2010 wurden gemäss dem aktuellen «Weissbuch» in der Schweiz rund 1,3 Millionen Net- und Notebooks verkauft, rund 400'000 im Business- und rund 900'000 im Home-Bereich. Das sind insgesamt 12,8 Prozent mehr als 2009. Damit übertrifft der Mobile-Markt erneut denjenigen für Desktop-PCs (+10,9%), konnte jedoch das starke Stückzahlenwachstum von 33,8 Prozent im vorhergehenden Jahr nicht halten. Dafür konnten die Note- und Netbook-Hersteller in diesem Jahr wieder mehr Umsatz erzielen, nämlich 1,202 Milliarden Franken (+4,8%).
Grosser Netbook-Boom bereits vorbei?
Der Schuldige für das vergleichsweise geringe Stückzahlenwachstum im Mobile-Markt ist schnell gefunden: Es ist das Netbook. Wurden 2009 noch 192'000 Stück der preiswerten, mobilen Rechner abgesetzt, waren es vergangenes Jahr nur noch 177'000 Stück (-7,8%). Das konnte so eigentlich nicht erwartet werden, lässt sich aber durchaus erklären. Einige potentielle Netbook-Käufer sind vermutlich auf den Tablet-Zug aufgesprungen und haben sich statt eines günstigen, aber leistungsmässig doch eingeschränkten Netbooks ein schickes iPad von
Apple oder das Galaxy Tab von
Samsung gekauft. Insgesamt wurden 2010 nämlich 110'000 Tablets verkauft, wie die Marktstudie von Robert Weiss zeigt. Da die Tablets im Vergleich zu Netbooks teurer sind, wirkte sich das deshalb auch positiv auf die Umsatzentwicklung aus.
Acer fordert HP heraus
Marktleader im Mobile-Markt ist nach wie vor HP. Allerdings hat der weltgrösste PC-Hersteller im Vergleich zu allen anderen Unternehmen in den Top-10 im vergangenen Jahr weniger mobile Geräte verkauft als noch 2009, und zwar sowohl im Business- (-2,6%) als auch im Home-Bereich (-1,2 %). Während HP mit einem Marktanteil von 32,2 Prozent im Business-Segment trotzdem und nach wie vor unangefochtener Marktleader ist – auf dem zweiten Platz folgt
Lenovo mit 17,8 Prozent – musste die Führung im Home-Segment an
Acer abgegeben werden.
Acer konnte im vergangenen Jahr 270'700 mobile Geräte an den Heim-anwender bringen, fast 30'000 Stück mehr als
HP, und seinen Marktanteil damit um 12,1 auf 30,4 Prozent steigern. Für die Krone im gesamten Mobile-Markt reicht das aber noch nicht aus, dazu ist Acer im Business-Bereich zu schwach. Hier musste man im Vergleich zum Vorjahr einen Stückzahlenrückgang um
14 Prozent hinnehmen und konnte im Vergleich zu HP 110'000 Geräte weniger verkaufen.
Apple wächst, trotz und wegen iPad
Neben
Acer ist
Apple einer der grossen Gewinner im Mobile-Markt. Jobs und Co. konnten vergangenes Jahr insgesamt 159'000 Macbooks verkaufen (+25,2%), 64'000 Stück gingen an Business-Kunden, der grössere Teil an Heimanwender. Damit liegt Apple bezüglich Marktanteil neu in allen drei Ranglisten (Mobile-Markt Business, Home und insgesamt) auf dem dritten Platz. Das ändert sich übrigens auch nicht, wenn man die über 100'000 verkauften iPads dazu zählt. Allerdings würde der Marktanteil von Apple mit 18,5 Prozent doch deutlich höher liegen als ohne Tablets (12,2%), hatte die Konkurrenz mit Ausnahme von
Samsung 2010 doch noch kein Konkurrenzprodukt zum iPad auf dem Markt.
Samsung mit beachtlichem Start
Neben
Acer und
Apple sticht mindestens ein weiteres Unternehmen aus den Top-10 heraus, nämlich
Samsung. Das Unternehmen, das erst im vergangenen Sommer wieder in den Schweizer Markt eingestiegen ist, hat auf Anhieb den neunten Platz im Mobile-Markt insgesamt erobert (Marktanteil: 2,6%), im Home-Bereich ist es gar der achte Rang (3,6%), im Netbook-Markt Platz vier (10,7%). Insgesamt konnte Samsung vergangenes Jahr 33'500 Net- und Notebooks verkaufen.
Tablet-Markt: Ruhe vor dem Sturm
Die erstmalige Untersuchung des Schweizer-Tablet-Markts im Rahmen des «Weissbuch» ist wenig aussagekräftig. 100 Millionen Franken wurden schätzungsweise umgesetzt, 110'000 Geräte verkauft, über 90 Prozent davon stammten von
Apple. Das dürfte sich mit der nächsten Ausgabe aber deutlich ändern, werden in den kommenden Wochen doch einige neue Tablets namhafter Hersteller wie
Acer,
Asus,
HP, HTC, LG, RIM oder
Toshiba erscheinen (siehe Marktübersicht im Swiss IT Magazine, S. 64). Dann wird Apple ziemlich sicher nicht mehr einen Marktanteil von 92,7 Prozent aufweisen. Spannender ist jedoch die Frage, ob der Tablet-Primus seine Verkaufszahlen halten kann oder 2011 sogar mehr als 102'000 iPads verkaufen wird. Und: Wird der Netbook-Markt ob der Tablet-Flut ganz versiegen?
(mv)