Ricoh treibt Transformation zum Services-Anbieter voran
Quelle: SITM

Ricoh treibt Transformation zum Services-Anbieter voran

Das Kerngeschäft von Ricoh sind und bleiben Drucker. Doch der Hersteller steckt in einer weitreichenden Transformation, die Umsätze mit Services wachsen rasch, wie Schweiz-Chef Daniel Tschudi (Bild, links) auf dem Ricoh Trend Forum in Baden berichtete.
7. Juni 2024

     

Auf dem Trend Forum 2024 hatte Ricoh erfreuliche Zahlen im Gepäck: 2023 konnte der Hersteller seinen weltweiten Umsatz von 13,6 Milliarden (2022) auf 14,5 Milliarden Franken um zehn Prozent (in EMEA über 14 Prozent) deutlich steigern – und das trotz eines turbulenten Drucker-Marktes. Doch der hardwareunabhängige Bereich Digital Services steuerte zum Umsatz mittlerweile nahezu die Hälfte (48 Prozent) bei, wie Daniel Tschudi, CEO für die Schweiz und Österreich, in seiner Keynote am 4. Juni in Baden berichtete. Das sind nochmals 2,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht. Bis 2025 soll der Anteil auf über 60 Prozent steigen.

Ein ambitioniertes Ziel. Doch das Potenzial ist laut Tschudi ohne Frage da, vor allem aufgrund des rasanten Wandels der Arbeitswelt. Denn Unternehmen würden zusehends auf flexible, agile Arbeitsumgebungen setzen und auf die sich verändernden Anforderungen der Mitarbeitenden reagieren müssen. Digitale Services sollen mit Blick auf diese Rahmenbedingungen performante IT-Umgebungen schaffen, einfache, automatisierte Geschäftsprozesse ermöglichen und die Kommunikation sowie die Zusammenarbeit in hybriden Teams fördern. Eine Abkehr vom klassischen Produktgeschäft des Druckerherstellers stellt diese Strategie jedoch nicht dar. Hardware bleibt weiterhin das Kerngeschäft und ein entscheidender Baustein in dieser neuen Arbeitswelt, wie der CEO bekräftigt. Das allerdings in einem anspruchsvollen Markt. Der Office-Druck nimmt laut Tschudi jährlich um zwei bis drei Prozent ab. Aber es handle sich nach wie vor um einen gewaltigen Markt, auch in der Schweiz. Und der hochvolumige Druck boomt, soll sich künftig gar verdoppeln. "Printing ist noch lange nicht tot", konstatiert Tschudi.


Und dennoch befindet sich auch Ricoh in einem Transformationsprozess, weg von der reinen Hardware, hin zu mehr Services. Für diesen Wandel investiert das Unternehmen seit Jahren aktiv. Nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern allein seit 2019 in insgesamt 20 Akquisitionen weltweit. Darunter neben Lake Solutions und Axon Ivy in der Schweiz in IT-Infrastruktur-Spezialist Orbid (Belgien), Docuware (Deutschland), AV-Anbieter Pure AV aus UK sowie zuletzt in Natif.ai aus Deutschland. Auch bei Ricoh steht das Thema KI also längst auf der Agenda. Und weitere Akquisitionen sollen laut Tschudi folgen. "Global, in Europa und hoffentlich auch bald in der Schweiz", so der CEO.

360-Grad-Angebot

In der Schweiz hat Ricoh 2023 sogar bereits 61 Prozent des Umsatzes über Dienstleistungen generiert, vor allem über Managed Printing Services, aber beispielsweise auch über Meeting Room as a Service. Der Reingewinn kletterte zudem im Vergleich zum Vorjahr um satte 111 Prozent (absolute Zahlen nennt das Unternehmen für einzelne Regionen nicht). Zu diesem Wachstum beigetragen hat nicht zuletzt die 2019 zu Ricoh gestossene Lake Solutions, die das Service-Portfolio des Herstellers vor allem um Cybersecurity sowie Cloud- und Infrastructure-Services ergänzt, während Ricoh im Digital-Services-Segment vor allem auf die drei Bereiche Business Process Automation, Digital Experience und Digital Workspace setzt.


