Für HP bleibt der PC wichtig

Nach der Zusammenführung der PC- und Drucker-Abteilung durch das US-Mutterhaus betont HP Schweiz die Wichtigkeit des PC-Geschäfts.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/03

     

Mitte Januar hatte der Vorstand von Hewlett-Packard bekanntgegeben, dass die Bereiche für Drucker (Imaging and Printing Group IPG) und für PCs (Personal Systems Group PSG) zu einer Sparte zusammengelegt werden. Der Entscheid scheint das Ergebnis einer längeren internen Strategiedebatte nach der Fusion mit Compaq zu sein: Laut CEO Carly Fiorina hat man sich nun entschieden, das gesamte Produktportfolio beizubehalten, um als breitaufgestellter Konzern zyklische Schwankungen besser abfedern zu können. Das soll mit der neuen Abteilung effizienter und kostengünstiger geschehen. Die Aufgabe: Marktanteile zurückgewinnen.

Kaum Änderungen für die Kunden

Dass allerdings nichts so heiss gegessen wie gekocht wird, betont der Country Manager der Personal Systems Group von HP Schweiz, Andrej Golob: «Die sich aus der Zusammenlegung auf Konzernebene ergebenden Synergien liegen vor allem bei der Entwicklung. Für die Kunden und Partner wird sich wenig ändern. Die Verkaufsorganisation in der Schweiz wird weitgehend bleiben, wie sie ist. Unsere Partner waren in den meisten Fällen bisher bereits für beide Bereiche zuständig.» Auch die Finanzen würden nicht zusammengelegt, schliesslich wolle man nach wie vor die Zahlen für die einzelnen Produktbereiche kennen.
Urs P. Fischer (Bild), seit nunmehr rund drei Monaten als General Manager von HP Schweiz im Amt, betont die Wichtigkeit des PC-Geschäfts für HP: «Im Gegensatz zu einem grossen Mitbewerber bleibt der PC für uns ein wichtiger Geschäftsbereich. Das gilt nicht nur strategisch, sondern auch in finanzieller Hinsicht», stellt er fest und verweist auf den im Finanzjahr 04 um 16 Prozent gestiegenen Umsatz, «ohne dass wir die Durchschnittspreise wesentlich gesenkt haben.» Als Beweis führt er an, dass parallel zu den durchschnittlichen jährlichen Umsatzsteigerungen von neun Prozent ein dem in etwa entsprechendes Wachstum bei den Stückzahlen um 11 Prozent stattgefunden habe.

PSG ist profitabel

Sowohl Desktop-Maschinen wie Notebooks und Handhelds sind, wie Fischer ausführt, mittlerweile wieder profitabel. Der Gewinn wuchs in den letzten vier Jahren regelmässig um rund zehn Prozent. Nach den roten Zahlen von 2001 und 2003 sei man 2003 wieder in den schwarzen Bereich gekommen und seit 2004 seien die persönlichen Systeme wieder echt profitabel.
Das letzte Quartal des vergangenen Finanzjahres ist laut Fischer das Beste seit 2000 gewesen, und Q1 des laufenden Jahres verspreche ebenfalls gute Zahlen. Das ist nach den Einbrüchen auch deshalb wichtig, weil die Bekanntheit einer Marke letztlich von den Endverbrauchern bestimmt wird. «Weltweit sind wir in allen Segmenten nach wie vor gut positioniert, und das PC-Geschäft gestaltet sich für HP profitabel», fasst er zusammen, «Ich sehe zudem einige neue Chancen. Jedenfalls beabsichtigen wir, stärker zu wachsen als der Markt» – ein Ziel, das laut den neuen Zahlen im Weissbuch 2004 in der Schweiz verfehlt wurde.

Direktverkauf soll die Partner nicht verunsichern

Einfach ist der PC-Markt in der Schweiz allerdings nicht, stellt Golob fest. Das Wachstum hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und zieht nun, wenn auch noch zögerlich, wieder an. Die Konkurrenzsituation zwingt zu tiefen Margen. Die Kosten in der gesamten Wertschöpfungskette müssen gesenkt werden, wenn man bestehen will. Dem gegenüber stehen wachsende Ansprüche der Kunden in Bezug auf Performance und das Preis-Leistungs-Verhältnis, wie Golob ausführt.
Daher will HP auch weiterhin eine Doppelstrategie fahren: Während man im KMU-Bereich auf die Kundennähe der Partner setzt, werden global tätige Kunden direkt beliefert. «Wir wissen sehr wohl, wie wichtig der Channel für uns ist», versichert Golob, und gibt sich überzeugt, dass die Direktbelieferungen, so wie sie heute gehandhabt werden, die Partner nicht verunsichert hätten.
Auswirkungen hat die Zusammenlegung von PSG und IPG für das Marketing. Golob will diesen in den letzten Jahren aus Kostengründen etwas vernachlässigten Sektor verstärkt angehen und den Brand HP wieder stärker bei den PC-Kunden verankern.

Trendvoraussagen

Unter den Anbietern sieht Golob eine Konsolidierung kommen. In einem Markt mit immer kleineren Margen seien Grösse und Umsatz überlebenswichtig.
Als wichtigste technische Trends erachtet er Dual-Core-Prozessoren und 64-bit für Mainstream-PCs. Daneben setzt HP auf die Tablet-Funktionen: «Ich denke, es wird bald keine speziellen Tablet-PCs mehr geben. Die Stift-Anwendungen werden wohl standardmässig auf allen Notebooks angeboten werden.»
Zudem würde sich Linux dem Look und Feel von Windows anpassen und vermehrt in persönlichen Systemen auftauchen. Dazu käme der Trend zu Blade-PCs, analog dem Einsatz von Blade-Servern bei grösseren Installationen.
Mit der digitalen Konvergenz steigt auch die Bedeutung von Mobilität und digitaler Unterhaltung, und Privatanwender werden für HP zusehends wichtiger. Allerdings: «Was das Digital Home betrifft, müssen wir erst die Erfahrungen in den USA abwarten. Ich bin zwar überzeugt, dass das kommt, die Fage ist nur wie. Unsere Margen liegen weit unter dem, was im Retailhandel mit TV-Geräten üblich ist. Hier müssen wir erst herausfinden, welche Verkaufskanäle für uns geeignet sind.» (fis)


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