Der Brugger ISP
Green, entstanden aus dem Provider Agri und Cable & Wireless, beweist Mut und erhebt als erster Schweizer Internet Provider auf die Führung von bisher kostenlosen E-Mail-Konten ab sofort eine Monatsgebühr von fünf Franken.
Im Gegenzug dazu könnten die rund 70’000 Green-User von neuen Zusatzdienstleistungen profitieren. So würden beispielsweise alle E-Mails inklusive Attachements automatisch einer Virusprüfung unterzogen und alle E-Mail-Konten seien gegen «Spamming» (Zustellung unaufgeforderter Massensendungen durch Dritte) geschützt. Zusätzlich soll zukünftig in Zusatzservices wie Datensicherheit investiert werden.
Gratisdienst nicht kostendeckend
Die Kosten, die bei dieser Menge von Gratis-Abonnenten auf die ISPs zukommen, seien astronomisch und nicht mehr tragbar, so Guido Honegger, Managing Director von
Green. Laut Honegger wendete das Unternehmen monatlich 100’000 Franken für den kostenlosen E-Mail-Dienst auf: «Wir haben diverse Finanzierungsmodelle geprüft. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Monatsgebühr längerfristig eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung ist.» Einzige Alternativen zur Monatsgebühr seien laut Green eine Querfinanzierung der Mail-Services oder eine Finanzierung durch Banner-Werbung.
Heftige Reaktionen
Nach der Neuankündigung der Monatsgebühr, die den Green-Nutzern per E-Mail und auf der Web-Page kommuniziert wurde, kochen die Gemüter. Bei
Green sei man sehr erstaunt gewesen über die heftigen Reaktionen, die die Meldung ausgelöst habe. Kein Wunder, so sollten die erwähnten Dienstleistungen, die als grosse Leistung verkauft werden, eigentlich selbstverständlich sein (Virencheck) und werden ausserdem auch von Gratismailanbietern angeboten.
Doch viele User reagierten auch positiv: Hatte man bei Green mit einer Abo-Anmeldung von rund 20 Prozent gerechnet, ist man über die 40 Prozent bisher eingegangener Anmeldungen überrascht. Die Leute hätten mehr Verständnis als erwartet, so Honegger. Der Rest hat sich vorerst abgemeldet. Den Green-Usern bleibt jetzt eine Bedenkzeit von 6 bis maximal 8 Wochen, wer sich bis dann nicht zum Zahlen entschlossen hat, wird abgeklemmt.
Branche begrüsst Green-Entscheid
Auch in der IT-Branche begrüsst man Greens Entscheid. So meint beispielsweise Erich Fehr von BCD-Sintrag: «Gut, dass dies nun ein Provider endlich realisiert. Auch gut, dass diese Gratis-Dienstleistungen verschwinden. Das gesamte Internet krankt an der Billig-billigst-kostenlos Manie. Damit ist kein nachhaltiges Business aufzubauen (siehe Dotcom-Krise). Es ist zu hoffen, dass dies auch alle anderen merken.»
Die Konkurrenz findets mutig und hat scheinbar nur darauf gewartet, dass einer den Anfang macht. Auch bei Bluewin beispielsweise sei die Einführung kostenpflichtiger Services ein Thema, so Pressesprecherin Deborah Bucher. Derzeit werde geprüft, welche der Bluewin-Gratisdienstleistungen noch weiter ausgebaut und entsprechend als Mehrwertservice kostenpflichtig werden sollen. Über Form und Zeithorizont der Einführung sei aber noch nichts entschieden. (sk)