Microsoft sieht sich massiver Kritik aufgrund von 'mangelnder Transparenz' gegenüber
Quelle: Depositphotos

Microsoft sieht sich massiver Kritik aufgrund von "mangelnder Transparenz" gegenüber

Zuerst ein US-Senator, jetzt auch ein IT-Security-Experte: Microsoft steht für mutmassliche "Nachlässigkeit", "unverantwortliche Sicherheitspraktiken" und "fehlende Transparenz" massiv in der Kritik.
4. August 2023

     

Microsoft gerät an zahlreichen Stellen unter Druck. So prüft die EU-Kommission aktuell, ob der Konzern mit der Integration von Teams in sein Office-Paket dem Wettbewerb schadet ("Swiss IT Reseller" berichtete). Noch höhere Wellen hatte zuletzt jedoch der Verlust eines Master Keys geschlagen, der mutmasslich chinesischen Angreifern Zugriff auf zahlreiche Microsoft-Cloud-Dienste gewährt haben könnte.


Jetzt wird vor allem aufgrund von Microsofts Verhalten im Anschluss an das Bekanntwerden der Sicherheitslücke Kritik laut – und das von bedeutender Stelle. So hatte Ron Wyden, demokratischer US-Senator aus Oregon, in einem Schreiben an die Leiter der Behörden CISA, FTC sowie den Generalstaatsanwalt des Justizministeriums kein Blatt vor den Mund genommen: "Ich schreibe, um Ihre Behörden zu bitten, Massnahmen zu ergreifen, um Microsoft für seine fahrlässigen Cybersicherheitspraktiken zur Verantwortung zu ziehen, die eine erfolgreiche chinesische Spionagekampagne gegen die Regierung der Vereinigten Staaten ermöglicht haben." Wyden führt weiter aus: "Selbst mit den wenigen Details, die bisher bekannt geworden sind, trägt Microsoft eine erhebliche Verantwortung für diesen neuen Vorfall."
Wenige Tage später schliesst sich auch Amit Yoran, CEO des Cybersicherheitsunternehmens Tenable, in einem Linkedin-Beitrag der Kritik an Microsoft und der mutmasslich mangelnden Transparenz des Konzerns an. Diese beziehe sich auf "Sicherheitsverletzungen, unverantwortliche Sicherheitspraktiken und Schwachstellen", die Kunden des Unternehmens Risiken aussetzen würden, über die sie absichtlich im Unklaren gelassen werden.

Yoran berichtet zudem aus eigener Erfahrung. Im März 2023 hätten Tenable-Forscher eine Schwachstelle der Azure-Plattform entdeckt, die es einem nicht authentifizierten Angreifer demnach ermöglicht, auf mandantenübergreifende Anwendungen und sensible Daten wie Authentifizierungsgeheimnisse zuzugreifen. Das Team hat Microsoft laut Yoran umgehend informiert. Es habe anschliessend aber mehr als 90 Tage gedauert, um eine Teilbehebung zu implementieren – und das nur für neue Anwendungen, die in den Dienst geladen wurden. Und soweit man wisse, wurden betroffene Kunden noch nicht informiert und sie könnten daher auch keine Entscheidungen über kompensierende Kontrollen und andere risikomindernde Massnahmen treffen, so der Tenable-CEO.


Amit Yoran sieht das Modell der Shared Responsibility daher als gescheitert an. Dieses sieht vor, dass sich Cloud Provider um die Sicherheit der Infrastruktur und der Anwendungen, die Kunden sich wiederum um die Sicherheit der Daten kümmern. "Dieses Modell ist unwiederbringlich gescheitert, wenn Ihr Cloud-Anbieter Sie nicht über Probleme informiert, sobald sie auftreten, und diese nicht offen behebt." (sta)


Weitere Artikel zum Thema

EU-Kommission eröffnet Untersuchung gegen Microsoft

27. Juli 2023 - Die Wettbewerbsbehörden der EU haben eine offizielle Untersuchung gegen Microsoft eingeleitet. Überprüft wird, ob der Software-Konzern mit der Integration von Teams in Microsoft 365 sowie Office 365 den freien Wettbewerb behindert.

Microsoft sieht sich EU-Kartellbeschwerde wegen Teams-Kopplung gegenüber

21. Juli 2023 - Der deutsche Videokonferenzanbieter Alfaview hat bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen Microsoft eingereicht. Es geht um die Kopplung von Office mit Teams und die Frage, ob sich die Redmonder einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Microsoft zeichnet Schweizer Partner des Jahres aus

20. Juli 2023 - Microsoft hat im Rahmen der Inspire 2023 die Schweizer Partner des Jahres 2023 ausgezeichnet. Sie erhielten Awards in insgesamt 15 Kategorien.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER