Der Walldorfer Software-Konzern
SAP hat letzte Woche an der Cebit eine gravierende Strategieänderung verkündet. Die Walldorfer werden KMU-Märkte je nach dem Grad der Lösungs-Komplexität unterschiedlich angehen.
Wie bisher wird man kleine und mittlere Unternehmen, die hohe Anforderungen an Funktionalität und Individualisierung der eingesetzten Software stellen, mit branchenspezifischen Lösungspaketen bedienen, die vor allem von lokalen Partnern entwickelt und vermarktet werden.
Hingegen sollen KMU mit geringeren Anforderungen an die Individualisierung in Zukunft mit neuen Produkten sowie auch über einen neuen Channel bedient werden. Die Ankündigung von SAP kann nur als Kriegserklärung gegen
Sage, MS Great Plains und jene Abertausende von lokalen Herstellern von Business-Software verstanden werden.
Software aus Israel
SAPs weiterer Schritt hin zum KMU-Markt und zu standardisierten Lösungen segelt unter dem Namen «SAP Smart Business Solution». Aufgebaut wird das Lösungspaket auf israelischer Software der kürzlich übernommenen Topmanage Financial Solutions. Das Paket befriedige die Gründbedürfnisse eines verkaufsorientierten Unternehmens, so die Walldorfer. Es enthält Funktionalitäten für Buchung, Zahlungsverkehr, Finanzplanung, Ein- und Verkauf, Logistik und Produktemanagement.
SAP scheint starkes Gewicht auf die enthaltenen CRM-Funktionen zu legen.
Ebenfalls im Paket enthalten sind Reporting- und Analyse-Tools sowie Gruppen-Funktionen. Nach ersten Informationen (wir haben die Lösung selbst noch nicht gesehen) hat das KMU-Paket eine grafische Oberfläche, auf der sich Daten aus verschiedenen Quellen mit Büro-Anwendungen verknüpfen lassen («Drag & Relate»).
Wie es sich für eine Standard-KMU-Applikation gehört, setzt Topmanage auf Windows auf und verwendet als Datenbank Microsofts SQL-Server. Die Walldorfer versprechen den Kunden einen Migrationspfad zu mySAP.com, sollten die Ansprüche des Kunden steigen.
Grosse Chance für den Channel
Der Einstieg von
SAP in den Markt für Standard-Business-Software bringt organisatorische Änderungen beim ERP-Giganten selbst mit sich. Der KMU-Markt soll in Zukunft von einer dedizierten Geschäftseinheit (BU SMB) attackiert werden.
Während der Einstieg der Walldorfer in den Low-End-KMU-Markt eine Gefahr für lokale Hersteller von Business Software bedeutet, könnte er für den Channel eine Chance sein. Walldorf wird die Software ausschliesslich über indirekte Kanäle vertreiben. Die nationalen Partnerprogramme sollen weltweit vereinheitlicht werden und neue Partnerschaften mit KMU-Spezialisten sind geplant. Man suche potentielle Partner, die auf KMU fokussieren und branchenspezifisches Know-how mitbringen, heisst es.
Zudem werde man auch Partnerschaften mit lokalen Software-Herstellern eingehen, die bereits Lösungen für spezifische Märkte entwickelt haben. Diese sollen sich für Unterhalt und Weiterentwicklung der Grundfunktionen auf SAP stützen. (hc)