Süsser die Kassen nie klingeln

Die Branche ist vorsichtig optimistisch, was den Verlauf des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts angeht: Zu besonderen Preiskämpfen dürfte es im Bereich von LCD- und Plasma-TV-Geräten, Digitalkameras und DVD-Recordern kommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/20

     

Der Schweizer Retail hofft auf ein gutes Weihnachtsgeschäft: «Wir sind optimistisch und erwarten ein noch besseres Geschäft als im letzten Jahr», sagt Urs Wilhelm (Bild), Kommunikationsleiter von Interdiscount. In den ID-Filialen wird besonders viel Hoffnung auf die sogenannten «Hi-Runner-Produkte» gesetzt: Das sind nach Auskunft von Wilhelm in dieser Saison LCD- und Plasma-TVs, DVD-Recorder und digitale Spiegelreflexkameras. Eine grosse Nachfrage erwarte man aber auch im MP3-Bereich, namentlich bei Flash- und Harddisk-basierten Spielen. Portable Media-Player würden eher zurückhaltend nachgefragt, da die Verkaufspreisbasis dort noch relativ hoch sei, meint Wilhelm. Aus der PC-Arena werden gute Verkäufe von Multimedia-PC und Notebooks sowie Wireless-LAN-Komponenten für die drahtlose Internetverbindung Zuhause, Photodruckern und anderen Multifunktionsgeräten erwartet: «Im Sog dieser Produkte werden auch Datenträger und Supplies profitieren», meint Wilhelm. Auch im Bereich der Videospielkonsolen sei die Nachfrage bei Hard- und Software hoch, ebenso nach DVD, GPS-Geräten (Global Positioning System) sowie Haushaltsgeräten jeder Art. Die Konkurrenz unter den Retailern dürfte denn auch entsprechend hart sein: «Grundsätzlich sind sämtliche unter den Hi-Runnern genannten Produkte von Preiskämpfen betroffen. Speziell zu erwähnen sind aber die Hardware im Spielkonsolenbereich und DVD-Filme, LCD- und Plasma-TV-Geräte», so Wilhelm zu IT Reseller.
Auch beim Erzrivalen Media Markt rüstet man sich fürs Geschäft mit den Geräte-Wünschen von Kindern und Vätern: «Wir erwarten ein gleiches oder leicht besseres Weihnachtsgeschäft als im letzten Jahr», meint Peter Bader, Einkaufsleiter am Hauptsitz Media Markt Management und Service. Eine hohe Nachfrage erwartet Bader im Bereich von Plasma- und LCD-Bildschirmen, Digitalkameras und DVD-Rekordern: «Dort hoffen wir aufgrund der verstärkten Nachfrage auch auf höhere Umsätze», so Bader. Von Preiskämpfen unter den Retailern seien vor allem Monitore betroffen: «Speziell LCD-Bildschirme werden zu sehr attraktiven Preisen verkauft werden», sagt er zu IT Reseller. Den Konsumenten wird’s freuen.

