Das Fokusthema der diesjährigen zehnten Ausgabe des Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Uni Bern ist der Einsatz von KI in der Schweizer Softwarebranche. Die Ergebnisse zeigen, dass die Branche hier teils noch am Anfang steht. Bei der Entwicklung und Dokumentation von Code nutzen zwar schon 46,8 Prozent der befragten Unternehmen KI, bei der Softwarewartung sind es 41,5 Prozent. In den Bereichen Planung und Integration aber fehlt bei vielen Unternehmen das Know-how über KI-Technologien, auch wenn diese gerade hier Potenzial bieten.
Und obwohl das Interesse an KI zunimmt, zögern Unternehmen oft bei der vollständigen Integration der künstlichen Intelligenz. Als Grund verortet die Studie, dass 58 Prozent der Unternehmen ihre KI-Systeme nicht mit eigenen Daten trainieren. Das erschwere die Anpassung an unternehmensspezifische Bedürfnisse und lasse das volle Potenzial der KI ungenutzt. Darüber hinaus ist die KI-Ära in der Schweizer Softwareindustrie noch jung: 86,2 Prozent der Firmen, die KI einsetzen, haben damit erst in den vergangenen anderthalb Jahren angefangen, also genau in der Zeit, in der der Generative-AI-Hype so richtig loslegte.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Zwei Drittel der Schweizer Softwareunternehmen sehen in KI einen erheblichen Mehrwert für ihre Geschäftstätigkeit, aber in der strategischen Planung widerspiegelt sich dieses Potenzial kaum. Nur ein Drittel der Unternehmen hat eine klare Vision für den Einsatz von KI, und weniger als 30 Prozent verfügen über eine konkrete Strategie. Das, so der SSIS, deute darauf hin, dass viele KI-Initiativen von unten vorangetrieben werden, also durch die Entwickler, und nicht durch die Geschäftsleitung. Für einen langfristigen Wettbewerbsvorteil durch KI wäre eine strategische Verankerung aber entscheidend. Zurückhaltend sind Schweizer Softwareunternehmen auch bei der Governance. Formale Strukturen sind hier selten: Nur 12,4 Prozent der Unternehmen haben spezielle Steuerungsgremien für KI, und in nur 31 Prozent sind klare Zuständigkeiten festgelegt. Weiter verbreitet sind dagegen informelle Ansätze wie Förderung des Austauschs zwischen Abteilungen sowie Mitarbeiterschulungen.
Die meisten Unternehmen planen jedoch, ihre Investitionen in KI künftig deutlich zu steigern. Den Einsatz von KI in der Softwareentwicklung wollen 69,9 Prozent ausweiten, und 65,8 Prozent wollen Ausgaben dafür merklich erhöhen. Der SSIS hat wie jedes Jahr auch allgemeine Kennzahlen zusammengetragen. Die Wachstumserwartungen bleiben demnach positiv: Die Schweizer Softwareunternehmen erwarten einen steigenden Umsatz von 5,3 Prozent im Jahr 2024 und 8,3 Prozent im Jahr 2025 – aber der Druck auf die Margen bleibt hoch. Gleich wie im Jahr 2022 lagen die EBIT-Margen im Jahr 2023 unter zehn Prozent (9,1 %). Die Investitionen in Forschung und Entwicklung nahmen leicht ab, besonders die Hersteller von Standardsoftware investierten im Jahr 2023 deutlich weniger in diesen Bereich. Dafür ist der Auslandsumsatz leicht gestiegen. Und im Inland sank der Anteil der öffentlichen Hand von 22,5 auf 16,1 Prozent des Umsatzes der Schweizer Softwareindustrie.
(ubi)