Ingram verdient wieder Geld

Die teuren Restrukturierungen der letzten Jahre bei Ingram Micro zahlen sich aus. Der riesige Distributor verdient wieder richtig Geld.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/04

     

Die massiven, weltweiten Umstrukturierungen beim US Mega-Distributor Ingram Micro zahlen sich nun aus. Ingram hat letztes Jahr wieder Geld verdient. Bei einem Umsatz von 22,61 Milliarden Dollar schaute unter dem Strich ein Gewinn von 150 Millionen Dollar heraus. Vor allem das letzte Quartal 2003 war gut. Der Umsatz wuchs weltweit um 15% im Vergleich zum Vorjahr und um 30% im Vergleich zum 3. Quartal.
Interessant ist der Vergleich der Nettomargen zwischen Ingram Europa und Profitabilitätsleader Also ABC. Im Q4 erreichte der Mega-Distributor eine Betriebsgewinnmarge von 1,62 Prozent und ist damit fast gleichauf wie Also ABC mit 1,7% letztes Jahr.
Obwohl die Zahlen nur sehr bedingt vergleichbar sind, da sie sich nicht auf die gleichen Rechnungsstandards und Zeitperioden beziehen, zeigen sie doch auf, dass Ingram mit den radikalen Rationalisierungsmassnahmen in Europa die Profitabilität massiv steigern konnte.
So hat Ingram Micro in Österreich kein eigenes Lager mehr und beliefert ganz Skandinavien aus einem zentralen Lager in Dänemark, wo auch das gesamte Backoffice stationiert ist.

Ingram Schweiz und IBM «in Frieden getrennt»

In der Schweiz blieben die Umsätze von Ingram Micro mit einem kleinen Wachstum von zwei Prozent praktisch stabil. «Wir konnten unsere Stellung halten», sagt der Schweizer Ingram-Chef Joe Feierabend. Gerettet wurden die Umsätze wie überall durch ein starkes letztes Quartal.
September bis Dezember wuchs der Absatz zwischen 10 und 25% im Vergleich zum Vorjahr. Doch auch die Schweizer Niederlassung des weltweit grössten Distis leidet unter dem Preiszerfall. Der durchschnittliche Bestellwert habe sich etwa halbiert, sagt Feierabend.
Still und leise haben IBM und Ingram Micro Schweiz ihren Distributionsvertrag per Ende 2003 aufgelöst. «Wir haben mit IBM einfach nie Geld verdient, weil der Markt schlicht zu klein ist und IBM die grossen Projekte direkt abwickelt», sagt Joe Feierabend. Doch er betont, man habe sich «in Frieden» getrennt und würde, sollte sich die Situation wieder verbessern, in Zukunft durchaus auch wieder zusammenarbeiten.
Die weltweiten Kostensparprogramme von Ingram Micro hatten auch Folgen in der Schweizer Niederlassung. Er habe zwar keine Stellen abgebaut, sagt Joe Feierabend, aber die Mitarbeitenden hätten auf sämtliche Boni verzichten müssen. Zusätzlich wurde die Arbeitszeit bei Ingram Micro Schweiz um 6,5% erhöht. (hc)


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