In der Schweizer IT-Landschaft ist Malte Polzin , Geschäftsführer von
PCP.ch und
Steg Electronics, bestens bekannt und vernetzt. Der 46-Jährige ist nahe Frankfurt aufgewachsen, lebt aber seit Anfang 2004 in der Schweiz. «Mittlerweile ist das eine lange Zeit, da fühlt man sich schon eher der Schweiz verbunden als Deutschland», sagt Polzin. Sein Flair für Technologie geht indes auf seine Kindheit zurück: «Meine Eltern haben mich bereits in jungen Jahren an Technologie und Computer herangeführt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Mein erster Rechner war ein Commodore 64. Technologie hat mich immer fasziniert und begleitet.» Seine Neugierde führte auch dazu, dass er schon früh mit mobiler Technologie in Berührung kam und als einer der ersten in seiner Schule ein D-Netz-Telefon besass.
«Mir war damals schon klar, dass IT enorm wichtig werden würde, und auch, dass ich etwas mit Marketing tun wollte. Auch wusste ich, dass ich später auf Unternehmensseite arbeiten wollte, um etwas zu bewegen.» Daher entschied sich Polzin für ein Wirtschafts-Abitur. Danach studierte er in Frankfurt und zog dann nach Lippstadt, um Betriebswirtschaft zu studieren.
Start-ups, die nicht durchstarten
Polzins Karriere begann zur Jahrtausendwende in einer Zeit, in der viele Grundsteine für die Digitalisierung gelegt wurden. «Meinen ersten Job hatte ich bei einem Start-up, das im Bereich Online Communities tätig war. Dort habe ich einige Leute kennengelernt, mit denen ich mich selbständig gemacht habe. Unsere Vision war eine Mischung aus iTunes und Facebook, aber mit einem B2B- und B2C-Anteil. Es ging um Musik und Independent Labels, mit einer Community und der Möglichkeit, MP3 herunterzuladen», erinnert sich Polzin. Letztlich scheiterte das Vorhaben aber an der Finanzierung: «Wir hatten einen Investor, doch dieser kriegte im Zuge der Dotcom-Krise kalte Füsse und wir waren pleite. So richtig pleite.»
Für Polzin war diese Zeit dramatisch, Schulden lasteten auf seinen Schultern. Dennoch heuerte er abermals bei einem Start-up an. Diesmal ein Spin-off der Dresdner Bank. «Sie haben damals ein Unternehmen und einen Online-Shop für Büromaterial und IT aus dem Boden gestampft. Ich habe als Business Developer angefangen und war ein Jahr später Marketing-Leiter.» Dann aber wurde die Dresdner Bank von der Allianz übernommen, die sich aller Bereiche entledigte, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, also auch des Unternehmens, in dem Polzin angestellt war. Dieses ging an die deutsche Niederlassung von ARP Datacon. «Nach der Übernahme durch ARP waren die Zustände ungewiss. Glücklicherweise hatte ich bereits viel mit den Kollegen in der Schweiz zu tun, sodass der damalige Schweizer Marketing-Leiter mich fragte, ob ich nicht in die Schweiz kommen möchte.» Dies war 2003, für Malte Polzin ein schwieriges Jahr, in dem sowohl sein Vater starb als auch seine Beziehung zu Ende ging. Ohne diese Bezugspunkte in seinem Leben wagte er den Schritt über die Grenze nach Süden.
Bei ARP wurde Polzin alsbald die Führung über Sales und Marketing sowie den E-Commerce anvertraut, doch nach der Übernahme durch Bechtle fühlte er sich in der neuen Unternehmenskultur zusehends unwohl. So erregte ein Stelleninserat eines Konkurrenten seine Aufmerksamkeit: «Brack suchte einen neuen Marketing-Leiter, worauf ich Roland Brack anrief, mich bestens mit ihm verstand und den Job bekam.» Schon bald wurde aus der Leitung der Marketing-Abteilungen von Brack und Alltron die entsprechende Führungsposition in der neu gegründeten Dachorganisation Competec. Und als Brack mit seiner Hilfe weiterwuchs, übernahm Polzin schliesslich die Geschäftsführung des Online-Händlers.
