Mitten im Bassersdorfer Industrieviertel findet sich der Schweizer Hauptsitz des Distributors
Secomp, geführt von Channel-Veteran Roland Silvestri. Knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb, der Grossteil von ihnen sitzt in Bassersdorf, daneben gibt es eine kleine Niederlassung in Biel. Schon beim Betreten der Secomp-Büros spürt und hört man: Die Stimmung ist gemütlich, der Umgang zwischen den Leuten locker und persönlich. Dieser erste Eindruck bestätigt sich denn auch im Gespräch, in dem Silvestri in seiner Rolle als CEO aus Führungssicht und Marketing-Manager Pascal Wintsch aus Mitarbeiterperspektive berichten. «Den Teamgedanken spürt man bei uns sehr gut – so entstehen dank dem regen Austausch immer wieder ganz automatisch Synergien zwischen den Abteilungen», formuliert es etwa Pascal Wintsch. Organisiert ist Secomp in kleinere Kompetenz-Teams, die sich um definierte Produktsparten wie IT-Zubehör und Netzwerk, Sicherheitssysteme, Unterhaltungselektronik oder Mobile kümmern, was dem Tagesgeschäft laut Wintsch eine mitarbeiternahe und flexible Dynamik verschaffe.
«Auch gefällt es mir, dass bei uns die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zuweilen verschwimmen», führt Wintsch aus. Was im ersten Moment vielleicht für Stirnrunzeln sorgt – man hört schliesslich oft genug, dass eine klare Trennung für die Work-Life-Balance gesund wäre – scheint bei Secomp aber ausgezeichnet zu funktionieren. «Wenn es einen passenden Grund gibt, fängt bei uns der Apero auch mal am Nachmittag an», so Wintsch. «Da muss auch keiner ausstempeln. Dafür bleiben wir bei der nächsten Messe dann auch ein paar Stunden länger, ohne die Stunden aufzuschreiben. Diese Lockerheit nimmt in meiner Wahrnehmung viel Druck aus der Arbeit.» Dass die Grenze zwischen Spass und Pflicht bei Secomp manchmal etwas verschwimmt, ist also gewollt und scheint auch durchaus zum Erfolgsrezept zu gehören.
Auf Vertrauensbasis
«Theoretisch könnte man das als Mitarbeiter natürlich ausnutzen, vieles davon basiert also auf Vertrauen», kommentiert Silvestri. «Ich gehe davon aus, dass meine Mitarbeiter alt genug sind, um zu verstehen, was sie zu tun und zu lassen haben. Es ist schliesslich immer ein Geben und ein Nehmen. Denn wir arbeiten zwar viel, aber wir feiern auch viel», wie er lächelnd anfügt. Laut eigener Aussage klappt das in seinem Unternehmen so gut, weil alle am selben Strick ziehen. Und wenn man dann auch erfolgreich ist – 2023 ist als Rekordjahr für
Secomp ein passendes Beispiel dafür – feiert man das dann eben auch gern und ausgiebig. Gelegenheiten dafür schafft man bei Secomp laut Silvestri und Wintsch ausreichend: Für die Belegschaft gibt’s zahlreiche Events und Ausflüge – vom Oktoberfestbesuch übers Ski-Weekend bis hin zum grossen eigenen Sommerfest. Weiter organisieren die Team-Leiter für ihre Abteilungen zusätzlich regelmässig Apéros und kleinere Treffen, in denen die persönlichen Beziehungen innerhalb der Mitarbeiterschaft rege gepflegt werden. «Aus Mitarbeitersicht kann ich bestätigen: Nicht zuletzt darum arbeitet man hier auch gerne», so Pascal Wintsch.
