IT-Titel trotz Top-Quartalszahlen unter Druck

Die Mehrheit der IT-Schwergewichte lag mit den Quartalsergebnissen über den Markterwartungen. Der Abwärtstrend an den Börsen machte die Gewinne aber wieder zunichte.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/09

     

Die Quartalszahlensaison präsentierte in den vergangenen Wochen ein zwiespältiges Bild: Einerseits erfüllten quasi alle Unternehmen die Markterwartungen, lieferten teilweise sogar Rekordergebnisse, und die Aktien erreichten neue Allzeithochs. Auf der anderen Seite verhinderten die Turbulenzen an den Märkten aber einen weiteren Anstieg der Kurse und sorgten statt dessen für eine Talfahrt auf breiter Front.

PC-Hersteller unter Druck

Die Quartalszahlen bei den Hardware-Schwergewichten fielen gespalten aus: Hersteller wie Dell, Intel, aber auch HP litten unter den mageren PC-Absatzzahlen im zweiten Quartal. Dagegen gab es Rekordzahlen wie auch ein All-zeithoch bei Apple, und auch die IBM-Titel erreichten zwischenzeitlich eine neue Bestmarke. Dem Abwärtstrend an der Börse konnte sich jedoch kaum ein Unternehmen entziehen. Einzig Apple konnte sich halten.

- Apple: Mit einem Rekordergebnis konnte einmal mehr Apple aufwarten. Mit einem Umsatz von 28,6 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 7,3 Milliarden Dollar präsentierte das Unternehmen das beste Quartalsergebnis aller Zeiten und toppte die Analystenerwartungen mit Leichtigkeit. In der Folge durchbrach die Aktie erstmals die 400-Dollar-Marke, musste dann aber anschliessend wieder über 10 Prozent abgeben.


- Cisco: Beim weltgrössten Netzwerkausrüster brach der Gewinn infolge Restrukturierungsmassnahmen gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um 36 Prozent ein, während man beim Umsatz geringfügig zulegen konnte. Allerdings hatte der Markt mit noch tieferen Werten gerechnet, und die Aktie reagierte dennoch positiv, nicht zuletzt auch wegen eines optimistischen Ausblicks aufs laufende Quartal.

- Dell: Der texanische PC-Hersteller konnte im Berichtsquartal seinen Gewinn um 63 Prozent auf 890 Millionen Dollar steigern und übertraf damit die Analysten­erwartungen. Hingegen lag man beim Umsatz unter den Marktprognosen, und auch der Ausblick enttäuschte die Marktbeobachter. Die Dell-Titel brachen in der Folge um über 10 Prozent ein.

- EMC: Speicherriese EMC präsentierte einen Quartalsgewinn von 546 Millionen Dollar und lag wie auch beim Umsatz von 4,9 Milliarden Dollar leicht über den Erwartungen der Wall Street. Allerdings zeigte sich der Markt enttäuscht vom Ausblick aufs Gesamtjahr, obwohl die Zahlen noch angehoben wurden.

- Hewlett-Packard: HPs Quartalszahlen wurden überschattet von der Ankündigung, das PC-Geschäft verkaufen und sich auch vom Tablet- und Smartphone-Business verabschieden zu wollen. Wurden die Titel vor dem Platzen der Bombe noch für über 32 Dollar gehandelt, fiel die Aktie in der Folge um über 25 Prozent und bewegte sich auch in den darauf folgenden Tagen unter der 25-Dollar-Marke. Sowohl Quartalsumsatz als auch Gewinn entsprachen im übrigen den Markterwartungen, während man sich vom Ausblick aufs laufende Quartal als auch aufs gesamte Geschäftsjahr mehr erhofft hatte.

- IBM: Auch IBMs Quartalzahlen entsprachen den Markterwartungen, konnte Big Blue doch sowohl den Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 8 Prozent steigern als auch beim Umsatz ein Plus von 5 Prozent präsentieren. Positiv aufgenommen wurde schliesslich auch die angehobene Gewinnprognose aufs gesamte Geschäftsjahr. Die IBM-Titel erklommen in der Folge ein Allzeithoch von über 185 Dollar, um dann im Zuge der nachfolgenden Markt-turbulenzen um über 10 Prozent einzubrechen.

