Heyde setzt bei Nachfolge auf Kontinuität und Verlässlichkeit
Quelle: Heyde Schweiz AG

Heyde setzt bei Nachfolge auf Kontinuität und Verlässlichkeit

Heyde hat die Unternehmensnachfolge frühzeitig mit einer internen Lösung geregelt. Für den IT-Dienstleister eine ideale Lösung mit vielen Vorteilen, wie der ehemalige Geschäftsführer Pascal Urban und Nachfolger Marc Kaiser berichten.
11. September 2024

     

Staffelstabübergabe bei Heyde: Im vergangenen März hat der Zürcher IT-Dienstleister, der vor allem in den Bereichen ERP und BI aktiv ist, nicht nur erfolgreich einen Führungswechsel vollzogen, sondern auch die Unternehmensnachfolge geregelt. Und das ungewöhnlich frühzeitig. Der bisherige Geschäftsführer Pascal Urban wird dieses Jahr 60. An Ruhestand ist für ihn daher noch nicht zu denken. Dennoch wollte er die Zukunft von Heyde so früh wie möglich klären, hatte sich das erste Mal bereits vor rund drei Jahren mit möglichen Lösungen auseinandergesetzt. "Ich hatte riesigen Respekt vor der Aufgabe", berichtet Urban im Interview. "Auch weil ich viele Beispiele in meinem Umfeld gesehen habe, bei denen das vielleicht nicht so optimal geklappt hat." Zudem könne man nicht davon ausgehen, in kürzester Zeit eine gewünschte Lösung zu finden. "Und eine Nachfolgeregelung unter Zeitdruck anzugehen, das ist einfach suboptimal."

Das gilt vor allem dann, wenn es nicht darum geht, ein Unternehmen einfach an den meistbietenden externen Käufer zu veräussern, sondern dieses künftig in den besten Händen zu wissen und, wie im Fall von Heyde, eine interne Lösung zu finden. Dabei hätte es mehr als genug Interessenten gegeben, wöchentlich landen neue Anfragen von potenziellen Investoren auf dem Tisch von Pascal Urban und dem neuen Heyde-Geschäftsführer und -Mehrheitsaktionär Marc Kaiser. Eine Option, die für den IT-Dienstleister trotz der Angebotsflut aber nie zur Debatte stand. "Sicher wäre eine externe Lösung monetär attraktiver gewesen. Aber wenn man eng mit einem Unternehmen verbunden ist, dann haben andere Themen einfach eine höhere Priorität", unterstreicht Urban. Zudem sei Heyde im Markt gut aufgestellt, habe sich in verschiedenen Nischen etabliert und stehe auf einem starken wirtschaftlichen Fundament. Ein externer Investor, um sich mit neuen Ressourcen weiterhin im starken Wettbewerb behaupten zu können, war daher schlicht nicht notwendig.


"Ein Traumpartner"

Mit Marc Kaiser hatte Heyde glücklicherweise einen passenden Kandidaten für eine interne Lösung im Team. Kaiser ist selbst bereits seit 18 Jahren an Bord, kennt das Unternehmen somit in- und auswendig, seit 13 Jahren ist er zudem Mitinhaber und als COO Mitglied der Geschäftsleitung. "Ein Traumpartner", bekräftigt Urban, "wir haben uns immer sehr gut ergänzt. Wir sagen spasseshalber immer: der eine kann lesen, der andere schreiben." Auch für Marc Kaiser hat die Konstellation gestimmt. Dabei hatte er sich zuvor keine konkreten Gedanken über die Option gemacht, die Nachfolge anzutreten. Als das Thema dann aber vor drei Jahren erstmals zur Diskussion stand, haben Bauchgefühl und Rahmenbedingungen letztlich überzeugt. Dazu gehört auch, dass Pascal Urban weiterhin im Unternehmen tätig ist. Ein klassischer Exit mit Stühlerücken zum Stichtag sollte es nicht werden. Zwar bringt sich Urban nicht mehr operativ ein, im Verwaltungsrat betreut er aber auch künftig strategische Initiativen und Projekte – und sichert mit seiner Expertise einen nahtlosen Übergang. Wann er sich gänzlich zurückzieht, steht aktuell noch nicht fest, zwischen einem und fünf Jahren ist alles möglich. "Wir haben das nicht schriftlich definiert. Wir haben stattdessen vereinbart, dass wir so lange zusammenarbeiten, wie es für beide stimmt", erklärt Kaiser. "Und das ist doch eigentlich die ideale Voraussetzung." Immerhin arbeite man bereits seit vielen Jahren zusammen, das habe stets hervorragend funktioniert, "und das wird auch die nächsten Jahre gut funktionieren".

