Entgegen den ursprünglichen Erwartungen wird die Einführung einer europäischen Top Level Domain .eu frühestens im letzten Quartal dieses Jahres kommen.
Im Februar letzten Jahres hatte die Europäische Kommission beschlossen, eine europäische Top Level Domain zu schaffen. Im internationalen Bereich gibt es ein starkes Übergewicht der .com-Domains. Vor allem amerikanische Unternehmen und Organisationen sind fast ausschliesslich unter dem berühmten «dot-com» im Web präsent.
EU-Unternehmen hingegen müssen in jedem Land unter einer anderen Top Level Domain auftreten. Durch die neue .eu-Domain soll dieser Wettbewerbsnachteil ausgeglichen werden.
Noch im Dezember schien ein Empfehlungspapier der Kommission die Behörden in Zugzwang zu bringen. Optimisten glaubten schon, die Vergabe einer Domain für den .eu-Bereich stehe unmittelbar bevor.
Zeitplan
Doch die Hoffnung täuschte. Immerhin gibt es jetzt aber einen offiziellen Zeitplan. Kürzlich fand in Brüssel ein Meeting statt. Mit von der Partie neben Leuten der nationalen Registrierungsstellen auch Vertreter der Europäischen Kommission und des Parlaments. Letztere haben jetzt einen Zeitplan vorgelegt, in dem die weiteren Schritte zwischen den beiden Gremien festgehalten sind.
Mitte März soll der juristische Parlamentsausschuss eine Stellungnahme abgeben und an die Kommission weiterreichen. Diese hat darüber bis zum 10. April zu befinden. Mitte Mai wird das Parlament dann im Plenum entscheiden.
Registrierung
George Papapavlou, der Beauftragte der EU-Kommission für Internetfragen, skizzierte die Eckpunkte der Registrierungsrichtlinien. Danach sollen zwar zahlreiche Rechtsfragen in den Registrierungsrichtlinien geregelt werden.
Papapavlou machte aber deutlich, dass keine langwierige Vorabkontrollen bei der Registrierung von .eu-Domains beabsichtigt sind. Offensichtlich hat die Kommission die Lehren aus den bisherigen Erfahrungen gezogen. Eine restriktive Registrierung würde dem erklärten Ziel der Förderung des E-Business in Europa nur schaden.
Es hat sich nämlich gezeigt, dass Staaten, die ihren Namensraum unbürokratisch verwalten, die schnellste Internet-Entwicklung aufweisen, während Länder mit enger Regeldichte wie Frankreich, Griechenland und Spanien hinterherhinken.
Laut Papapavlou arbeitet man derzeit an der öffentlichen Ausschreibung für die Vergabe einer Registrierungsstelle. Diese wird nach bekanntem Muster Registrier-Organisationen akkreditieren, so dass ein funktionsfähiges Netzwerk für die Vergabe entstehen soll. Laut Insidern scheint im Augenblick «CO-EUR», eine internationale Vereinigung aus Domain-Registraren, die besten Aussichten für den Zuschlag zu haben.
Schweiz draussen?
Von der Schweiz wurde bei der EU-Kommission bereits vor einem Jahr Beschwerde gegen ihren Ausschluss von der .eu-Domain eingelegt. Laut Andreas Sutter, dem Sprecher des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), ist die Schweiz nicht damit einverstanden, dass die .eu-Domain lediglich von Unternehmen, Institutionen und Personen der fünfzehn EU-Mitgliedsstaaten benutzt werden soll. In einer Erklärung der EU-Kommission hiess es damals jedoch, eine Erweiterung auf Nicht-EU-Staaten werde erst nach der Einführung der .eu-Domain geprüft. (fis)