- Intel: Wie Apple konnte auch Prozessormulti Intel mit einem Umsatz von 13 Milliarden und einem Gewinn von 2,95 Milliarden Dollar ein Rekordergebnis präsentieren. Zwar wurde auch der Ausblick angehoben, doch beinhaltete dieser eine verhaltene Wachstums-prognose aufs PC-Geschäft, und die Titel gaben in der Folge nach.

- Nokia: Mit massiven Einbrüchen im Mobiltelefon-Absatz hatte Nokia zu kämpfen, und die Finnen gerieten mit einem Verlust von 368 Millionen Euro tief in die roten Zahlen. Der Markt hatte allerdings bereits mit Zahlen in dieser Grössenordnung gerechnet und reagiert in der Folge wohlwollend. Dazu beigetragen hat allerdings auch Nokias Versprechen, die Massnahmen zur Restrukturierung schneller durchführen zu wollen.

Umsatzerfolge bei den Software-Herstellern

Die grossen Software-Hersteller präsentierten durchs Band höhere Gewinne und Umsätze. Nichtsdestotrotz machten die Einbrüche an den Börsen die nach der Veröffentlichung der Zahlen erzielten Gewinne wieder zunichte. Vom
1. Juli bis 22. August verloren alle Titel rund 20 Prozent. Einigermassen halten konnte sich lediglich die Microsoft-Aktie.

- Adobe: Grafikspezialist Adobe konnte sowohl den Gewinn als auch den Umsatz im Berichtsquartal deutlich steigern und übertraf damit auch die Prognosen der Marktauguren. Obwohl auch der Ausblick über den Markterwartungen lag, bewegten sich die Titel in der Folge kaum.


- Microsoft: Auch der Redmonder Software-Konzern konnte auf ein erfolgreiches Quartal zurückblicken. Beim Gewinn präsentiert Microsoft einen Zuwachs von 30 Prozent, beim Umsatz immerhin von 8 Prozent. Dass die Aktie sich in der Folge dennoch kaum bewegte, lag primär an den sich weiterhin negativ entwickelnden Windows-Umsätzen.

- Oracle: Mit 10,8 Milliarden Dollar konnte Oracle im Ende Mai endenden vierten Quartal des Geschäftsjahres einen Rekordumsatz vermelden. Der Gewinn stieg im Berichtszeitraum gegenüber Vorjahr um 36 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Negativ aufgenommen wurden einzig die rückläufigen Hardware-Umsätze, die allerdings durch Support-Verträge wieder ausgeglichen werden konnten.

- SAP: Der deutsche Software-Konzern SAP konnte im zweiten Quartal den Gewinn gegenüber Vorjahr um 20 Prozent auf 588 Millionen Euro steigern, während beim Umsatz von 2,6 Milliarden Euro ein Plus von 14 Prozent resultierte. Da auch der Ausblick angehoben wurde, legten die Titel in einer ersten Reaktion zu; allerdings wurden die Gewinne infolge der allgemeinen Einbrüche an der Börse wieder eliminiert.

Erfolg auf Erfolg im Web

Bei den mehrheitlich im Internet tätigen IT-Schwergewichten erfüllten alle
der drei beobachteten Firmen die Markterwartungen. Google liefert den zweithöchsten Quartalsgewinn der Firmengeschichte. Die Kursgewinne fielen hier wie dort beachtlich aus, mussten aber infolge der Börsenturbulenzen wieder abgegeben werden.

- Amazon: Der weltgrösste Online-Händler konnte den Umsatz im zweiten Quartal um beachtliche 50 Prozent auf 9,9 Milliarden Dollar steigern. Die aggressive Preisstrategie schlug aber auf den Gewinn, der 8 Prozent tiefer ausfiel als im Vorjahresquartal. Da der Markt diese Entwicklung bereits eingepreist hatte, lagen die Zahlen über den Prognosen, und die Titel erreichten in der Folge ein neues Allzeithoch.


- Ebay: Beim weltgrössten Online-Auktionshaus lagen Umsatz wie Gewinn über den Prognosen der Marktbeobachter. Einmal mehr war es der Bezahldienst Paypal, der sich am besten entwickelte und erstmals die Hürde von einer Milliarde Dollar Umsatz überwand.

- Google: Auf ein erfolgreiches Quartal konnte auch Suchmaschinenprimus Google zurückblicken: Der Gewinn stieg gegenüber Vorjahr um 36 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar, und auch der Umsatz lag über den Markterwartungen. Die Titel zogen um über 10 Prozent an, und die 600-Dollar-Marke wurde wieder übersprungen. (rd)


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