«Andere Länder, andere Sitten» ist nicht ausschliesslich ein Sprichwort, sondern wundervolle Realität. Egal welches Land oder Kultur man bereist, ein jedes oder eine jede hat spezifische Eigenheiten, die für unsereins oft nur bei genauem Hinsehen erkennbar sind.
Vieles denken wir gut zu kennen, da wir Menschen und Kulturen auf unseren Reisen kennenlernten. Etwas weniger ist uns oft bewusst, dass sich diese Länder und Kulturen auch dahingehend stark unterscheiden, wie Geschäfte gemacht werden. Die folgende Einschätzung soll in keinerlei Art und Weise wertend sein, denn im Endeffekt führt sie in jedem Fall zum gewünschten und erwarteten Resultat. Lassen Sie uns ganz einfach von anderen und spannenden Wegen sprechen, um zum geschäftlichen Ziel zu gelangen.
Alleine in Europa vereinen wir 47 Staaten und 24 unterschiedliche Amtssprachen. Das führt zu einer Vielzahl spannender Arten, eine Problemstellung oder ein Geschäft anzugehen, neue Möglichkeiten zu umarmen und letztlich auch zu vielen Fettnäpfchen, die einem sprichwörtlich und freudig erwarten.
Für eine gelungene Rundreise durch das globale Benehmen an Verhandlungstischen hilft, sofern noch keine Erfahrung vorhanden, wie immer das Internet weiter, denn man muss die Fehler nicht auch noch wiederholen. Dennoch gibt es nicht nur «Dos» und «Don’ts», sondern einfach auch Verhaltensweisen, die sich stark unterscheiden.
Natürlich ist uns allen bewusst, dass wir Schweizer eher höflich und zurückhaltend sind. Es ist uns auch klar, dass nicht alle Nationen dies auf die gleiche Weise pflegen wie wir selbst. Einige sind dabei viel direkter und forscher in der Vorgehensweise und rücken Fakten ins Zentrum, während andere auf reine Beziehungspflege setzen.
Innovationen sind, so finde ich, beispielsweise ein wunderbarer Gradmesser. Während die einen alle Fakten analysieren, diese zu bewerten versuchen, die Sache extrem ernst nehmen und dabei schon mal über das realistische Ziel hinausschiessen, legen andere ungeniert und unbedarft mit der Vermarktung dieser Innovationen los.
In anderen Fällen sind andere Umstände wichtiger als das eigentliche Thema. In einigen Nationen beurteilt man Sie danach, ob und wie Sie Ihre intellektuellen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nur wenn Sie in der Lage sind, Ihren Standpunkt argumentativ zu begründen, werden Sie den Respekt Ihres Gegenübers ernten.
Und dann ist da noch die Sache mit der Geduld und Contenance. Nicht selten ist es kein Versehen, wenn mal etwas nicht Schweizerisch, pünktlich und freundlich abläuft, sondern ist ganz klar der Versuch zu testen, wie sich Geschäftspartner in anderen als den erwarteten Geschäftssituationen verhalten werden. Verhandlungstaktik ist es auch abzuwarten – denken Sie daran. Es ist kein Desinteresse, sondern ein wesentlicher Bestandteil, um Lücken in der Strategie des Verhandlungspartners zu finden.
Wir Zentraleuropäer begeben uns immer mit sehr viel Überschwang und einer grossen Portion Überheblichkeit und Arroganz in geschäftliche Verhandlungen. Auch wenn es uns wirtschaftlich oft gut geht, so müssen wir anerkennen, dass es auch in anderen Ländern und Kulturen ebenso erfolgreiche Geschäfte und Geschäftsleute gibt. In einer zunehmend multikulturellen, weltoffenen und grenzenlosen Gesellschaft ist es unabdingbar, zumindest die grundlegenden Verhaltensweisen zu kennen. Es ist wichtig zu erkennen, dass man selbst nicht und nie der Nabel der Welt ist. Der Schweizer Weg, Geschäfte zu machen, ist nicht der einzige und lange nicht der beste. Ungeachtet dessen, ob wir hier in der Schweiz Geschäfte tätigen oder international. Denn wie angeblich bereits Alexander von Humboldt sagte: «Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.»
Joerg Schwenk
Joerg Schwenk verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Schweizer Fachhandel und ist spezialisiert aufOnlinemarketing sowie Digitalvertrieb. In seiner Kolumne vermittelt er seine Einschätzungen, Erfahrungen und Ansichten rund um den ICT-Channel und freut sich auf Ihre Kontaktnahme beziehungsweise die Vernetzung auf
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