Ausschliesslich positive Reaktionen

Kompetenzrangeleien oder unklare Verantwortlichkeiten, wie sie bei internen Lösungen gerne vorkommen können, gab es demnach im Zuge der Übergabe keine. Ohnehin stand weniger ein Umbruch im Fokus als viel mehr Kontinuität – sowohl für die 20 Mitarbeitenden als auch für die Kunden. Für Marc Kaiser gab es daher auch keine grossen Baustellen oder Change-Projekte, die er zu seinem Start in neuer Rolle aufgreifen wollte. Es stand kein struktureller Wandel im Unternehmen an. Viel mehr ging es darum, Strategie und Aufgaben gemeinsam fortzuführen, die bereits zuvor angestossen wurden. Das kam bei allen Parteien gut an. "Sicher gibt eine gewisse Anspannung, bevor man das kommuniziert. Wie wird das aufgenommen? Wie wird das interpretiert?", sagt Kaiser. Die Reaktionen seien dann aber ausschliesslich positiv ausgefallen, sowohl im eigenen Team als auch bei den Kunden, die Nachfolger Marc Kaiser ohnehin schon seit Jahren kennen.

Rückblickend bewerten die beiden Manager den gesamten Nachfolgeprozess aufgrund der vielen neuen Themen zwar als anspruchsvoll, aber in Summe als reibungslos und geglückt. Heyde hatte sich für diesen Zweck auch früh Unterstützung an Bord geholt, einen Partner aus dem M&A-Bereich sowie eine Rechtskanzlei. Mit einem gewichtigen Unterschied zu üblichen Verkäufen: Normalerweise hat sowohl der Verkäufer als auch der Käufer eine Kanzlei zur Seite. Bei Heyde hat sich hingegen nur ein Anwalt allein um Abwicklung und Begleitung gekümmert. "Das hat den ganzen Prozess einfach sehr unkompliziert gestaltet, weil wir nicht über irgendwelche Formulierungen streiten mussten oder über Definitionen zugunsten des einen oder des anderen", so Kaiser. "Wir haben das von Anfang an zusammen gemacht."


Anderen IT-Unternehmen, die ebenfalls auf der Suche nach einer Nachfolgesituation stehen, können Pascal Urban und Marc Kaiser daher ebenfalls zu einer internen Lösung raten, sofern es im Betrieb eine geeignete Kandidatin oder einen Kandidaten gibt. So könnten Kontinuität und Verlässlichkeit gewahrt werden, Kernanforderungen im mittelständisch geprägten Schweizer Markt. Zudem empfehlen sie, gleichermassen die nötige Zeit einzuplanen, um nicht in Stress und unter Druck zu geraten. "So ein Prozess kann gerne mal drei bis fünf Jahre dauern. Und dafür muss ja auch die eigene Energie langen", so Urban. "Daher sollte man sich auch von Profis unterstützen lassen. Das ist sehr, sehr wichtig. Das macht alles viel einfacher, vor allem, wenn man nicht mit dem Thema vertraut ist. Klar, das kostet. Aber es hat auch einen hohen Gegenwert."

Heyde hat erfolgreich umgesetzt, was vielen Schweizer IT-Dienstleistern noch bevorsteht. Derzeit müssen mehr als 4000 Unternehmen oder über zwölf Prozent der gesamten Branche ihre Nachfolge regeln, wie aus aktuellen Zahlen von Dun & Bradstreet hervorgeht. Sprich: ihre Inhaber sind über 60 Jahre alt. Vor diesem Hintergrund ist es Pascal Urban und Marc Kaiser wichtig, Erfahrungen auszutauschen und mit der eigenen Expertise zu unterstützen. Sie stehen anderen IT-Unternehmen als Impulsgeber und beratend zur Verfügung. "In diesem Prozess ist man oft recht allein. Da ist es wertvoll, wenn jemand ein offenes Ohr hat und man sich austauschen kann", berichtet Urban. (sta)


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