HP Schweiz und Itris gehen ab Ende Juli getrennte Wege, wie
"Swiss IT Reseller" exklusiv berichtete. Nun nimmt Pierre Bolle (Bild), Country Manager Indirect Business bei
HP Schweiz, gegenüber "Swiss IT Reseller" Stellung zur ganzen Angelegenheit. Dabei betont er gleich zu Beginn, dass die langjährige Partnerschaft mit Itris keinesfalls – wie von Itris-Verwaltungsratspräsident Alfred Winkler verlautbart – "Knall auf Fall" beendet wurde. "Wir führen seit 13 Jahren Gespräche mit Itris, ich selbst bin seit rund neun Jahren darin involviert. Die Aussage, dass die Trennung Knall auf Fall kam, kann so also nicht stehen gelassen werden", betont Bolle. Vielmehr habe HP Schweiz Itris während dieser Zeit immer wieder Ansätze aufgezeigt, wie sie die problematische Situation beheben könnten. "Deren Umsetzung hätten für Itris aber eine Investition und eine Änderung der Ausrichtung bedingt. Dazu war das Unternehmen aber nicht bereit", ergänzt der Country Manager Indirect Business.
Auf die Frage, wieso sich
HP denn nun gerade jetzt zur Auflösung der Partnerschaft entschieden hat, nachdem diese seit Jahren in dieser Form bestanden habe, nennt Bolle unter anderem den von HP Ende 2013 angekündigten Schutz von geistigem Eigentum, der im Februar dieses Jahres nun rechtskräftig wurde. "Das hat die ganze Situation sicher beschleunigt", so Bolle. Primär gehe es aber um den Schutz der Kunden und Partner – "das ist das Wichtigste". Denn für den Kunden sei die Unterscheidung der verschiedenen Gruppen von Itris – sprich in diesem Falle Maintenance und Informatik – nicht klar genug gewesen. "Viele Kunden waren sich gar nicht bewusst, dass sie im Maintenance-Bereich mit einem nicht-autorisierten Serviceprovider zusammenarbeiten, weil Itris eben auf der Informatik-Seite einen Gold-Partnerstatus von HP hatte", führt Bolle aus. Ebenfalls wichtig ist ihm, zu betonen, dass HP kein Problem mit Konkurrenz hat: "Aber wir wollen gleichlange Spiesse für unsere Partner. Einen weiteren nicht-autorisierten Servicepartner gebe es in der Schweiz zudem nicht, zumindest "ist mir keiner bewusst", so Bolle.
Kein Zugriff auf Patches und Updates
Zu den Vorwürfen, die Autorisierungsanforderungen von
HP seien happig, meint Bolle: "Wir haben in der Schweiz rund 20 autorisierte Serviceprovider, die unsere Kriterien ohne Probleme erfüllen können." Die Forderungen von HP gegenüber Itris seien keineswegs illusorisch gewesen und hätten denjenigen an die anderen autorisierten Partner entsprochen.
Zu guter Letzt führt der Country Manager Indirect Business bei HP Schweiz noch aus, was einem unabhängigen, nicht-autorisierten Supportanbieter von HP-Produkten entgeht. So erhalten entsprechende Unternehmen etwa keinen Zugriff auf Second- und Third-Level-Support und ebenso wenig auf Trainings, Engineering und die Research Labs. "Im Wissen, wie schnell ein Problem in den Second- und Third-Level-Support geht, frage ich mich, wie ein solcher Anbieter diesen abdecken kann", so Bolle.
Was für Bolle aber viel schwerer wiegt, ist, dass die nicht-autorisierten Supportanbieter keinen Zugriff auf Software – sprich die ganzen Firmware-Updates und Security-Patches – haben. "Um das zu präzisieren: Sie haben theoretisch Zugriff darauf, aber sie verstossen gegen die HP-Lizenzbedingungen, wenn sie als nicht-autorisierte Partner auf die Patches zugreifen, sofern keine Mindestabdeckung (Garantie, Vertrag oder Care Pack vorhanden sind)", erklärt er. Ebenso schwer wiege die Tatsache, dass ein durch einen nicht-autorisierten Serviceprovider durchgeführter Support zur Folge haben könne, dass die Garantieleistungen von
HP erlöschen. "Dessen sind sich viele Kunden nicht bewusst. Sie wiegen sich in falscher Sicherheit und denken, wo HP draufsteht ist auch HP zuständig, wenn es brennt", so Bolle. Und gerade durch die schwer erkenntliche Trennung von Itris Maintenance und Informatik habe es durchaus solche Fälle gegeben.
(abr)