Einmal mehr macht Branchenschreck
HP ungewollt auf sich aufmerksam. Den HP-Channel beschäftigt seit längerem der «Fall Helsana», den die HP-Verantwortlichen längst für abgeschlossen hielten: Es geht um falsch konfigurierte Notebooks. Für den Krankenversicherer eröffnete HP für einen Grossauftrag ein OPG über 500 Geräte, die in Tranchen von MTF Schwerzenbach geliefert werden sollten. Nachdem die Notebooks mit einem falschen Display in der Schweiz ankamen und Helsana die Annahme verweigerte, tauchten die Geräte bei dem zu Claudio Cisullos CC-Trust gehörenden Gebrauchtwarenhändler IRS zu einem äusserst attraktiven Preis auf. «HP bevorzugt Cisullo, das ist reine Vetternwirtschaft», sagt ein aufgebrachter Insider zu IT Reseller.
Hintergrund
Doch eins nach dem andern: 200 Notebooks wurden durch einen Irrtum eines HP-Sales-Mitarbeiters mit Displays bestellt, die nicht die benötigte Auflösung aufwiesen. In einem solchen Fall gibt es normalerweise zwei Möglichkeiten, die beide ins Geld gehen: Entweder findet sich ein neuer Käufer, der die Geräte mit einem hohen Rabatt abnimmt, oder die Lieferung geht zurück ans Werk. MTF erhielt von
HP die Weisung, für die Notebooks einen neuen Käufer zu suchen. Der Auftrag lautete allerdings, einen Endkunden zu finden, der die Notebooks zu normalen Konditionen übernimmt. Am 17. Januar meldete MTF Schwerzenbach, dass man die Notebooks der Firma IRS angeboten hätte – IRS hatte ihrerseits an den Händler Baggenstoss offeriert. Wie HP auf Anfrage von IT Reseller beteuert, habe man dies nicht autorisiert. «Im Gegenteil, wir haben MTF instruiert, die Notebooks via
Actebis an HP zurückzuschicken», sagt Andrej Golob, General Manager PSG bei HP Schweiz, zu IT Reseller.
«Ausnahmsweise»
Da nun aber Baggenstoss seinerseits bereits 35 Notebooks einem Kunden versprochen hatte und fürchten musste, dass dieser Regress auf ihn nimmt, wenn die Lieferung nicht erfolgt, drückte Golob ein Auge zu: Mit MTF hat Golob vereinbart, dass 35 Notebooks zum ursprünglichen Preis an den Endkunden geliefert werden können. Damit HP keine Margeneinbusse hinnehmen musste, zahlte MTF die Differenz zum Sonderangebot von IRS an
HP.
Auf Anfrage von IT Reseller beeilte sich HP-Mann Golob, den Fall aufzuklären und versprach dem Schreibenden volle Einsicht in die Dokumente dieses Falls. Golob beteuerte, dass die restlichen Notebooks wie gefordert an HP zurückgeliefert worden seien.
Tatsache ist, dass trotzdem in den vergangenen Monaten die Notebooks mit der Spezialkonfiguration bei IRS auftauchten. Diverse Händler haben sich bei IT Reseller gemeldet und gesagt, sie hätten eines der Notebooks gekauft.
Noch lieferbar!
Nach einer erneuten Anfrage von IT Reseller bei
HP geschah die wundersame Brotvermehrung: Nun waren es plötzlich nicht mehr 35, sondern viel mehr Notebooks, die auf falschem Weg zu einem Kunden gelangten. Ganz neu war offenbar die Erkenntnis, MTF habe bis Januar dieses Jahres 71 der Notebooks verkauft. «Es entzieht sich unseren Kenntnissen, ob auch einzelne Notebooks schon vorher an IRS verkauft wurden», windet sich Golob.
IT Reseller erfährt am 3. Mai in einer Stellungnahme, dass 94 von 200 Notebooks an HP respektive
Actebis zurückgeliefert worden seien, für die HP eine Gutschrift erhalten hat.
Fall erledigt? Letzte Woche wurde der Redaktion ein Werbe-Mail zugespielt, das IRS an seine Kunden schickt. In diesem tauchen die Notebooks erneut auf. Und von IRS erfuhren wir auf Umwegen durch einen Händler, dass man noch liefern kann. (mh)