Turbulentes 2000 für die COS-Gruppe

Mit der Übernahme von Alltron und der «Fast-Übernahme» von Karma nähert sich COS dem Umsatzziel von zwei Milliarden. Doch das vergangene Jahr brachte einen Einbruch beim Gewinn.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/07

     

Kurt Früh schien an der Präsentation der Jahresergebnisse der COS-Gruppe nicht ganz so locker und souverän wie gewohnt. Ob es wohl am gesunkenen Reingewinn der börsenkotierten Gruppe lag? Oder daran, dass sich die Verhandlungen mit der Alltron-Mutter Avnet lange hinzogen hatten?
Die COS-Gruppe setzte im vergangenen Jahr 918,7 Mio. Franken um (+21,1 %).
Der Löwenanteil davon entfiel auf das Distributionsgeschäft (808 Mio. Franken), davon der Hauptteil wiederum auf die zwei deutschen Firmen P&T und S&S. Der Bereich Handel und Systemintegration schrumpfte umsatzmässig wegen der wegfallenden Leasing-Umsätze auf noch 89,1 Mio Franken (Vorjahr 99 Mio. Franken). Die Umsätze im E-Business-Bereich (Auctionline und Primustronix) stiegen auf noch marginale 15,1 Mio. Franken.
Unter dem Strich blieb allerdings wenig hängen. Gerade noch 1,8 Mio. Franken blieben nach Steuern in der Kasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind das über zwei Drittel weniger Reingewinn. Das präsentierte Resultat sieht aber schlechter aus, als es ist. Denn der Einbruch bei den Gewinnen der Gruppe lässt sich gemäss Früh auf drei bestimmte, einmalige Faktoren zurückführen. Zum einen stieg die Steuerbelastung, da keine Verlustvorträge aus früheren Zeiten mehr abgeschrieben werden konnten. Andererseits erlitt COS im Distributionsgeschäft in der Schweiz und in Deutschland einmalige Einbrüche.

Systemintegration mit Oracle und Compaq

Mit der COS Services AG in der Schweiz, COS Concat in Deutschland und COS Systems Handels-GmbH in Österreich entsteht ein paneuropäischer Systemintegrator mit ähnlicher Ausrichtung in allen drei Ländern. In der Schweiz konzentriert sich COS Services neben dem Handel auf die Entwicklung von Lösungen.
So wurde man «Oracle Alliance Partner» und entwickelte E-Commerce-Applikationen. Ausserdem ist COS Services einer von vier schweizerischen Compaq Enterprise Partnern. Wohin die Reise geht, zeigt die Zertifizierung von COS Concat (Deutschland) als Compaq «SAN System Integrator».

E-Business = «E-Tailer» + Auctionline

Die E-Business-Aktivitäten von COS sind klein aber stark wachsend. COS ist mit nunmehr 31,5 % am grössten deutschen IT-E-Tailer, Primusavitos beteiligt. Etwa 30 % der Waren für Primusavitos liefert COS-Distribution – man kann Kurt Früh und seinen Leuten sicher nicht mangelndes Denken in Synergien vorwerfen...
Die Site soll noch dieses Jahr profitabel werden. Der Umsatz von Auctionline, der Auktionssite für gebrauchte PCs und Peripherie, soll dieses Jahr explosionsartig auf 50 Mio. Franken wachsen. Der Optimismus ist berechtigt, denn bisher hinderte nicht fehlende Nachfrage, sondern fehlender Nachschub das Geschäft.
Mit zwei Occasionshändlern in Frankreich und England, die neu zur Gruppe kamen, sollte dieses Problem gelöst sein. Ausserdem wurde Auctionline mit der Vermarktung der 35’000 Occasions-PCs von UBS beauftragt, die nun anfallen.

Probleme in der Distribution

Wenig erfreulich verlief hingegen das Jahr 2000 in der Distribution. In der Schweiz gingen Umsatz und Marge wegen dem Wegfall der Nokia-Monitore zurück. Man hatte als Exklusiv-Disti von Nokia noch Margen von 18 %, erzählt Früh. Insgesamt wurden 2000 bei COS-Distribution in Baden-Dättwil noch 90,1 Mio. Franken umgesetzt und fuhr einen Verlust von etwa drei Mio. Franken ein.
In Deutschland erlitt die COS-Tochter P&T einen Einbruch im vierten Quartal. P&T war so schnell gewachsen, dass der Raummangel zu einem Neubau zwang. Aufgrund der Umtriebe des Umzuges und der Arbeit in zwei Lagern, musste man im Q4 Kunden zurückweisen. Statt eines Umsatzes von erhofften 250 Mio. DM wurde es im Q4 nur einer von 175 Mio. und die deutsche COS-Tochter schrieb in dieser Zeit rote Zahlen. Diese Probleme sollten mit dem neuen Lager endgültig gelöst sein, so Kurt Früh. Im ersten Quartal 2001 setzte P&T bereits wieder knapp 200 Mio. DM um.

Ein Zwei-Milliarden-Konzern am Horizont

Mit der Übernahme des Karma-Geschäfts («nur» Mitarbeiter und Kunden), der Karma-Einkaufsorganisation und von Alltron (siehe Seite 1, linke Spalte) ist Früh seinem Ziel eines 2-Milliarden-Konzerns einiges näher gekommen. Im laufenden Jahr soll die Gruppe einen Umsatz von knapp 1,2 Mrd. Franken und einen Gewinn vor Steuern von 15,5 Mio. Franken erreichen.
Wichtig dabei ist die klare Fokussierung auf Computer-Peripherie (COS-Distribution und P&T) und Computer-Komponenten (COS IP, COS Components, S&S). So konnte Früh den Gewinn der paneuropäischen Distributionsrechte für Maxtor-Disks auf der Cebit vermelden.
Die Reorganisation des Bereichs Handel und Systemintegration sollte nunmehr abgeschlossen sein, so Früh. Dieser Bereich wird sich auf Storage, NT und Unix fokussieren.


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