Der US-Software-Hersteller Silverstream war bis letztes Jahr vor allem als Hersteller von Applikationsservern bekannt. Im letzten Quartal 2001 hat Silverstream nun unter dem Familiennamen «Extend» eine Reihe von Produkten herausgebracht, mit denen Web Services für J2EE-Umgebungen entwickelt, integriert und betrieben werden können. Die Suite kann dabei auf einem beliebigen Applikationserver (Silverstream,
IBM, BEA) aufgesetzt werden.
Kein Hype
Im Moment ist man etwas misstrauischer gegenüber euphorischen Voraussagen als früher. Web Services sollte man allerdings nicht einfach als Hype abtun und ignorieren, glaubt Herbert Zeller, seit kurzem Leiter der Schweizer Silverstream-Niederlassung. Im Unterschied zu früheren Initiativen zur Integration von Unternehmensapplikationen, die proprietär blieben, hätten sich für die Web Services zum ersten mal zwei Welten, Java und .Net, und damit die Schwergewichte der Industrie auf ein gemeinsames, standardbasiertes Vorgehen geeinigt.
Projekte rollen an
Die grosse Zukunftsvision, der Bezug Web Services über das Internet, dürfte zwar noch einige Zeit auf sich warten lassen, meint er. Innerhalb der Unternehmensgrenzen für Intranet-Anwendungen und bei der Integration von fixen Partnern erwartet Zeller aber schon in den nächsten Monaten weitere konkrete Projekte. Ein wichtiger Aspekt der Web Services-Idee sei, dass Komponenten bestehender Applikationen zur Erstellung der Dienste verwendet werden können. Gerade dieser «Recycling-Aspekt», so Zeller, könnte in der heutigen Konjunkturlage manches Unternehmen überzeugen. (hjm)
Web Services
Heute ist die in einem Unternehmen verwendete Software in grosse, monolithische Lösungen aufgeteilt – ERP, CRM, Webshop –, die über Schnittstellen miteinander kommunizieren. In der Welt der Web Services werden die grossen Applikationen in spezialisierte, wiederverwendbare Komponenten aufgeteilt, Services genannt.
Diese können über XML-basierte Standards miteinander kommunizieren, und daher wie Bausteine verwendet werden, um mit weniger Entwicklungsaufwand als bisher Geschäftsprozesse abzubilden, oder über die Grenzen eines Unternehmens auszudehnen. Eine solche Lösung ist voll modular. Die zugrunde liegenden Aktivitäten sind alle Web Services und können jederzeit geändert, hinzugefügt oder entfernt werden, ohne dass dadurch der Prozess betroffen wird.
In der weitergehenden Vision werden die einmal erstellten Services auf dem Internet publiziert und den Kunden zur Verfügung gestellt. Die Softwarehersteller würden damit endgültig zu Dienstleistern und das Internet, um einen bekannten Slogan etwas abzuwandeln, zum eigentlichen Computer.