Die unabhängige Non-Profit-Organisation Fair Tax Mark hat die Steuervermeidungspraktiken der sechs grössten Technologiekonzerne im Silicon Valley untersucht und kommt zum Schluss, dass die "Silicon Six", also
Amazon,
Apple,
Facebook,
Google,
Microsoft und
Netflix seit 2010 Steuern in der Höhe von über 100 Milliarden US-Dollar hinterzogen haben. Laut einer
Mitteilung will die Organisation Ende dieser Woche einen umfassenden Bericht zu dieser Thematik mit dem Titel The Silicon Six and their $100 Billion Global Tax Gap veröffentlichen.
Der Bericht stelle die Frage, ob die sechs Unternehmen ihre Steuerschulden auch wirklich begleichen würden. Zusammen hätten sie eine Marktkapitalisierung von 4,5 Milliarden Dollar und seien mehr wert als die 1000 an der Londoner Börse notierten Unternehmen, so Fair Tax Mark. Der Bericht komme jedoch zum Schluss, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen den gezahlten Barabgaben und sowohl dem erwarteten Gesamtsteuersatz als auch den ausgewiesenen laufenden Steuerrückstellungen gebe. So sei die von den Silicon Six bezahlte Körperschaftsteuer viel niedriger, als gemeinhin angenommen. Im Zeitraum von 2010 bis 2019 habe die Differenz zwischen den erwarteten Steuersätzen und den tatsächlich gezahlten Barabgaben 155,3 Milliarden US-Dollar betragen und die Differenz zwischen den laufenden Steuerrückstellungen und den tatsächlich gezahlten Barabgaben 100,2 Milliarden US-Dollar.
Der Löwenanteil dieses Defizits soll laut dem Bericht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausserhalb der USA generiert worden sein, denn nach wie vor würden die grossen Technologiekonzerne ihre Gewinne in Steueroasen verschieben, vorrangig auf die Bermudas, nach Irland, Luxemburg und in die Niederlande. Als grössten Steuersünder identifiziert der Bericht von Fair Tax Mark
Amazon. Der Online-Händler Amazon habe im laufenden Jahrzehnt nur 3,4 Milliarden Dollar an Einkommenssteuern bezahlt, während
Apple 93,8 Milliarden Dollar und
Microsoft 46,9 Milliarden Dollar gezahlt hätten. Dies sei eine erstaunliche Abweichung, zumal die Einnahmen von Amazon in diesem Zeitraum die von Microsoft um fast 80 Milliarden Dollar übertrafen.
Laut Alex Cobham, Chief Executive des Tax Justice Network, zeige der Bericht, warum eine grundlegende Neuplanung des weltweiten Steueransatzes auf der Grundlage einer einheitlichen Besteuerung nötig sei. Wenn multinationale Unternehmen ihre steuerliche Verantwortung gegenüber der Gesellschaft missbrauchen könnten, schwächten sie die Unterstützung, welche die Volkswirtschaften brauchten, um gut zu funktionieren und Wohlstand zu schaffen. Ein einheitlicher Ansatz für die Besteuerung bedeute, dass endlich sichergestellt werden könne, dass multinationale Unternehmen Steuern bezahlen würden, die darauf basieren, wo diese Arbeitnehmer beschäftigen und Geschäfte tätigen würden und nicht darauf, wo sie Postfächer mieten und Geschäftsbücher verstecken würden. Indem sichergestellt würde, dass Multinationale ihren gerechten Anteil an dem durch die Arbeit der Menschen vor Ort geschaffenen Reichtum vor Ort zahlen, könnten die Regierungen ihre Volkswirtschaften stärken, damit diese reibungslos funktionieren und ein gutes Leben für alle ermöglichen könnten.
(luc)