Gemeinsam bilden Ricoh und Lake Solutions in der Schweiz ein erfolgreiches Gespann mit einem 360-Grad-Angebot rund um den Arbeitsplatz der Zukunft, wie es Daniel Tschudi und Lake Solutions-CEO Walter Borgia in Baden betonten. "Unsere Message: Wir bieten alles als Service an, und das auch für KMU-Kunden", erklärt Walter Borgia. Dieses Versprechen reicht von Notebooks über Monitore und Headsets bis hin zu Servern, USVs, Telefonie, Drucker und Securitylösungen wie Firewall und Backup. Office-as-a-Service eben. Und wo die Kapazitäten oder das Know-how von Ricoh und Lake Solutions im Direct Sales selbst nicht ausreichen, setzen die beiden Anbieter punktuell auf die Zusammenarbeit mit Channel-Partnern. Aktuell liegen die Anteile bei 77 Prozent direkt und 23 Prozent indirekt. Die Kundenstruktur soll sich in der Schweiz wiederum je zu 50 Prozent auf Enterprise und KMU verteilen.

Papierflieger und Cyberkriminelle

Es gab viel zu erzählen auf dem Trend Forum in Baden – und das nicht nur in Hinblick auf die Strategie von Ricoh und Lake Solutions selbst. Das Programm der Veranstaltung beleuchtete auch aktuelle wirtschaftliche und politische Entwicklungen, wachsende Unsicherheit, globale Krisen und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft. Aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. "Es gab noch nie so viele Sorgen und Ängste", wie Buchautor und Keynote Speaker Professor Pero Mićić aufzeigte. Gleichzeitig war die Lebensqualität aber auch noch nie so hoch. Ein positiver Blick in die Zukunft sei daher entscheidend, auch für Unternehmen. Mićić fasste in seinem Vortrag einige Kernthesen aus seinem Buch Bright Future Business zusammen und zeigte auf, welche Eigenschaften zukunftssichere, erfolgreiche Firmen auszeichnen. Im Mittelpunkt muss demnach eine klar definierte Zukunftsstrategie stehen, die Mitarbeitende verbindet, Krisensicherheit schafft und nicht zuletzt die Produktivität steigert.

Etwas ruppiger ging es anschliessend bei "Provotainer" Martin Gaedt zur Sache. Er zerschlug Teller, liess sich mit Papierfliegern bewerfen und rief zum gemeinsamen Rotnasen-Gebet auf. Klingt verrückt? Der selberklärte "Spinner" Gaedt band das Publikum erfolgreich ein, regte zum Nachdenken an und rief dazu auf, neue Wege einzuschlagen und Altes, Überflüssiges über Bord zu werfen. Sein Mantra: "WaBriMiDa"; Was bringt mir das?


Neben den Keynotes bot das Ricoh Trend Forum den Teilnehmerinne und Teilnehmern zudem zahlreiche Breakout Sessions sowie eine Fachausstellung mit Ständen von Ricoh, Lake Solutions sowie Partnern wie HPE, HPE Aruba, Cohesity, Logitech und Samsung sowie Zebra. Den krönenden Abschluss des Tages bildete jedoch der Videoauftritt von Alois Zwinggi, Managing Director des World Economic Forums (WEF). Er sprach über das zunehmende Risiko durch Cyberkriminelle sowie die Bedeutung einer starken IT-Security. Im Ländervergleich stehe die Schweiz laut Zwinggi vor allem aufgrund starker Hochschulen wie der ETH und der EPFL sehr gut da. Ein Grund sich auszuruhen ist das jedoch nicht. Immerhin schaffe KI ganz neue Herausforderungen und spiele aktuell vor allem den Kriminellen in die Hände. (sta)


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