die erhofften 10’000 Besucher auch nicht mit aus dem Boden gestampften PR-Aktivitäten hergezaubert werden konnten.
Dementis bekräftigen häufig beim Publikum die bereits herrschende Meinung zu einem Thema erst recht.
Markus Häfliger


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