Langeweile weilt nicht lange
Nach rund fünf Jahren hatte Polzin bei Brack, wie er selbst sagt, «alles» erreicht. So wechselte er 2012 als Partner und Berater zu Carpathia. «Das war eine sehr spannende Zeit mit Projekten in verschiedenen Branchen. Nach einigen Jahren merkte ich jedoch, dass das Beratungsgeschäft zwar toll ist, man dabei aber immer nur an der Seitenlinie steht. Ich wollte aber wieder aufs Feld und Dinge selbst anpacken», so Polzin.
Nach einem kürzeren Abstecher als CEO von Deindeal traf er auf Lorenz Weber, den Gründer und Geschäftsführer der PCP-Gruppe: «Wir sprachen darüber, zusammenzuarbeiten. Ich fand
Steg und die weiteren Marken der PCP-Gruppe spannend, auch weil sie die Underdogs im Markt waren, und so kam ich schliesslich als Geschäftsführer von
PCP.ch und Steg Electronics zurück in die IT.» Malte Polzin mag es nicht, wenn Dinge stillstehen. Dann versucht er, diese zu bewegen. «Ich muss Spass und Freude haben, an dem was ich tue.» Ausserdem liebe er die Menschen. Wie man ihm schon öfter zugetragen habe, sei dies wohl der Grund dafür, dass er Karriere gemacht habe.
Die Kraft kommt aus der Ruhe
Den Ausgleich sucht Polzin schon seit seiner Zeit als Student im Golfsport: «Ich bin ambitionierter Golfer mit einem Handicap von 17,4. Das ist für mich ein Quell der Ruhe und der Kraft. Fantastisch finde ich, dass man fast überall einen Golfplatz findet, und jeder ist anders.» In seiner Jugend hat Polzin alle möglichen Sportarten ausprobiert, er war Skater, hat geturnt und lange Baseball gespielt, doch ans Herz gewachsen ist ihm das Golfen. Sein Hobby lässt sich auch bestens mit seiner Leidenschaft für das Reisen verbinden: «Wenn ich mit meiner Frau reise, kann es schon vorkommen, dass in der Nähe ein Golfplatz ist, auf dem ich eine Runde spiele, aber Golf steht dann nicht im Mittelpunkt.» Im Jahr 2017 hat Polzin seine langjährige Partnerin geheiratet. «Ich war nach unserer Hochzeit in der glücklichen Situation, dass ich unsere Flitterwochen auf eine mehrmonatige Auszeit mit vielen Reisen ausdehnen konnte. Das war grossartig, und ich kann jedem nur empfehlen, so etwas unbedingt zu machen. Nicht erst mit über 50 Jahren», schwärmt er.
Polzin ist auch ein Geniesser, der gerne kocht und essen geht. Dabei zählt vor allem die Echtheit der Speisen: «Für eine gute Currywurst würde ich schon mal kurz nach Deutschland fahren.» In die Zukunft zu blicken, findet er angesichts der globalen Notlage zurzeit schwierig. Er ist jedoch überzeugt, dass die Coronakrise eine grosse Chance darstellt, gerade in Bezug auf die Digitalisierung und die Einstellung zur Arbeit. Er selbst hat noch einige Träume: «Ich würde gerne ein Start-up erfolgreich machen. Und wenn ich irgendwann einmal arbeiten kann, aber nicht mehr muss, wäre das grossartig.»
Malte Polzin
Malte Polzin ist 1973 im Rhein-Main-Gebiet nahe Frankfurt geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt und Lippstadt und ersten Erfahrungen im Berufsleben zog er 2004 in die Schweiz, um für ARP Datacon zu arbeiten. Nach mehreren Stationen in verschiedenen Unternehmen und Führungspositionen übernahm er im Juni 2019 schliesslich die Geschäftsführung von
PCP.ch und
Steg Electronics. Polzin lebt heute mit seiner Frau in Hünenberg im Kanton Zug.
(luc)