Die Grossbank Credit Suisse hat die Studie Retail Outlook 2019 veröffentlicht und dabei den Schweizer Detailhandel im internationalen Wettbewerb untersucht. Gemäss der CS ist der Schweizer Detailhandel im letzten Jahr um 0,4 Prozent gewachsen. Positiv gewirkt hat dabei, dass der Einkaufstourismus aufgrund des stärkeren Euros etwas abgenommen hat. Trotzdem ist der Wettbewerb für Schweizer Detailhändler weiter schwierig, vor allem wegen der ausländischen Konkurrenz und dabei insbesondere wegen der Online-Händler beziehungsweise der Digitalisierung des Detailhandels, der Landesgrenzen verschwinden lasse, so die Bank. So ist der Umsatz der ausländischen Online-Händler in der Schweiz bereits 2017 deutlich über 2 Milliarden Franken gestiegen.
In dem Zusammenhang hat sich die Credit Suisse auch intensiver mit dem Kleiderhändler
Zalando beschäftigt. Dieser habe es geschafft, seit dem Markteintritt 2012 in sieben Jahren von 0 auf 800 Millionen Franken Umsatz 2018 zu kommen. Das entspreche fast einem Zehntel der Gesamtumsätze im Bekleidungs- und Schuhdetailhandel. Was Zalando laut CS derweil zu denken geben dürfte ist die Tatsache, dass der Wert eines durchschnittlichen Warenkorbs zunehmend sinkt – im dritten Quartal 2018 zum Beispiel um 7,3 Prozent gegenüber Vorjahr.
Ebenfalls im Detail beleuchtet wird in der Studie zudem das Thema
Amazon im Zusammenhang mit der Schweiz. Hier schreibt die
CS, dass Amazon in der Schweiz kein leichtes Spiel haben wird. Zwar werde sich der Wettbewerb im Schweizer Online- und Detailhandel mit Amazons Markteintritt nochmals intensivieren, doch es dürfte schwer werden für den Giganten, hierzulande eine so dominierende Stellung zu erreichen wir in anderen Märkten. Dabei nennt die Bank drei Hauptgründe.
Zum ersten würden Herr und Frau Schweizer schon länger bei
Amazon kaufen, 2017 machte die Schweiz bei Amazon bereits einen Umsatz von rund 575 Millionen Franken. Sollte nach dem bislang schleichenden nun der offizielle Markteintritt von Amazon in der Schweiz kommen, würde kein urplötzlicher Paradigmenwechsel stattfinden, so die
Credit Suisse. Als zweiter Grund wird die Tatsache angeführt, dass die Schweiz keine grüne Wiese mehr ist,
Zalando beispielsweise das Fashion-Segment bereits in fester Hand hat, und Schweizer Händler wie
Digitec,
Microspot und
Brack.ch den Markt für Heimelektronik dominieren. In anderen Bereichen wie im Beauty- und Food-Segment würden sich zudem hohe Hürden stellen, etwa durch strengere Deklarationspflichten und andere administrative Hürden. Und als dritten Grund für die Schwierigkeiten, die die Schweiz Amazon bereiten würde, nennt die CS die Tatsache, dass Amazon vor allem über den Marktplatz wächst – also dank Dritthändlern. Für diese stellte die Retouren- und Zoll-Abwicklung in der Schweiz aber eine Herausforderung dar, weshalb Schweizer Händler – was den Amazon Marktplatz angeht – sicher im Vorteil sind. Somit werde der Eintritt von Amazon keinen Dammbruch auslösen, sondern eher die Verlagerung in den Onlinehandel beschleunigen.
Teil der CS-Studie sind ausserdem auch Zahlen zum Heimelektronikmarkt, wo dem Schweizer Detailhandel für 2018 ein Umsatzwachstum von 3,2 Prozent bescheinigt wird. Dieses Umsatzwachstum resultiert unter anderem daraus, dass die Preise im "seit Jahren von deflationären Tendenzen geprägten Segment" 2018 um durchschnittlich 1 Prozent gesteigert werden konnten. Smartphones dürften vor allem dafür verantwortlich sein, währen die Preise für PCs, Laptop und Kamera weiter sanken.
Die gesamte, knapp 30-seitige Studie kann bei der Credit Suisse
kostenlos als PDF geladen werden. Darin finden sich auch Umsatz- und Gewinnprognosen oder Gründe dafür, warum die Konkurrenz aus dem Ausland den Schweizer Händlern hilft, agiler zu werden.
(mw)