MacOS X geht in Produktion

So stabil wie ein Unix-System, so einfach wie ein Apple: Das verspricht Steve Jobs seiner Fangemeinde zum neuen Macintosh-Betriebssystem.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/05

     

Apple hat die «Gold Code»-Version seines neuen Betriebssystems Mac OS X in Produktion gegeben. Am 24. März 2001 soll die neue Systemgeneration in die Läden kommen. OS X verspricht viele Neuerungen, obwohl sich einige der erwarteten Features noch nicht auf der CD finden werden.
Für Apple ist OS X ein Meilenstein. Die langjährigen Bemühungen, das bisherige Mac OS durch ein leistungsfähigeres System mit Speicherschutzmechanismen und kooperativem Multitasking zu ersetzen, werden nun endlich umgesetzt. Wie gross die Erwartungen der Anwender sind, zeigt eine in den USA durchgeführte Umfrage: Mehr als die Hälfte gab an, spätestens bis Jahresende auf das neue System umzusteigen. Über 30 Prozent wollen Mac OS X sofort nach Erscheinen einsetzen.
Die Basis des Systems bildet Darwin, ein Mach-3-Kernel mit einem BSD-Unix. Darwin bietet echten Speicherschutz, preemptives Multitasking und symetrisches Multiprocessing für die Dualprozessor-Macs. Die 2D-Grafik-Engine «Quartz» benutzt das von Adobe entwickelte Portable Document Format (PDF) als internes Grafikmodell. 3D-Grafik und -Spiele werden durch Open GL unterstützt, die Quicktime-Architektur ermöglicht Streaming Audio und Video.

Neue Oberfläche

Mit dem mehrmals an die Wünsche der Betatester angepassten «Aqua» besitzt OS X zudem eine neuartige Benutzeroberfläche, die einfache Handhabung mit neuen Funktionalitäten verbindet. Dazu gehört das Dock, mit dem sich Anwendungen, Dokumente und Fenster zentral organisieren lassen.
Mac OS X setzt mindestens 128 MB Arbeitsspeicher voraus und läuft auf iMacs, iBooks, Power Macintosh G3 und G4, dem G4 Cube sowie allen PowerBooks, die nach September 1998 vorgestellt wurden.
An Anwendungen für das neue System wird es nicht fehlen. Laut Apple haben sich bis jetzt über 400 Software-Hersteller zu dem neuen System bekannt. Bereits sind mehr als 350 Programme angekündigt. Hält sich Apple an seinen Systemfahrplan und installiert Mac OS X ab Juli auf allen neuen Rechnern, bleibt Entwicklern auch gar nichts anderes übrig, als OS X zu unterstützen.
Auf der Apple-Website lässt sich einsehen, welche neuen Programme es bis jetzt für Mac OS X gib, und welche bisherigen Programme sich in der sogenannten Classic-Umgebung des neuen Systems unverändert weiternutzen lassen (www.apple.com/macosx/applications).

Schnellschuss löst Bedenken aus

Mit dem Erscheinungsdatum vom 24. März hat es Apple eiliger, als allgemein üblich. Microsoft etwa veröffentlichte für Office XP for Windows den «Gold-Code» am 2. März und will mit der Auslieferung am 31. Mai beginnen. Apple dagegen gibt sich zwischen der Fertigstellung des Codes und der Auslieferung der CD weniger als 20 Tage. Die meisten Analysten erachten dies als eher knapp und deuten es als Zeichen, dass Apple trotz Schwierigkeiten den Termin um jeden Preis halten wollte. In die gleiche Richtung deutet, dass einige Features noch fehlen werden. So wird zwar Quicktime 5 dabei sein, sich aber weder die Musikbearbeitung iTunes noch die Video-Bearbeitung iMovie auf der CD finden. Phil Schiller, bei Apple für das weltweite Marketing verantwortlich, versichert jedoch: «Wir werden alles tun, damit diese Programme gleichzeitig mit der Auslieferung von OS X für den Download auf unserem Server bereit stehen werden. Oder – falls es trotz aller Anstrengungen doch nicht reicht – zumindest schon bald danach.»

Ein Betriebssystem ohne DVD-Unterstützung?

Nicht gerade Begeisterung löst Apple auch mit der Tatsache aus, dass sich mit dem ersten Release keine DVDs abspielen lassen. Schiller mochte dazu nur sagen, dass der DVD-Player halt einfach noch nicht fertig sei, aber so bald als möglich von der Apple Site heruntergeladen werden könne. Ebenfalls offen ist, wann die DVD-Autorensoftware iDVD für OS X erhältlich sein wird.
Wer auf DVD nicht verzichten kann, muss also wohl oder übel noch bei OS 9.1 bleiben, das über dieses Feature verfügt. In den USA wurde Apple dafür von den Marktbeobachtern scharf gerügt. Schiller anderseits versuchte abzuwiegeln: «Das alles wird bald im Web oder mit der Hardware ausgeliefert werden. Die Verfügbarkeit einer Funktionalität heisst ja nicht unbedingt, dass sie «out of the box» mitgeliefert wird.» Eindringlich bat er, die fehlenden Features nicht überzubewerten: «Es handelt sich nur um ganz wenige Dinge, gegenüber einigen hundert neuen Funktionen, die bereits auf der ersten CD von OS X enthalten sind.»
Ab 24. März 2001 wird Mac OS X im Fachhandel und im Apple Store (www.apple.com/swissdestore) für 249 Franken erhältlich sein. Im Sommer wird Mac OS X auf sämtlichen Macintosh-Computern als Standardsystem vorinstalliert. (fis)


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