Warum KI in der Softwareentwicklung unverzichtbar wird

Der Swiss Software Industry Survey (SSIS), die umfassendste Studie der Schweizer Software­branche, liefert verlässliche Kennzahlen zur hiesigen Industrie. In diesem Jahr steht Künstliche ­Intelligenz im Fokus: Wie weit ist die Branche wirklich beim Einsatz von KI?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2024/11

     

Stellen Sie sich vor, Ihr Softwareentwicklungsteam könnte über Nacht zum produktivsten Team der Branche werden – ohne zusätzlichen Personalaufwand. Unmöglich? Nicht mit Künstlicher Intelligenz. KI hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Software entwickelt, getestet und gewartet wird, zu revolutionieren. Ob automatisierte Code-Optimierung oder frühzeitige Fehlererkennung – die Tools der Zukunft sind schon heute im Einsatz. Laut dem Swiss Software Industry Survey (SSIS) 2024 nutzen bereits 46,8 Prozent der Schweizer Unternehmen KI, um Softwarecode zu entwickeln und zu dokumentieren. Doch wie weit sind wir tatsächlich auf diesem Weg? Und welche Stolpersteine müssen ICT-Unternehmen überwinden, um das volle Potenzial dieser Technologien zu nutzen?

Effizienz neu gedacht

Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsszenario mehr – sie mischt die Softwareentwicklung schon heute kräftig auf. Mit KI laufen Prozesse schneller und reibungsloser. Besonders attraktiv ist der Einsatz von KI beim Testen: Statt langwieriger manueller Tests springen automatisierte Systeme ein, die Fehler im Handumdrehen aufspüren und aus jedem Testlauf klüger werden. Das Ergebnis? Weniger Fehler, robustere Software und eine Menge Zeitersparnis. Doch erstaunlicherweise nutzen viele Softwareunternehmen dieses Potenzial noch kaum aus.


In Bereichen wie Design und Analyse sieht es ähnlich aus: Auch hier setzt nur eine Handvoll Unternehmen auf KI, obwohl die Chancen riesig sind. Immerhin: Bei der Softwarewartung sieht die Bilanz besser aus. Rund 41,5 Prozent der Schweizer Unternehmen lassen KI hier schon Routineaufgaben erledigen und steigern so ihre Effizienz. Eines wird klar: Das volle Potenzial von KI ist noch längst nicht ausgeschöpft.

Wo es noch klemmt

Doch so gross die Vorteile der KI auch sind, die Implementierung birgt Herausforderungen. Ein Stolperstein ist das fehlende Know-how in vielen Softwareunternehmen. Zwar planen 69,9 Prozent der Unternehmen, den Einsatz von KI zu steigern, doch ohne spezialisiertes Fachpersonal wird ihre Einführung oft zu einem Flickwerk. Unternehmen müssen sich daher nicht nur auf technologische Investitionen konzentrieren, sondern auch die kontinuierliche Schulung ihrer Mitarbeitenden priorisieren. Zudem trainieren 58 Prozent der Firmen ihre KI-Systeme nicht mit eigenen Daten, was die Anpassung an unternehmensspezifische Bedürfnisse erschwert und das Potenzial der Technologie ungenutzt lässt.

Ein sensibles Terrain

Ein weiteres drängendes Thema ist der Datenschutz. KI-Systeme brauchen grosse Mengen an Daten, um effektiv zu arbeiten. Doch diese stammen oft aus sensiblen Geschäftsprozessen oder von Kunden. Wie also können diese Daten sicher und im Einklang mit den Datenschutzrichtlinien verarbeitet werden? Softwareunternehmen stehen hier vor komplexen Fragen, die nicht nur technisches Wissen, sondern auch rechtliche Beratung erfordern, um Risiken zu minimieren und das Vertrauen der Kunden zu bewahren.


Ein oft übersehener Punkt bei der Einführung von KI ist die fehlende strategische Verankerung. Zwar sehen viele Unternehmen den Mehrwert, doch nur ein Drittel hat eine klare Vision für den Einsatz von KI, und weniger als 30 Prozent verfügen über eine konkrete Strategie. Hier könnten gezielte Governance-Strukturen helfen, um sicherzustellen, dass KI nicht nur kurzfristig, sondern auch nachhaltig und gewinnbringend eingesetzt wird.

Was die Zukunft bringt

Trotz aller Herausforderungen ist das Potenzial von KI in der Softwareentwicklung enorm. Unternehmen, die es schaffen, KI strategisch und durchdacht zu integrieren, werden nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Innovationskraft fördern. Die Automatisierung von Routineaufgaben schafft Freiräume für Entwickler, sich auf kreative und strategische Aufgaben zu konzentrieren – ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil in einer Branche, die von stetigem Wandel geprägt ist.

Der Autor

Quelle: Swico
Alain Gut ist Vorstandsmitglied bei Swico und Director Public Affairs bei IBM Schweiz, nachdem er zuvor für den Geschäftsbereich Public und als Mitglied der Geschäftsleitung für das Software-Geschäft in der Schweiz und Österreich verantwortlich war. Alain Gut setzt sich in mehreren Kommissionen und Gremien für die Themen Informatik in der Bildung, Cybersicherheit, Mobilität, Datenpolitik und Nachhaltigkeit ein.


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