Mit einer gewaltigen Produkt-Offensive im Bereich von Unterhaltungselektronik will der taiwanische Computerhersteller
Acer weiter wachsen. Dies bekräftigte das Acer-Management vor einigen Wochen an einer Pressekonferenz in Malta, an der vor allem auch das neue, stark europäisierte Management seinen ersten gemeinsamen Auftritt hatte. Als «Gewinnformel» wurde dort das stark europäisch geprägte Channel-Businessmodell bezeichnet. Dieses rein indirekte Vertriebsmodell hebt Acer klar von Konkurrenten wie
HP ab, die in gewissen Bereichen immer direkter an den Markt gehen.
Walter Deppeler ab 2005 befördert
Der Schweizer Walter Deppeler, der seit einiger Zeit das Amt eines EMEA-Vizepräsidenten bekleidete, rückt in der Acer-Hierarchie nach dem Abgang von Gründer Stan Shih noch etwas weiter auf: Ab Januar 2005 darf er sich Senior Corporate Vice President nennen und gehört damit zum eigentlichen Top-Management der Firma. IT Reseller hat sich mit ihm über die bevorstehende CE-Offensive unterhalten. «Die jetzt angekündigten CE-Produkte im Bereich von Digitalkameras und LCD-Fernsehern werden auf das Weihnachtsgeschäft hin vorerst in Deutschland, Frankreich, England, Spanien und Italien verfügbar sein», so Deppeler. Der Grund dafür sei, dass die Zeitspanne bis Weihnachten relativ knapp ist und man deshalb nicht alle europäischen Märkte berücksichtigen könne: «In der Schweiz werden diese Produkte im zweiten Quartal des Jahres 2005 eingeführt werden», sagt Deppeler zu IT Reseller.
Multi-Distribution favorisiert
Noch unklar ist, wer die entsprechenden Produkte hierzulande distribuieren und verkaufen wird. Klar ist aber, dass
Acer das Modell der Multi-Distribution favorisieren dürfte: «Die Produkte werden teilweise über den IT-Kanal und teilweise über den UE-Kanal verkauft werden», sagt Deppeler. Im Klartext heisst das: Acer will sicherstellen, dass die zahlreichen Radio-TV-Geschäfte der Schweiz, die von Distributoren wie Tetora und
Telion beliefert werden, die Produkte führen werden. Die Belieferung des Retails wie Mediamarkt dürfte weiterhin über IT-Broadliner erfolgen. Klar wird aber auch, dass in Sachen CE-Produkte der IT-Channel nicht mehr im bisherigen Umfang von Acer berücksichtigt werden wird: «Mit den IT-Distributoren werden wir bei den CE-Produkten in der Schweiz wahrscheinlich nicht mehr in der bestehenden Breite zusammenarbeiten», sagt Deppeler. Das heisst: Während Acer in Sachen IT mit mehreren Broadlinern arbeitet – konkret sind das etwa
Also ABC und
Tech Data Schweiz – wird für die Distribution der CE-Produkte an den Fachhandel und den Retail wahrscheinlich nur noch ein Broadliner zum Zug kommen.
Acer plant nach Angaben von Deppeler auch den Einstieg in die Home-Server-Arena: Im Gegensatz zum geschlossenen System von
Sony soll das Acer-Konzept aber auf offenen Standards beruhen. «Mit einem Produkt im Bereich der Vernetzung verschiedener UE- und CE-Komponenten von Acer kann realistischerweise in der Mitte des nächsten Jahres gerechnet werden», verrät Deppeler. In diesem Fall dürfte dann aber die Distribution wiederum anders aussehen als etwa mit Digicams und LCD-Fernsehern, weil Home-Server-Produkte einen Fachhandel mit IT-Kompetenzen bedingen. (bor)