Interessante Aussichten auch für IT-Distis

In jüngster Zeit haben sich auch die IT-Broadliner-Distributoren verstärkt im CE/UE-Bereich engagiert. Dennoch fallen die Prognosen der Distis in Bezug auf das Weihnachtsgeschäft unterschiedlich aus: «Nachdem wir erst seit August mit Sony eine Partnerschaft in diesem Bereich eingegangen sind, fühlen wir uns im Moment noch nicht dazu in der Lage, eine wirklich fundierte Prognose zu wagen», sagt Marc Schnyder, Geschäftsführer von Also ABC. Ein Ausbau der CE/UE-Aktivitäten stehe aber auf jeden Fall ganz oben auf der Prioritätenliste beim Emmener Disti.
Für Jörg Frei, Sales & Marketing Director bei Tech Data Schweiz, ist klar, dass Hersteller, Reseller und natürlich auch die Distribution in diesem Jahr besonders hohe Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft knüpfen. Insbesondere den konvergenten Consumer-Produkten würden in diesem Jahr grosse Bedeutung zukommen: «Mit dabei sind Digitalkameras und MP3-Player, aber auch verstärkt Festplattenrekorder, DVD-Rekorder, Double-Layer-DVD-Brenner und Plasma- oder LCD-TV Geräte. Gerade im Display-Bereich können sich die Konsumenten über deutliche Preisreduktionen im Vergleich zum Vorjahr freuen. Ein ordentliches 42-Zoll-Plasma-Display wird bei dieser Preisentwicklung schon bald für unter 3000 Franken zu haben sein», prognostiziert Frei. In diesem Jahr rechnet Tech Data Schweiz mit einem Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr. Kleinen und mittelständischen Fachhändlern rät Frei, sich mit umfassenden Service-Angeboten auf dem Markt zu positionieren: «Es gelingt dem Fachhändler nur schwer, den Preisaktionen der grossen Flächenmärkte Paroli zu bieten. Seine Stärke muss die Beratungskompetenz sein sowie ein hoher Servicelevel und umfassendes Produkt-Know- how. Mit diesen Kompetenzen ist er gut positioniert, um beim Endkunden die digitale, drahtlose Heimvernetzung voranzutreiben und sich so im Markt abzugrenzen. Hier sind die Margenpotentiale», so Frei zu IT Reseller.
Bei Actebis gibt man sich vorsichtig mit einer Prognose zu den Umsätzen mit CE/UE-Produkten: «Da die gezielte Aufnahme von Aktivitäten im CE-Umfeld erst dieses Jahr erfolgte, haben wir keine Vergleichswerte. Wir erwarten aber in diesem Segment grundsätzlich eine gute Nachfrage für die nächsten Monate», sagt Rolf Forster, Leiter der Consumer Business Unit zu IT Reseller. Die Nachfrage bei Actebis werde sich auf DVD-Rekorder, LCD-TV, Projektoren und MP3-Player konzentrieren, heisst es weiter. Preiskämpfe seien im Bereich von LCD-TV zu erwarten: «Der Markt für LCD-TV ist – obwohl eigentlich noch recht jung – bereits stark umkämpft. Entsprechend gehen wir hier von sinkenden Preisen und somit schwachen Margen aus. Nicht zuletzt auch darum, weil sich die Nachfrage noch nicht ganz so entwickelt hat, wie das allgemein erwartet wurde. Durch die stetig steigende Zahl an Anbietern erwarten wir aber auch bei DVD-Rekordern einen harten Wettbewerb», so Forster.
Bei Ingram Micro Schweiz sind die CE-Aktivitäten noch nicht sehr ausgebaut. Man experimentiere aber mit gewissen Eigenmarken im Bereich von LCD-Fernsehern. Dieses Geschäft sei sehr volumenintensiv und deshalb trotz der geringen Margen interessant, wie Peter Arnet, Marketingleiter von Ingram Micro Schweiz gegenüber IT Reseller ausführt.

