EMC nimmt für sich in Anspruch, mit dem gerade lancierten «Centera»-System eine ganz neue Speicher-Architektur auf den Markt zu bringen: «Wie es scheint, gibt es in dieser Industrie eine ganze Menge gradueller Fortschritte. Was wir jetzt bringen, ist etwas total Neues», sagte EMC-CEO Joe Tucci anlässlich der Lancierung.
EMC hofft, dass sich «Content Adressed Storage» (CAS) als geflügelter Ausdruck zu den bekannten SAN (Storage Area Network) und NAS (Network Attached Storage) gesellt – und damit EMCs Image als Pionier im Storage-Umfeld wieder aufpoliert.
Konkurrenz zu Tapes
Herkömmliche Disk-Speichersysteme sind für die Speicherung von transaktionalen Daten – Daten, die sich oft ändern – optimiert. Centera hingegen ist speziell für die Speicherung und den schnellen Zugriff auf E-Mail, elektronisch gespeicherte Dokumente, Filme, Musik, Bilder, Backups und Ähnliches konzipiert – grosse Datenmengen also, die sich nicht ändern, die aber im Bedarfsfall möglichst schnell beim User sein sollten.
Die Menge dieser Art von Daten nimmt, wie viele Analysten bestätigen, überproportional zu. Obwohl Centera, wie
EMC einräumt, auch den eigenen Symmetrix-Systemen etwas Marktanteil wegnehmen wird, hofft man damit vor allem eine Konkurrenz zu den Tape-Systemen aufzubauen, auf die solche Daten bisher meist gespeichert werden. Das Argument für Centera ist dabei der Preis, der pro MB Speicherkapazität nicht mehr viel höher liegen soll als bei Tape-Systemen, in Verbindung mit dem schnellen Datenzugriff eines Disksystems.
Das Pricing für ein Centera-System beginnt bei 101’500 Dollar für die Hardware und 103’200 Dollar für die Software. Dafür erhält man Speicherplatz für 5 Terabyte gespiegelte Daten, also 10 Terabyte Rohkapazität. Upgrades können in Schritten von 2,5 Terabyte (gespiegelt) vorgenommen werden.
Die Grundbausteine eines Centera-Systems sind mit normalen IDE-Harddisks bestückte Pizzabox-Server mit 1U Bauhöhe, die je 640 MB Datenkapazität bieten. 32 dieser Server passen in einen Centera-Schrank. 16 Schränke können zu einem Cluster, sieben Cluster zu einer Domain zusammengefasst werden – das ganze System kann also bis zu einer Kapazität von über einem Petabyte (gespiegelt) skalieren.
Content-Adressierung
Ein Centera-System ist eine Kombination aus Hard- und Software. Die Centera-Software «Centrastar» spielt eine Vermittlerrolle zwischen dem physischen Speicher und den Anwendungen. Sie errechnet zu jedem von einer Anwendung gespeicherten Objekt eine auf dem Inhalt basierende Adresse und gibt diese der Anwendung zurück. Später verwenden die Anwendungen diesen «digitalen Fingerabdruck», um auf Daten zuzugreifen, müssen also ähnlich wie bei einer Virtualisierungstechnologie nicht mehr selbst wissen, wo und wie die Daten physisch gespeichert sind.
Die Methode sorgt gemäss
EMC für ein vereinfachtes Datenmanagement und grosse Skalierbarkeit und stellt auch die Datenintegrität sicher. Allerdings funktioniert sie nur mit Anwendungen, die «Centera aware» sind, die also eine Schnittstelle zu Centera besitzen.
Ein Channel-Produkt
Centera signalisiert denn auch eine Veränderung bei EMC: Partner werden für den ehemaligen Direktverkäufer immer wichtiger. Erstens muss EMC Software-Hersteller dazu bringen, Centera zu unterstützen. Zweitens wird EMC zum ersten Mal in seiner Geschichte anderen Herstellern erlauben, kompatible Hardware auf den Markt zu bringen. Und drittens ist Centera das erste Produkt des Unternehmens, das von Anfang für Verkauf über den Channel vorgesehen ist, und zwar auch in Bezug auf Services, wie EMC sagt. Gemäss John Steinhardt, Direktor für Technologie-Analyse bei
EMC, wird zwar anfangs das eigene Personal die Installationen übernehmen, mit der Zeit aber, sobald Partner die nötige Expertise aufweisen, sollen diese Dienstleistungen auch ihnen offenstehen. (hjm)