Dells COO Kevin Rollins sieht sich als Anwalt der Kundschaft: «Sie erzählen uns, dass sie schlicht und einfach zu viel für Tinte und Toner bezahlen.» Nun will er den «Dell-Effekt» nutzen und die Preise bis 50% bei den Druckern selbst und bis 20% bei Tinte und Toner senken. Preiskämpfe bei Printern sind nichts Neues. Preissenkungen in diesem Ausmass wären aber doch aussergewöhnlich. Die Texaner haben aber nur wenig Marktanteil und sind auf OEM-Lieferanten angewiesen. Kann der «Dell-Effekt» unter diesen Umständen überhaupt spielen?
Konkurrenz bleibt cool
Oder kann
Dell durch das Gewicht seines Namens das Preisgefüge erschüttern? IT Reseller fragte Vertreter anderer Drucker-Hersteller nach ihrer Meinung. Fazit: Sie bleiben gelassen. Zum Beispiel
HP. Arnold Marty, Chef der Imaging & Printing Group: «Nach unserer Analyse wird die Preisstrategie von Dell nur einen geringen Einfluss auf den Schweizer Druckermarkt haben. Nach Ansicht von HP lässt sich das Business-Modell von Dell für das PC-Geschäft nicht auf Drucker anwenden. Der Markt für Bildbearbeitung und Druck wird noch immer von Innovationen getrieben. Zwar werden einzelne Kundensegmente da und dort aufgrund des billigeren Preises entscheiden. Die überwiegende Mehrheit setzt jedoch auf Qualität, Innovation und moderne Technologie. Dazu gehören gerade auch Privatanwender und KMU. HP sieht keinen Anlass, sein Businessmodell zu ändern, und wird sich nicht an einem Preiskampf mit Dell beteiligen.»
Fraglich ist, wie Dell die Preise überhaupt drücken könnte. Richard Breyer,
Canon: «Dell hat sich bisher im Printer-Markt auf das unterste Preissegment konzentriert. Dell wird momentan mit der angekündigten, aggressiven Preispolitik vor allem die eigenen Zulieferanten angreifen. Canon legt ein viel stärkeres Gewicht auf das mittlere und obere Gerätesegment. Während wir und andere Hersteller Schlüsseltechnologien im Printerbereich selber kontrollieren, ist Dell auf externe Lieferanten angewiesen. Wir sind gespannt, wie Dell es schaffen will, mit der angekündigten Strategie in diesem bereits hart umkämpften Markt profitabel zu arbeiten.» Auch Roland Sager von
Konica Minolta, ist skeptisch: «Wie reduziert man die Kosten noch weiter? Will Dell vielleicht die Drucker ganz ohne Toner ausliefern? Es ist fraglich, ob es sich für OEM-Lieferanten bei solchen Plänen noch lohnen kann, Dell zu beliefern. Dell könnte das Risiko eingehen, diese Verträge zu verlieren.» Marion Di Laurenzio von
Kyocera Mita glaubt, dass die Dell-Pläne in die falsche Richtung gehen: «Aus den Berichten geht genau hervor, dass Dell zwar die Hardware-Preise um 50% senken will, aber nicht die entscheidenden Betriebskosten – hier sind es nur 20 Prozent.»
Chancen im unteren Segment?
Am ehesten werden
Dell Chancen im unteren Preissegment zugebilligt. Stellvertretend Walter Briccos,
Oki: «Dell hat im Segment der günstigen Desktop- und Ink Jet-Printer für Heimanwender sicher Marktanteile gewonnen. Von einem Dell-Preiskrieg sind wir aber noch weit weg, dazu ist der Marktanteil und die Akzeptanz von Dell als Printer Hersteller viel zu klein. Ich glaube, dass Dell im Projektgeschäft zusammen mit PCs im unteren Segment Marktanteile gewinnen kann. Für Oki ist Dell
jedoch kein relevanter Konkurrent,
da wir viel stärker auf professionelle
Farblaserprinter fokussiert sind. Hier
und im MFP-Markt sind oft die -
Service- und On-Site-Faktoren für
den langfristigen Erfolg ausschlaggebend.
Hier hat Dell weder die
Erfahrung noch die entsprechende
Infrastruktur, um mittleren und grösseren
Firmen einen schnellen Vor-
Ort-Service anzubieten.» (hjm)