Spezialdistribution zuversichtlich

Roger Engelberger, Inhaber des Spezialdistis Photo en Gros Karl Engelberger, gibt sich mit Blick auf Weihnachten ebenfalls vorsichtig zuversichtlich: «Im Bereich Fotografie erwarten wir umsatzmässig ein insgesamt besseres Geschäft als im letzten Jahr», sagt er. Engelberger geht davon aus, dass bei Digitalkameras die weiterhin steigenden Stückzahlen, die fallenden Durchschnittspreise mehr als kompensieren. Insbesondere die Entwicklung im oberen Segment der digitalen Spiegelreflexkameras beurteilt er positiv. Diese Produktgruppe würde dem Fachhandel überdies eine Chance bieten, sein Beratungs-Know-how auszuspielen und so der Erosion der Durchschnittspreise entgegenzuwirken. «Im unteren Preissegment kommen Digitalkameras aber schon in naher Zukunft unter Druck durch Megapixel-Mobiltelefone, welche dank UMTS und höherer Kameraauflösung deutlich zulegen dürften», sagt er. Gute Geschäfte erwartet Engelberger auch im Bereich der Flash-Speicher: «Die günstigen Preise haben zu einem Boom bei USB-Flash Drives, MP3-Spielern und grösseren Speicherkarten geführt. Letztere werden zunehmend auch in Camcordern als Speichermedium eingesetzt». Wichtig für die weitere Entwicklung des Digi-Foto-Marktes sei zudem die Kombination aus günstigen Speicherkarten und Geräten wie dem Sandisk-Photoalbum zum Betrachten der digitalen Fotos am TV-Gerät: «Da Digitalfotografie heute auch ohne PC genutzt werden kann, vergrössert sich der Kreis der potentiellen Käufer beträchtlich», so Engelberger. Trotz der gesteigerten Nachfrage lässt sich aber nicht wegdiskutieren, dass der Preisdruck auf Herstellerseite vor allem bei kompakten Digicams hoch bleibt: «Auf Handelsstufe sind die Digitalkamera-Margen weitgehend ausgereizt. Diverse Marktteilnehmer setzen die Kameras lediglich noch als Frequenzbringer ein. Sie kalkulieren mit Minimal-Margen und setzen darauf, mit dem Verkauf von zusätzlichen Artikeln oder Zubehör wie Speicherkarten ihr Geld zu verdienen», erklärt Engelberger.

Vorsichtiger Optimismus bei Excom und Sony

Patrick Schenkel, Manager Product Marketing von Excom, stellt zwar fest, dass der Markt leicht angezogen hat, gibt sich aber dennoch vorsichtig: «Die Investitionsfreudigkeit im diesjährigen Weihnachtsgeschäft dürfte sich in Grenzen halten», meint er. Für Excom sei der Vergleich mit dem Vorjahr zudem schwierig, da viele Produkte für den CE/UE-Markt erst in diesem Jahr erschienen seien. «Komponenten rund ums Heimkino werden dennoch gefragt sein, Also LCD-TV, Plasmas, Heimkino-Projektoren, Surround-Anlagen oder DVD-Player, aber auch Teile aus unserem erweiterten Sortiment wie Leinwände, externe TV-Tuner oder Video-Scaler», so Schenkel. Zunehmend sei auch mit dem Auftauchen von Home-Server-Lösungen zu rechnen. Eine entsprechende Lösung von Sonavis will Excom jetzt vorerst ausschliesslich über den AV- und UE/CE-Fachhandel anbieten. «Die Preiskämpfe im Bereich von LCD-TV, Plasmas und Beamern sind schon heute massiv», sagt Schenkel. Der Hintergrund dieser Entwicklung sei, dass grosse Firmen in den Heimkino-Markt eintreten wollten und deshalb den Markt mit preisaggressiven Angeboten «kaufen» würden, um möglichst rasch auf eine hohe Verbreitung zu kommen.
Matthias Graf, Mediensprecher von Sony Schweiz, gibt sich betont vorsichtig, was die Prognosen für das Weihnachtsgeschäft angeht: «Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Reinverkäufe gut angelaufen. Entscheidend ist aber, was in den nächsten Wochen rausverkauft wird», so Graf zu IT Reseller. Momentan sehe man dort noch keinen Grund zur Euphorie: «Wir erwarten ein Weihnachtsgeschäft, dass sich ähnlich dem im letzten Jahr entwickelt, als nach einem harzigen Start doch noch gute Kauflaune herrschte», so Graf.
Preiskämpfe würden immer stattfinden, nicht nur an Weihnachten, sondern sie würden sich je nach Marktkonstellation abspielen. «Von der Herstellerseite her sind wir natürlich bestrebt, den Preiskampf nicht zu fest anzuheizen, da dies den Konsumenten zum Abwarten bewegen wird, was dem Geschäft nicht sonderlich förderlich wäre», so Graf. Es liege auch am Handel, die Konsumenten jetzt nicht zu fest zu einer abwartenden Haltung zu bewegen. (bor)


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