(Fast) keine Direktiven von oben
Die «Work hard, play hard»-Philosophie ist, bevor es zur Party kommt, aber eben auch Ersteres: harte Arbeit. Und dazu gehört für Silvestri eine offene und konstruktive, aber wenn nötig auch konfrontative Kommunikationskultur. «Es kann bei uns auch mal zur Sache gehen und lauter werden. Das Gute ist: niemand hier nimmt einem das übel. Reibung gehört zum Geschäft, genau wie sie zu einer guten Beziehung gehört», ist der Geschäftsführer überzeugt. «Und das schätzen die Leute auch. Diesbezüglich tickt der Rest des Managements gleich wie ich – das ist eben unsere Kultur.» Seine eigene Fehlbarkeit ist ihm dabei durchaus bewusst, wie er ergänzt: «Ich versuche ja bloss, eine Richtung vorzugeben, was aber noch lange nicht heisst, dass das die richtige ist. Wenn mir mein Team dann sagt, dass das Unsinn ist, gehe ich gerne in mich und hinterfrage mich selbst.»
Nicht diskutierbare Direktiven von oben gebe es bei ihm nur selten, so der CEO. Als eines der wenigen Beispiele nennt er gewisse Vorgehensweisen im Rahmen der Pandemie. «Ich bin kein Fan dieser Home-Office-Kultur. Denn ich bin überzeugt: Wenn man Home Office macht, hat man keine Kultur mehr», wie er erklärt. Natürlich musste aber auch
Secomp auf 100 Prozent Home Office umsteigen, während das Vorschrift war, ist im Anschluss aber schnell wieder in die Büros zurückgekehrt.
Unlängst gab es dann aber doch noch kleine Zugeständnisse betreffend Remote-Arbeit: Neuerdings dürfen die Secomp-Mitarbeiter nach Absprache mit ihren Teamleitern einen Tag pro Woche von Zuhause aus arbeiten – kritisch bleibt der CEO dem Home Office gegenüber aber nach wie vor. «Vor allem in grösseren Betrieben, die noch immer Home Office ermöglichen, kennen sich die Leute teilweise nicht einmal mehr», so Silvestri. Ihm hingegen ist es wichtig, dass es bei der Arbeit zum regen persönlichen Austausch kommt und vor der Kaffeemaschine spontane Brainstormings entstehen. Pascal Wintsch unterstreicht das: «Sonst wird das Weihnachtsessen ja noch zum Networking-Event!» Spannend ist laut Silvestri, dass die allermeisten Mitarbeiter das Home-Office-Angebot aber nicht in Anspruch nehmen. Er fügt an: «Wenn das Klima gut ist, kommen die Leute auch gerne ins Büro. Der Arbeitsort ist schliesslich ein wichtiger Teil des persönlichen sozialen Halts. Ausserdem ist es eine Sache der Fairness – die Lagermitarbeiter können ja nichts dafür, dass sie kein Home Office machen oder aus dem Ausland arbeiten können.»
Parties und Ladestationen
Der Home-Office-Tag ist aber natürlich bei weitem nicht das einzige Zückerlein, von dem die Secomp-Belegschaft profitiert. Aus- und Weiterbildungen, die dem Betrieb in irgendeiner Form etwas bringen, werden laut dem CEO zur Hälfte übernommen und an eine zweijährige Arbeitsverpflichtung gebunden. Auch profitieren die Mitarbeiter, indem alle Artikel zum Einkaufspreis an sie weitergegeben werden. Und in Sachen Verpflegung gibt es ebenfalls Unterstützung:
Secomp hat einen Food-Automaten im Haus, von dem man neben Snacks auch ganze Gerichte beziehen kann. Diese werden von einem lokalen Bäcker geliefert und kosten zwischen 8 und 12 Franken – das wird dank einer Subventionierung des Unternehmens möglich gemacht. Dazu gibt es jederzeit kostenlos Kaffee und Früchte.
Und dann sind da die bereits erwähnten Veranstaltungen für die ganze Firma und innerhalb der Teams. Finanziell gibt es ebenfalls Goodies: Bei den Sozialleistungen legt man auf die gesetzlichen noch etwas drauf und natürlich gibt es Boni für gute Leistungen.
Und ganz offensichtlich gibt man sich Mühe, weitere Benefits zu schaffen und als Arbeitgeber weiterhin attraktiv zu bleiben. So wurden etwa unlängst sechs Ladestationen für E-Autos in der Tiefgarage montiert, an denen die Mitarbeiter kostenlos die Akkus ihrer Fahrzeuge laden dürfen.
