Thali bleibt Thali
Quelle: SITM

Thali bleibt Thali

Seit letztem Herbst gehört der Schweizer Traditions-Distributor Thali zu 100 Prozent dem österreichischen Unternehmen Aqipa. Trotzdem könne man weiter komplett ­unabhängig agieren, erklärt Geschäftsführer Ivo Vega.
9. Februar 2024

     

Thali, traditionsreicher Schweizer Distributor mit rund 50 Mitarbeitenden und Spezialisierung auf den Consumer-Electronics- und Haushaltsbereich, ist nicht länger in Schweizer Hand – und das bereits seit letztem Herbst. Anfang Oktober 2023 nämlich gab die österreichische Aqipa-Gruppe bekannt, 100 Prozent von Thali übernommen zu haben, um so das paneuropäische Geschäft zu stärken.

"Swiss IT Reseller" wollte nun von Thali wissen, welche Veränderungen im Zuge der Übernahme anstehen und wohin sich der 1929 gegründete Schweizer Grosshändler künftig entwickeln soll, und hat sich dazu mit Geschäftsführer Ivo Vega am Sitz im luzernischen Hitzkirch getroffen. Vega macht gleich zu Beginn des Gesprächs klar, dass die hundertprozentige Übernahme durch Aqipa keine wesentlichen Veränderungen nach sich ziehen wird. "Grössere Veränderungen gab es, als Aqipa 2016 mit einer Minderheitsbeteiligung bei Thali eingestiegen ist", erklärt Vega. "Seit damals arbeiten wir sehr eng zusammen." Die jüngst erfolgte komplette Übernahme habe im Wesentlichen vor allem die Besitzverhältnisse verändert und unter anderem dazu geführt, dass Gregor Biland als ehemaliger Teilhaber und langjähriger CEO nun komplett aus dem Unternehmen ausgeschieden sei.


Ivo Vega ist denn auch überzeugt, dass sich an der Beziehung zwischen dem Mutterhaus und Thali auch künftig nichts ändern wird. Aqipa habe in den vergangenen Jahren schon keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeiten von Thali genommen, und werde das auch in Zukunft kaum tun. "Wir sind völlig selbstständig unterwegs, können autonom agieren, und haben auch alle Abteilungen nach wie vor inhouse – inklusive Rechnungswesen und IT." Natürlich prüfe man Synergien, ergänzt Ivo Vega. Diese sieht er unter anderem im Bereich IT, wo Thali und Aqipa aktuell noch unterschiedliche ERP-Systeme – Microsoft Dynamics im Falle von Thali und SAP bei Aqipa – nutzen und unterhalten. «Hier müssen wir sicher prüfen, ob eine Vereinheitlichung nicht sinnvoll wäre.» Auch rund um den Webauftritt, der sicherlich nicht mehr ganz zeitgemäss ist, sieht Vega mögliche Synergien. "Doch das bedeutet nicht, dass in dem Zusammenhang ein Stellenabbau bei Thali geplant ist. Ich bin überzeugt, dass wir unsere IT-Spezialisten vor Ort weiterhin brauchen, selbst wenn gewisse Synergien mit Aqipa genutzt würden."

Neue Marken dank Aqipa

Auf Produkteseite profitiert Thali sehr wohl von der Zugehörigkeit zu Aqipa. So erklärt Ivo Vega, dass man dank Aqipa an der Seite gewisse Hersteller ins Portfolio habe aufnehmen können, die sonst schwierig zu gewinnen gewesen wären. Vega nennt DAB-Radiohersteller Pure als Beispiel, aber auch die Gopro-Actioncam-Distribution und einige Brands aus dem Haushaltsbereich.

Ein weiterer Pluspunkt der Zugehörigkeit zu Aqipa sei ausserdem, dass Thali dadurch Zugriff habe auf das Lager von Aqipa im österreichischen Kundl. "Das hilft vor allem dann, wenn man neue, kleinere Hersteller in die Schweiz bringen will. Denn dadurch, dass nicht nur der Schweizer Markt, sondern auch Österreich und Deutschland mit an Bord sind, erreicht man einfacher ein gewisses, relevantes Volumen in der Abnahme von Produkten."


Aber auch Aqipa profitiere vom Zusammenschluss, denn es gebe Hersteller, die einen paneuropäischen oder zumindest einen DACH-weit tätigen Distributor suchen, und hier sei die Tatsache, dass Aqipa über Thali nun auch in der Schweiz präsent ist, sicher ein Pluspunkt.

Wachstum angestrebt

Auf den Markt und die Ziele von Thali ganz grundsätzlich angesprochen, schaut Ivo Vega optimistisch in die Zukunft – trotz der Tatsache, dass Thali vor allem Retail-Kunden bedient, bekanntermassen kein einfaches Pflaster, wie die Entwicklung auf dem Schweizer Markt in den letzten Monaten gezeigt hat – man denke an den Steg- Konkurs und die angekündigte Microspot.ch/Interdiscount-Zusammenlegung oder die Melectronics-Neuausrichtung. Ivo Vega dazu: "Dass die grossen Anbieter restrukturieren, gehört zum Geschäft. Nichtsdestotrotz glauben wir nach wie vor an den Retail-Kanal, der wichtig bleiben wird. Und hier wollen wir auch in neue Bereiche vordringen", macht Ivo Vega klar. Als Beispiel nennt er Baumärkte – vielleicht nicht der offensichtlichste Absatzkanal für einen CE-Distributor. Doch Vega erklärt, dass man neu – dank der Aqipa-Zusammenarbeit – Pool-Roboter im Sortiment führe, die einerseits über den Fachhandel – also Pool-Bauer –, andererseits aber eben über Baumärkte verkauft würden. Baumärkte seien aber auch in anderen Bereichen interessant, etwa beim Thema Smart Home, wo man dank einem vergrös­serten Sortiment ebenfalls Fuss fassen wolle. Als weiteres Geschäftsfeld, das Thali ausbauen wolle, nennt Ivo Vega zudem den Spielwarenbereich – sprich die klassischen Spielwaren. Hier habe man früher ein relativ grosses Sortiment in der Subdistribution unterhalten, das dann aber heruntergefahren wurde. Nun würde man gerne wieder mehr machen, entsprechende Bestrebungen würden laufen, so Vega.


Angesprochen auf Herausforderung, Pläne und Ziele für 2024, macht Ivo Vega klar, dass man ein Wachstum budgetiert habe und einerseits mit neuen Marken und Produktsegmenten, andererseits auch mit den bestehenden Brands wachsen wolle – gemeinsam mit den Händlern. Natürlich gebe es auch immer wieder Produktbereiche, die auf dem Prüfstand stünden. "Aktuell aber sehe ich keinen Bereich, der keine Zukunft hat. Viele Segmente wurden schon oftmals totgeredet und sind immer noch da. Nehmen wir physische Games als Beispiel, wo wir nach wie vor diverse Distributionen in der Schweiz führen und wo es nach wie vor eine relevante Nachfrage gibt." Herausforderungen, mit denen sich Thali konfrontiert sieht, seien sicherlich die Währungsthematik, die ein Dauerthema sei, aber auch die Teuerung und die zunehmende Komplexität in den Lieferketten. "Doch damit müssen wir umgehen können", macht Ivo Vega abschliessend klar. (mw)


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