Die Übernahme des US-Business-Software-Riesen Great Plains durch
Microsoft hatte in der Schweizer Presse weniger Beachtung gefunden, als eigentlich verdient. Immerhin konkurrenziert Redmond mit dem Zukauf von Great Plains nun seine treuesten Partner, die lokalen Software-Entwickler, ganz unmittelbar.
In der Schweiz war Great Plains bisher vor allem mit der Lösung «Apertum» präsent, die im Januar 2000 vom US-KMU-Spezialisten übernommen worden ist. Apertum ist denn auch, so Great Plains Schweiz-Chef Sepp Bucher (Bild), vollständig für Schweizer Verhältnisse lokalisiert. Bisher setzen etwa 100 Kunden Apertum hierzulande ein, sagt Bucher.
Bis zum ersten Quartal 2002 soll dann auch Version 7 der Great Plains «eEnterprise»-Lösung (mit Warenwirtschaft und Fibu) angepasst sein. Auch eine CRM-Lösung mit dem etwas komplizierten Namen «Microsoft Great Plains Siebel Front Office» hat Bucher im Köcher. Erste Installationen davon sind nun auch in der Schweiz gemacht worden. Ausserdem bietet Great Plains ein Tool für Finanzanalyse und Konsolidierung, «Enterprise Reporting». Die Konsolidierungs-Software besitzt Schnittstellen zu
SAP, Baan und J.D. Edwards.
Great Plains bringt Framework
Doch bei der Microsoft-Tochter für Business-Software wälzt man auch ganz konkrete Pläne, die langfristig die Art und Weise, wie auch hierzulande Business-Software entwickelt wird, verändern könnte. Unter dem Namen «.Net Business Framework» baut man bei Great Plains an einer Entwicklungsumgebung für Geschäftsanwendungen. Darin werden Objekte mit Funktionen für die entsprechenden betriebswirtschaftlichen Lösungen enthalten sein, also Objekte wie «Adresse», «Auftrag» oder «Auftragsposition».
Der Mega-Businessplan
«Es ist ein Verdrängungsmarkt», sagt Sepp Bucher. Trotzdem hat er gewaltige Vorgaben und -haben. Innert drei Jahren soll Great Plains Schweiz den Umsatz glatt verzehnfachen! Die Zahl der Partner soll von heute 15 auf 30 bis 40 steigen. Allerdings sucht Bucher (wie alle anderen auch) keine «Reseller» sondern Partner, die sich strategisch auf Great Plains festlegen und viel betriebswirtschaftliches Know-how mitbringen.
Bei der Partnersuche befinden sich Sepp Bucher und seine Leute allerdings auf glitschigem Terrain. Denn die dezidierten und versierten VARs für Business-Software verkaufen heute schon Software. Höchstwahrscheinlich solche von bestehenden Microsoft-Partnern und -Kunden wie
Sage, Winware,
Abacus... Sepp Bucher ist sich dieses Konflikts bewusst: «Wir agieren sehr vorsichtig und gehen nicht aggressiv auf die Kunden von Microsoft-Partnern zu», so Bucher. Aber er ist auch vom Konzept von
Microsoft Great Plains überzeugt: «Langfristig wird die Vielfalt der Anbieter von Business-Software zurückgehen.» (hc)