Dichter Rauch
Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/06
Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/06
Beim Crash der MTF-Holding habe ich geschrieben, zurück bleibe ein «Geruch von verbranntem Geld». Bleibt man bei diesem sprachlichen Bild, so liegt über der Szene der Datencenter nicht nur ein Geruch, sondern fetter, schwarzer Rauch.
Ein Insider rechnet vor, um was es da geht. Nehmen wir an, das Datencenter eines internationalen Carriers, der sich aus diesem Business zurückzieht, hat eine Grundfläche von 10’000 Quadratmetern. Davon wirklich ausgebaut sind 3000. Jeder voll ausgebaute Quadratmeter kostete, so mein Rechenkünstler, 15’000 Franken. Macht 45 Mio. Franken alleine in Zürich.
Ein hübsches Sümmchen! Das meiste davon dürfte Ende Quartal unter dem Posten «extraordinary items» in der (Miss)-Erfolgsrechnung jenes nicht ganz fiktiven Telcos auftauchen, denn ein potentieller Käufer des Datencenters (z.B. IBM) weiss sehr genau um das herrschende Überangebot und wird nur einen Bruchteil der Gestehungskosten bezahlen.
Tatsächlich scheint der Markt für Datencenter-Meter ähnlichen Gesetzen zu unterliegen, wie jener für Schweinehälften an der Chicagoer Fleischbörse. Zur Zeit sind wir in der Phase, wo ein gewaltiges Überangebot herrscht und die Farmer ihre Schweineställe wieder abreissen. Es gilt das Prinzip «last in - first out». Je später eine Firma in den Markt eingestiegen ist, desto weniger Kunden kann sie vorweisen, desto geringer ist ihr Wert, desto kleiner die Chance auf zusätzliches Risikokapital, desto grösser die Gefahr, bald wieder aus dem Rennen auszuscheiden.
So kommt es zu paradoxen Erscheinungen: Psinet, dessen US-Mutterfirma sich als erste in die Arme der Konkursrichter flüchten musste, hat in Europa unterdessen die besten Chancen, einen Käufer zu finden und weiterzuexistieren. Ein Interessent sollte in diesen Tagen bekannt gegeben werden, dann wird versteigert.
Marcel Casserini, der tapfere Chef von Psinet Schweiz findet: «Zum Schluss überleben wir noch alle, die uns vor einem Jahr totgesagt haben.»
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor
Ein Insider rechnet vor, um was es da geht. Nehmen wir an, das Datencenter eines internationalen Carriers, der sich aus diesem Business zurückzieht, hat eine Grundfläche von 10’000 Quadratmetern. Davon wirklich ausgebaut sind 3000. Jeder voll ausgebaute Quadratmeter kostete, so mein Rechenkünstler, 15’000 Franken. Macht 45 Mio. Franken alleine in Zürich.
Ein hübsches Sümmchen! Das meiste davon dürfte Ende Quartal unter dem Posten «extraordinary items» in der (Miss)-Erfolgsrechnung jenes nicht ganz fiktiven Telcos auftauchen, denn ein potentieller Käufer des Datencenters (z.B. IBM) weiss sehr genau um das herrschende Überangebot und wird nur einen Bruchteil der Gestehungskosten bezahlen.
Tatsächlich scheint der Markt für Datencenter-Meter ähnlichen Gesetzen zu unterliegen, wie jener für Schweinehälften an der Chicagoer Fleischbörse. Zur Zeit sind wir in der Phase, wo ein gewaltiges Überangebot herrscht und die Farmer ihre Schweineställe wieder abreissen. Es gilt das Prinzip «last in - first out». Je später eine Firma in den Markt eingestiegen ist, desto weniger Kunden kann sie vorweisen, desto geringer ist ihr Wert, desto kleiner die Chance auf zusätzliches Risikokapital, desto grösser die Gefahr, bald wieder aus dem Rennen auszuscheiden.
So kommt es zu paradoxen Erscheinungen: Psinet, dessen US-Mutterfirma sich als erste in die Arme der Konkursrichter flüchten musste, hat in Europa unterdessen die besten Chancen, einen Käufer zu finden und weiterzuexistieren. Ein Interessent sollte in diesen Tagen bekannt gegeben werden, dann wird versteigert.
Marcel Casserini, der tapfere Chef von Psinet Schweiz findet: «Zum Schluss überleben wir noch alle, die uns vor einem Jahr totgesagt haben.»
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor
Artikel kommentieren
