Also im Kampf gegen den Preiszerfall

Trotz brutalen Preiszerfalls und verlustreichen Systemgeschäfts konnte die Also-Gruppe den Umsatz letztes Jahr fast halten. Der Konzerngewinn hingegen litt unter den Verlusten und Restrukturierungskosten der (endlich) verkauften Also Comsyt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/04

     

Der börsenkotierte, aber mehrheitlich Schindler gehörende Also-Konzern ist 2003 mit einem blauen Auge davongekommen. Gelitten hat der Konzern vor allem unter den schlechten Resultaten der unterdessen verkauften Also Comsyt und unter dem Preiszerfall.
Unter dem Strich blieben konzernweit «nur» 1,8 Millionen Gewinn hängen, darin enthalten sind allerdings zum letzten Mal ein Verlust (3,1 Mio.) und Restrukturierungskosten (6,8 Mio.) bei Also Comsyt.

Die Distribution (Also ABC in der Schweiz und in Deutschland) konnte den Umsatz mit 1,516 Milliarden Franken (Vorjahr: 1,523) fast halten und hat somit Marktanteile dazu gewonnen. Da aber für den gleichen Umsatz mehr Ware verschoben werden musste, verringerte sich der Betriebsgewinn aus der Distribution um etwa ein Fünftel auf noch 25,5 Millionen Franken (2002: 31,4 Mio.). Mit einer Betriebsgewinnmarge von 1,7 Prozent dürfte Also ABC aber immer noch den Titel eines Klassenprimus beanspruchen.
In der Schweiz setzte Also ABC 915,3 Millionen Franken um, ein Minus von (nur) 3% gegenüber dem Vorjahr. Die deutsche Distributionstochter setzte praktisch gleich viel um wie im Vorjahr und blieb trotz des knüppelharten Umfeldes auch profitabel.

Logistik-Services wachsen

Das für Also ABC sehr wichtige, da nicht margen- und preisabhängige, Geschäft mit Logistikdienstleistungen konnte auch im vergangenen Jahr um 20% auf 19 Millionen Franken gesteigert werden. Der neueste Kunde ist ACS Trading, die Also im Oktober letzten Jahr übernahm. Zusammen mit Bison holten sich die Emmener aber auch einen Logistik-Auftrag von der Schweizer Post und Hardware-Lieferant HP.

Fünf Millionen Goodwill für ACS Trading

Interessiert hat uns natürlich auch die Frage, wieviel die Also-Gruppe für Claudio Cisullos ACS Trading, einen spezialisierten Distributor für Verbrauchsmaterial, mit etwa 71 Millionen Franken Umsatz Nr. 3 der Schweiz in diesem Geschäft, bezahlt hat. Gemäss Geschäftsbericht waren es etwas über 9 Millionen Franken, wovon immerhin knappe 5,5 Mio. Franken Goodwill.
Trotzdem schätzen wir den Kauf von ACS Trading als geschickten Schachzug ein. Also ABC kann den Retailern ein kompletteres Sortiment anbieten und gleichzeitig die erwiesenen Logistik-Fähigkeiten besser ausnützen. Voraussetzung ist allerdings, dass es Also ABC-Chef Marc Schnyder gelingt, die erfahrene Crew der ACS Trading an Bord zu halten.

Abschreiber wegen Also Comsyt

Auf Holding-Ebene wurde die 100-prozentige Beteiligung an Also Comsyt mit über 43 Mio. Franken abgeschrieben, da diese ja unterdessen an Bechtle verkauft worden ist. Der dadurch entstandene Verlust in der Holding wurde mit einem Übertrag aus der Spezialreserve ausgeglichen. Angesichts des grossen Abschreibers und des Rückgriffs auf die Reserven kann vermutet werden, dass Bechtle für Also Comsyt nicht eben viel Geld in die Hand nehmen musste.

Also wird «echter» Broadliner

Bereits der Kauf von ACS Trading deutete darauf hin, dass Also in Zukunft stärker vom Konzept eines Distis, der sich auf wenige führende Hersteller (HP, IBM, Cisco) und auf bestimmte Märkte fokussiert, abweichen wird. So glaubt Weissmann, dass Also ABC in Deutschland vor allem mit zusätzlichen Herstellern im Sortiment werde wachsen können.
In die gleiche Richtung deutet der Ausbau des Geschäfts als VAD (value added distributor) mit Highend-Storage-Produkten von HP und Security.

Abschied von den Expansionsplänen?

Anders als in vorangegangenen Jahren sagte Weissmann an der Bilanzpressekonferenz der Also-Gruppe kein Wort mehr über die Pläne, in weitere europäische Märkte (Frankreich, Spanien) vorzudringen. Das Thema sei nicht grundsätzlich vom Tisch, so Weissmann auf unsere Frage, doch der Kauf der ACS Trading sei erst vier Monate her und man habe «ambitiöse Ziele» in Deutschland.
Weissmann: «Wir prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, in einem weiteren Land Fuss zu fassen. Doch es gibt nicht so viele Firmen, die in unser Raster passen.»
Trotz des offensichtlichen Drucks seitens HP (siehe IT Reseller 2/04) auf die von der Also angeführte Gruppe unabhängiger europäischer Distributoren (EWG – European Wholesale Group), sich näher zusammenzuschliessen und zu expandieren, bleibt Weissmann zumindest äusserlich gelassen.
Die EWG suche zwar seit dem Ausscheiden von Westcoast nach einem oder mehreren zusätzlichen Partnern. Doch zugleich schränkt er ein: «Grösse um der Grösse willen stellt keinen Wert dar. Wir wollen ausschliesslich führende Distributoren in der EWG, die den Herstellern die effizientesten Vertriebskanäle bieten. Wir wollen nicht einfach die Konkurrenz (gemeint sind die multinationalen Distributoren) kopieren.» (hc)

Preiszerfall gemäss Also ABC


Der schwache Dollar, «natürliche Preissenkungen» und harte Kämpfe um Marktanteile nagten 2003 an den Preisen für IT-Hardware. Hier die Berechnungen der Also ABC zur Preisentwicklung 2003.


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