SAP: Gullivers Reisen ins Windows-Land

Der Software-Riese SAP hat die auf Windows basierende Business-Software «Business One» der im Frühjahr übernommenen israelischen Topmanage vorgestellt und erklärt, wie er den Schweizer Markt der kleineren KMUs und Kleinstfirmen erobern will.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/14

     

Die in Grossunternehmen sehr gut etablierte SAP hat seine Business-Software «Business One» für die Windows-Gemeinde präsentiert und ehrgeizige Ziele bekanntgegeben: SAP will bis 2005 Marktleader bei Neuabschlüssen im KMU-Markt werden.
Dass sich SAP auf die kleinen KMUs stürzt, widerspiegelt die Situation, in der sich der Software-Riese befindet: Bei den Top 100 ist SAP Marktleader mit «mySAP.com» und bei grösseren KMUs ebenfalls etabliert. SAP Schweiz beispielsweise hat im Segment der grösseren KMUs mit den «SAP All-in-One»-Lösungen (früher «Ready-to-Work») bereits 800 Kunden, 300 haben eine ASP-Lösung im Einsatz. Dass man nun den Markt von unten aufrollen will, liegt also auf der Hand, gibt es hier doch einiges zu holen.

Ziel: 800 neue Kunden pro Jahr

Im Visier hat man vor allem KMUs mit weniger komplexen oder branchentypischen Anforderungen. Martin Kündig, Leiter der Geschäftseinheit KMU, schätzt den mit der neuen Software angepeilten Zielmarkt auf rund 40’000 Firmen.
Zehn Prozent – also 4000 – erneuern jedes Jahr ihre betriebswirtschaftliche Software, so Kündig. Davon sollen sich nun 800 für «Business One» entscheiden. Für den Aufbau dieses typischen Volumen-Channels hat man im Juni Michel Bohren (Bild) früher bei Oracle für Business Development und Marketing verantwortlich, verpflichtet. Bohren will ca. 15 bis 20 Sales- und Service-Parner gewinnen, welche von SAP direkt betreut werden. Diese sollen ihrerseits jeder ein eigenes Partnernetz aufbauen, um so eine schweizweite Abdeckung zu realisieren.

Partner müssen sich bekennen

Ein Partner braucht sich nicht exklusiv für SAP zu verpflichten, muss aber für den Vertrieb einen Verkäufer und drei Consulter ausbilden lassen und sollte pro Jahr zwischen 20 bis 30 Projekte im Gesamtvolumen von 1,5 bis 2 Mio. Franken abwickeln. Als erster Sales- und Service-Partner konnte Steffen Informatik verpflichtet werden. Abgesehen hat es SAP auf unabhängige Software-Hersteller, die in Zukunft mit der Software das Basispaket von SAP anbieten und sich auf branchentypische Anpassungen konzentrieren sollen. Am Resellertag vom 10. September wird Business One dem Channel vorgestellt.

Die Software

Die auf Windows basierende Software deckt ein grosses Feld von Features ab, die ein kleines oder mittelständisches Unternehmen benötigt und bringt im Gegensatz zu den meisten KMU-Lösungen, die modular aufgebaut sind, gleich die wichtigsten Anwendungen wie Finanzbuchhaltung, Lagerhaltung, Bestell-, Offert- und Fakturierungsfunktionen mit sich. Über HR-Funktionen verfügt die Lösung leider nicht. Diese Lücke will SAP mit der auf SAP basierenden ASP-Lösung der Zürich Services füllen.
Mit dynamischen Links zu Microsoft Office lassen sich aus den Daten sehr einfach Briefe oder Excel-Tabellen erstellen, Faxe oder E-Mails versenden. «Business One» ist Euro- und Franken-kompatibel und wird für die schweizerischen Bedürfnisse (z.B. Mehrwertsteuer) angepasst. Die Lösung ist für Firmen ab ca. drei bis vier Anwender gedacht und ist bis ca. 200 Anwender skalierbar. Die Lizenz kostet pro User 3750 Franken. Die Walldorfer versprechen eine Implementierungszeit inklusive Schulung und Datenmigration von fünf bis zehn Tagen und werden einen kommerziellen Migrationspfad zu mySAP.com anbieten. (mh)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER