Vor einigen Jahren hatte Silicon Graphics (SGI) noch gehofft, mit Intel-Servern unter Windows eine mit Sun vergleichbare Marktposition erringen zu können. Die Pläne erwiesen sich als all zu ambitiös, und
SGI konzentrierte sich wieder auf Highend Unix Maschinen und Systeme für komplexe Aufgaben wie technisch-wissenschaftliche Visualisierungen oder das Automobildesign.
Die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage machte die Umstellung allerdings nicht einfacher. Im Januar dieses Jahres musste das Unternehmen im Rahmen einer «umfassenden finanziellen Restrukturierung» Immobilien im Wert von 276 Millionen Dollar verkaufen, und bei der Bekanntgabe der nicht gerade berauschenden Zahlen für das dritte Geschäftsquartal wurde Ende April die Entlassung von 15 Prozent der Belegschaft angekündigt, um die gesunkenen Einnamen wettzumachen. «Wir sind etwas hinter unseren Zielen zurück», meinte damals der zum neuen CEO aufgerückte Finanzchef Hal Covert.
Covert war vor einem Jahr vom Linux Distributor Red Hat zu SGI gekommen. Und auf Linux setzt SGI heute: Mit Hilfe des neuen 64-Bit-Prozessors Itanium von
Intel soll das Open Source System dort vorangetrieben werden, wo Silicon Graphics ihr Revier sieht: Beim High Performance Computing (HPC) und im technisch-wissenschaftlich/kreativen Anwenderbereich. Mit der neuen Silicon Graphics 750 schuf SGI die erste Itanium-Plattform für Linux.
Highend Plattform für Linux
Die ab Juli verfügbare SGI 750 soll den Ausgangspunkt bilden für eine ganze Reihe neuer SGI-Systeme auf Basis der Intel IA64-Architektur.
$Die Rechenleistung der SGI 750 lässt sich bei der Systemkonfiguration festlegen und später bei wachsenden Anforderungen flexibel skalieren. Zur Wahl stehen eine oder zwei CPUs. Der Hauptspeicher kann theoretisch auf stattliche 16 GB ausgebaut werden, damit sich auch hochkomplexe Computing-Modelle im Speicher halten und zeitraubende Auslagerungen auf die Festplatte vermeiden lassen. Allerdings wird dies erst möglich sein, wenn die Speicherhersteller Memory-Module von vier Gigabyte ausliefern. Derzeit sind nur Ein-Gigabyte-Bausteine erhältlich, so dass die SGI 750 vorerst bei vier Gigabyte Hauptspeicher ihre Grenzen findet.
Das System ist für Anwendungsfelder wie die Strömungsmechanik, die Berechnung und Evaluierung mechanischer Entwürfe, Berechnungen in der Chemie oder Simulationen und Visualisierungen im universitären und wissenschaftlichen Umfeld gedacht. Mit der neuen Floating-Point-Architektur wird der Rechner, wie der Hersteller versichert, Power-Usern unter Linux mehr Rechenleistung denn je zur Verfügung stellen.
«Die SGI 750 betont unseren Ansatz, mit Hilfe von Industriestandard-Komponenten kostengünstig High-Performance zu realisieren», kommentiert SGI Senior Vice President of Marketing, Jan Silverman. «Die Ankündigung belegt aber auch unser strategisches Engagement im Linux-Bereich.»
Günstige Angebote
Mit dem neuen Rechner und dem Entschluss, in Zukunft voll auf den Itanium zu setzen, hat SGI die Preise für die noch vorhandenen Pentium III Systeme Silicon Graphics 330 und 550 gesenkt. Beide sind mit dem Visualisierungs-Subsystem VPro für Graphikanwendungen unter Linux, Windows NT und Windows 2000 ausgestattet.
Silicon Graphics 550 – mit einem oder zwei Intel Pentium III Xeon-Prozessoren und 2 GB Memory – dürfte für die Grafikbearbeitung immer noch State-of-the-Art sein. Sie kostet jetzt 7961 Franken in der Ein-, resp. 10’461 Franken in der Zwei-Prozessor-Version.
Silicon Graphics 330 ist eine Midrange-Lösung für CAD, CAE, Architektur, Animation oder wissenschaftliche Visualisierung. Die 330 basiert auf zwei Pentium III-Prozessoren und unterstützt 1,5 GB Hauptspeicher. Sie kostet noch 5543 Franken.
Beide Angebote sind bis 30. Juni 2001 gültig. Bei mehreren Einheiten gibt’s entsprechend Rabatt. Infos bei www.sgi.ch. Die Auslieferung erfolgt jedoch ausschliesslich über die SGI Reseller. (fis)
Ruhe vor dem Sturm
In der Schweiz war es zuletzt um die bei Wissenschaftlern wie Gestaltern lange
Zeit gleichermassen beliebten Silicon Graphics Workstations eher ruhig geworden. Danny Schweingruber, seit November 2000 Channel und Sales Manager bei SGI Schweiz, ist sich dessen bewusst: «Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten scheinen auf unsere Marketing-Aktivitäten gedrückt zu haben, aber da ich erst seit kurzem dabei bin, möchte ich mich dazu nicht äussern.
Hingegen bin ich sicher, dass sich das nun ändern wird. Das Unternehmen hat eine erfolgreiche Restrukturierung hinter sich. Für das neue Geschäftsjahr, das im Juni anfängt, bin ich sehr zuversichtlich. Mit den neuen Produkten werden wir auch unsere Präsenz wieder verstärken.»