Die Öffnung der Basler IT-Messe Orbit/Comdex für Home- und Privatanwender könnte sich als Bumerang erweisen. Denn genau dies nennt der deutsche Softwarekonzern
SAP als Hauptgrund, an der diesjährigen Orbit/ Comdex im Herbst nicht teilzunehmen.
«Diese Neuorientierung steht nicht im Einklang mit den Bedürfnissen und der strategischen Ausrichtung von SAP», heisst es in einer Mitteilung von Anfang dieser Woche. SAP richte sich ausschliesslich an Geschäftskunden und werde deshalb an der Orbit/Comdex 2003 nicht mit einem eigenen Stand vertreten sein, so die Begründung des Walldorfer ERP-Riesen.
Verzichten und Reduzieren
Der Rückzug von
SAP ist ein schwerer Schlag für die grösste Schweizer IT-Messe. SAP hatte bisher nicht nur eine sehr grosse Standfläche gemietet, sondern mit einem geschickten Auftritt jeweils auch viele der begehrten, kaufkräftigen Geschäftsbesucher angezogen.
Neben SAP hat ein zweiter Computer-Gigant beschlossen, dieses Jahr auf einen herbstlichen Auftritt in Basel zu verzichten:
Hewlett-Packard. Firmensprecherin Katharina Ugur-Beriger: «Wir wollen uns vermehrt auf unsere eigenen Anlässe konzentrieren. Unser Leitthema, ‹Adaptive Infrastructure›, lässt sich schlecht an einer Messe vermitteln.»
Auch der Software-Riese
Microsoft hat die Neuausrichtung der Messe zum Anlass genommen, den eigenen Messeauftritt zu hinterfragen. Herausgekommen ist eine massive Reduktion des Engagements. Microsoft wird seinen Auftritt auf die KMU-Abteilung (SMSP – Small and Medium Market, Solutions and Partners) beschränken. Obwohl auch Partner einbezogen werden sollen, wird der Aufwand zurückgeschraubt und der Stand massiv kleiner ausfallen. Anstelle von 1800 vielleicht nur um 500 Quadratmeter.
«Offen wie noch nie»
IBM Schweiz gibt Auskunft, die Orbit/Comdex-Teilnahme werde noch geprüft. Und auch bei
Fujitsu Siemens sind die Würfel noch nicht gefallen. Marketing-Chef Heinz Brandenberger: «Wir haben uns noch nicht endgültig entschieden. Aber in der Tendenz bevorzugen wir unsere Hausveranstaltungen.»
Messechef Walter Gammeter ist sich klar, dass die Messe an einem kritischen Punkt steht. Er will versuchen, bisherige Nicht-Aussteller (Dell, Apple?) anzuziehen und mit potentiellen Ausstellern auch Alternativen wie Partnerstände diskutieren. «Wir sind offen wie noch nie», so seine Botschaft. Und wie erfolgreich die grösste Schweizer IT-Fachmesse bei ihrem Werben um zögerliche Aussteller sein wird, bleibt ebenfalls offen. (hc/map)
Swico versucht anzuschieben
Der ICT-Branchenverband Swico ist bekanntlich mit der Orbit/Comdex verbunden und hat deshalb grosses Interesse daran, dass die Fachmesse auch in diesem Jahr erfolgreich über die Bühne gehen wird. Letzte Woche hat Swico-Präsident Jürg Stutz einen runden Tisch veranstaltet in kleinem Rahmen, wie er im Gespräch mit IT Reseller ausführte.
Er wollte mit einzelnen Vertretern von ICT-Anbietern und der Messe auf Tuchfühlung gehen, um Wege aus der Krise zu finden. «Der Markt braucht schliesslich eine Plattform wie die Orbit/Comdex», wirft sich Stutz ins Zeug. «Wir wollen aber die Unternehmen nicht als Aussteller herbeiprügeln», relativiert der Swico-Präsident.
Bis jetzt konnte Stutz feststellen, dass bei den Unternehmen vor allem Partnerstandkonzepte auf reges Interesse stossen. «Die Firmen überlegen sich, wie sie mit weniger Mitteln mehr Wirkung erzielen können», erklärt Stutz. Noch sind seitens Swico keine weiteren konkreten Massnahmen geplant, der Verband werde sich aber gemäss Stutz sicher noch stärker mit der Orbit/Comdex befassen. (map)