Transtec unter neuer Führung zurück zum Kerngeschäft

Der High-End-Assemblierer ist nach den Turbulenzen vom vergangenen Dezember zum Kerngeschäft zurückgekehrt – und schreibt schon wieder schwarze Zahlen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/11

   

Die Rümlanger Transtec sorgte im vergangenen Dezember für einige Turbulenzen. Die Übernahme von Datacomp im September 99 hatte offenbar zu grösseren Integrationsproblemen geführt. Die börsenkotierte deutsche Mutterfirma, Transtec in Tübingen, machte gar die Schweizer Tochter für Konzernverluste (mit)verantwortlich. In der Folge wurde erst das übernommene Distributionsgeschäft von Datacomp massiv reduziert und unterdessen ganz aufgegeben.
Dies hatte zu erbosten Kommentaren von (ehemaligen Datacomp-) Mitarbeitern auf IT Reseller Online geführt. Besonders getroffen hat Transtec-Finanzchef und MD Markus Hablützel, dass dabei nicht immer mit der Wahrheit operiert worden sei. So sei es einfach nicht wahr, dass Datacomp erst seit der Integration in Transtec rote Zahlen geschrieben habe.
Neben der Einstellung der Distribution wurde auch die Produktion der ganzen Transtec-Gruppe im deutschen Tübingen zentralisiert, so dass unter dem Strich etwa 60 Stellen in Rümlang abgebaut wurden. Neben der Produktion wurde auch die Logistik ausgelagert. Die Lieferungen gelangen nun direkt von Tübingen aus zum Kunden, ausgenommen länderspezifische Produke, welche direkt von Schweizer Distributoren geliefert werden. Der Support blieb in Rümlang.

Management neu aufgestellt

Gleichzeitig zu den Abgängen bei der ehemaligen Datacomp wechselte auch der bisherige Transtec-Chef, Peter Dietiker, die Branche und wurde Hotelier. Das Management wurde neu aufgestellt. Zwei Manager zeichnen nun als Managing Directors: Claudio Pica ist seit 13 Jahren bei Transtec und ist nun für Support und Customer Service verantwortlich, während Markus Hablützel als Finanzchef amtet.
Auch er ist mit 10 Dienstjahren beim deutschen Konzern kein Neuling. Dazu kommt Roberto Perez als Leiter Sales und Marketing. In der Tübinger Zentrale soll Dirk Andreas als Verantwortlicher für die DACH-Region für einen kurzen Draht zur Konzernleitung sorgen.

Turnaround trotz Zwischenjahr

Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate hat man bei Transtec beschlossen, sich wieder ganz auf die eigenen Stärken zu besinnen. So stellt sich die Gruppe nun in drei Business Units auf: Unix-Systeme (Solaris, Linux), Wintel-Systeme (vor allem auch Spezialanfertigungen und Workstations) und Storage. Dazu kommt der Handel mit Peripherie und Zubehör von Drittherstellern und vor allem mit Eigenmarken.
Während letztes Jahr der Umsatz noch fast zur Hälfte mit Fremdprodukten erreicht wurde, soll dieses Jahr der Anteil der eigenen Produkte auf weit über 60% steigen, sagt Hablützel. Transtec entwickle sich zur Server-Company, wo man ein jährliches Wachstum von 110 bis 120% erreiche.
Die Re-Fokussierung des Konzerns und insbesondere der Schweizer Niederlassung hat sich schnell bezahlt gemacht. Finanzmann Hablützel legt detaillierte Zahlen auf den Tisch – wie dies bei Transtec auch gegenüber den Mitarbeitenden üblich sei. Im 1. Quartal 2001 erwirtschaftete man einen Bruttogewinn von 2,1 Mio. Franken und unter dem Strich (EBIT) blieben 420’000 Franken hängen.
Fast das Vierfache des Budgets! Ende Jahr soll Transtec Schweiz netto 1,5 Mio. Franken erwirtschaften – ein Ziel, das sicher übertroffen werden wird, so die einhellige Überzeugung des Managements. Letztes Jahr war noch, trotz Auflösung von stillen Reserven, ein Verlust angefallen. Transtec Schweiz soll also wieder zur einstigen Ertragsperle im Konzern werden.

Virtuelles Warenhaus ante portas

Neben der unglücklichen Datacomp-Übernahme haben auch hohe Kosten für die Entwicklung von «Tec2b» für Probleme beim Tübinger Konzern gesorgt. «Tec2b» ist eine Internet-Beschaffungslösung für IT-Kunden. Einerseits gibt es ausgefeilte Konfiguratoren für PCs, Server und Storage-Lösungen und andererseits wird über Disti-Kataloge dem Kunden das gesamte IT-Sortiment angeboten.
Sinnvoll wird «Tec2b» allerdings erst, wenn die Kunden die Lösung in ihre eigene Beschaffung integrieren und ihre eigenen Systeme anbinden. In der Schweiz wird die Beschaffungslösung noch nicht eingesetzt. Man sei zur Zeit in Gesprächen mit Grosskunden, denn dort fallen für den Einsatz des Systems grössere Veränderungen bis hin zu Anpassungen an ERP-Systeme an. Der Launch von «Tec2b» ist für 2002 vorgesehen. Doch grundsätzlich könne man die Beschaffungslösung «innert Stunden» auch hierzulande aufsetzen, meint Andreas.

Partner – Warum nicht?


Transtec ist ein klassischer Direktverkäufer mit hohem Fokus auf Key-Kunden in bestimmten Marktsegmenten. Deshalb ist man der Zusammenarbeit für Märkte (vor allem KMU), die man unmöglich selbst bearbeiten kann, nicht abgeneigt. Zwar werden zur Zeit keine besonderen Anstrengungen unternommen, um Partner zu gewinnen. Doch will man Interessenten auch nicht die Türe vor der Nase zuschlagen. (hc)


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