Sich für seine Leistung feiern zu dürfen, ist zentral für die Kultur bei Secomp. Dank zahlreichen übers Jahr stattfindenden Events kommt das nicht zu kurz. (Quelle: Secomp)
Die Rückkehrer
Wie immer gilt: Ob eine Firmenkultur «gut» ist, hängt lange nicht nur vom Arbeitgeber ab – gerade die unternehmenseigene Kommunikations- und Vertrauenskultur, die schliesslich in jedem Betrieb ein bisschen anders ist, muss einem als Arbeitnehmer eben auch passen. Auf die Frage, ob er über die Jahre auch negatives Feedback von Mitarbeitern bekommen hat, antwortet Silvestri: «Natürlich gab es vereinzelt zwischenmenschliche Differenzen. Aber eigentlich ist es eher gegenteilig: Einige meiner Mitarbeiter sind an einem Punkt mal gegangen und Monate oder Jahre später wieder auf mich zugekommen, weil sie die Arbeit und die Kultur bei uns vermisst haben.» Die Zahlen geben ihm Recht: Zwischen fünf und zehn Prozent seiner Mitarbeiter sind Rückkehrer – ein gutes Zeichen.
Damit kann
Secomp stolz eine recht tiefe Fluktuation ausweisen, profitiert von erfahrenen Mitarbeitern und hat daher auch kein Fachkräfteproblem. «Natürlich haben wir eine Handvoll offener Stellen im Rahmen des normalen Wachstums. Aber händeringend suchen müssen wir nicht – wir sind gut aufgestellt», so der CEO.
Das interne Facebook
«Und dann gibt es da noch unser eigenes Facebook», so Silvestri. Er meint damit die im September 2023 eigeführte Secomp-App für die Mitarbeiter, die als Informationsplattform und zum Austausch innerhalb der Firma eingeführt wurde. Vorstellen kann man sich das wie eine gängige Social-Media-Plattform, die aber exklusiv für die Secomp-Belegschaft da ist und im Browser oder als Mobile App verfügbar ist. Es gibt eine Pinnwand für alle, Gruppen für die Teams respektive Abteilungen, Kommentarsektionen und persönliche Nutzerprofile, die verschiedene Privacy-Einstellungen zulassen.
Erste Erfahrungen zeigen: Die App unterstützt und fördert das familiäre Verhältnis, welche der Secomp-Geschäftsführung so wichtig ist. Laut Pascal Wintsch ergeben sich seit der Einführung der Plattform nämlich spannende Interaktionen, die ohne die App nie entstanden wären. Als Beispiel nennt er etwa einen Kollegen, der eher zur schweigsamen Kategorie Mensch gehört und seit der App-Einführung ab und zu Bilder seiner liebsten Hobbys – Klettern, Wandern und Skitouren – postet. Das schafft, gerade für Kolleginnen und Kollegen, die nicht sehr eng mit ihm zusammenarbeiten, einen persönlichen Zugang, den sie sonst wohl nie bekommen hätten. Pascal Wintsch fasst es treffend zusammen: «Auf der Plattform entstehen viele coole Sachen – was uns am Schluss noch mehr zusammenschweisst.»
Das «eigene Facebook»: Die Secomp-App dient als Info-Plattform und dem Austausch zwischen allen Menschen in der Firma. (Quelle: Secomp)
Zum Unternehmen
Der heute bestehende Distributor
Secomp ging 2014 durch ein Management-Buyout aus Rotronic hervor, einer Tochtergesellschaft von Secomp Electronic Components aus Deutschland, und firmierte einige Jahre unter dem Namen Rotronic-Secomp. Seit 2017 heisst das Unternehmen Secomp und steht unter der Führung des heutigen CEOs Roland Silvestri. Der Distributor hat seinen Hautsitz in Basserdorf und beschäftigt knapp 100 Angestellte.
(win)