Seit Peoplesoft Anfang Juni kundtat, den Konkurrenten J.D. Edwards aufzukaufen, ist die Software-Welt aus den Fugen geraten. Kaum ein Tag verstrich, ohne dass sich nicht irgendeine neue Ausgangslage ergab.
Nur drei Tage nachdem die Übernahme von J.D. Edwards ruchbar geworden war, liess
Oracle eine Bombe platzen: 5,1 Mrd. Dollar bot der Datenbank-Hersteller für Peoplesoft, 5,9% mehr als die Börsenkapitalisierung am Tage des Angebots. Oracles (oder nur Ellisons?) Grund dürfte sein, dass es Peoplesoft mit der J.D. Edwards-Übernahme gelingen würde, sich im Business-Software-Bereich umsatzmässig vor Oracle auf den zweiten Platz hinter
SAP zu schieben.
Viel Juristenfutter
Peoplesoft und J.D. Edwards geisselten den Oracle-Schachzug heftigst. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dadurch die eigenen Übernahmepläne in Frage gestellt wurden. Ellison (Bild) teilte nämlich gleichzeitig mit seinem Angebot für Peoplesoft mit, dass er die J.D. Edwards-Übernahme zuerst noch überprüfen würde.
Wenige Tage später klagte J.D. Edwards
Oracle ein – wegen ungesetzlicher Geschäftspraktiken. Die Höhe der Schadenersatzforderung wurde auf 1,7 Mrd. Dollar veranschlagt, auf den Betrag, den Peoplesoft ursprünglich bereit gewesen wäre für J.D. Edwards zu bezahlen.
Gegenseitiges Überbieten
Als nächstes machte sich Peoplesoft auf zum Gang ans Gericht. Vom Käufer zum möglichen Gekauften geworden, klagte das Unternehmen Oracle ebenfalls wegen unfairen Geschäftsgebarens ein, in der Hoffnung eine einstweilige Verfügung gegen Oracle zu erwirken.
Als nächstes folgte der Versuch der beiden Kontrahenten, sich bei den Kaufsummen zu überbieten. Den Auftakt machte Peoplesoft letzten Dienstag. Um die Gunst der Aktionäre feilschend wurde die Offerte für J.D. Edwards um 50 Millionen von 1,7 auf 1,75 Milliarden Dollar angehoben, davon 863 Mio. in bar.
Die Reihe war an
Oracle: Das Angebot für Peoplesoft wurde einen Tag später von 5,1 auf 6,3 Mrd. Dollar angehoben. Bis Redaktionsschluss blieben diese Angebote bestehen – Ausgang ungewiss. Dafür wurde noch mehr schmutzige Wäsche gewaschen mit dem Versuch, einen Monopolprozess gegen Oracle anzustrengen. (map)