Der Thin-Client-Spezialist
Igel steigt aus dem Hardwaregeschäft aus. Zum Ende des ersten Quartals 2023 gehören Thin Clients der Marke Igel der Vergangenheit an – das noch vorhandene Inventar wird dann ausverkauft sein. Den Schritt vom Thin-Client-Anbieter Nr. 3 in den USA und Europa mit einer installierten Basis von mehr als drei Millionen Geräten zum reinen Software- beziehungsweise Betriebssystemhersteller mit Igel OS hat CEO Jed Ayres (Bild) gegenüber dem Branchenmagazin "CRN"
bestätigt. Damit sei ein Traum wahr geworden, sagt er. "Es hat etwas länger gedauert als ich dachte. Wir hatten diese Vision, als ich (vor sechs Jahren) zum Unternehmen stiess. Jetzt führen wir den finalen Teil davon aus."
Ayres weiss aber auch: "Igel hat bis heute die Position als Nr. 1 in Deutschland (bei Thin Clients) inne. Es ist ein ziemlich grosser Schritt, das zu verlassen. Es ist ein profitables Geschäft, aber wir sind ein Softwareunternehmen. Wir haben 150 Softwareentwickler, investieren stark in den Ausbau unserer beiden Entwicklungszentren in Deutschland und eröffnen im Dezember ein neues fünfstöckiges Weltklasse-Gebäude in Augsburg."
Mit der Abkehr von Entwicklung und Verkauf von Hardware will
Igel wohl auch das Verhältnis zu den Hardwarepartnern klären. Lange Jahre gab es Thin Clients mit Igel OS sowohl von Igel selbst als auch von Drittherstellern wie HP, Lenovo oder LG. Mit einem neu völlig hardwareunabhängigen Igel OS auf Basis einer sicheren Linux-Distribution will Igel seinen Einzugsbereich zudem erweitern. Das System soll auf allen erdenklichen Rechnern laufen und eine einfache, Chromebook-ähnliche User Experience vermitteln, wie der CEO festhält: "Bis jetzt habe ich ein Stück Hardware verkauft. Durch die Entkopplung des spezialisierten Igel OS zur Ausführung auf jedem Hardwaregerät ist es jetzt eine strategisch sichere Plattform, die einfach zu verwalten ist."
Und weiter: "Unser erreichbarer Markt umfasst jetzt eine installierte Basis von 500 Millionen PCs und 150 bis 200 Millionen neu verkaufte PCs pro Jahr." Ganz in diesem Sinn erwartet Jed Ayres für seinen Linux-Umsatz denn auch in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum von derzeit 100 Millionen US-Dollar pro Jahr auf eine Milliarde Dollar. Grünes Licht für diese sportliche Prognose sieht der Igel-CEO darin, dass Igel OS das erste von Microsoft für Windows Virtual Desktop freigegebene Linux ist und dass Microsoft die Nutzung seines Virtual-Desktop-Angebots kräftig vorantreiben will.
(ubi)