Übernahmegelüste hatte
Sun Microsystems bereits seit längerer Zeit und es war nur eine Frage der Zeit bis der Konzern wieder in die prallgefüllte Kasse greift. Der neueste Coup heisst
Storagetek, und stolze 4,1 Milliarden Dollar in Cash zahlt Sun für den Bandspeicherspezialisten. Aus der Kombination beider Unternehmen soll jetzt der weltweit grösste Anbieter für Netzwerk-Computing und Daten-Management mit einem Umsatz von rund 13 Milliarden Dollar pro Jahr hervorgehen.
Verkaufsmannschaft als Türöffner
Anlässlich eines Kurzbesuchs in Zürich liess Sun-CEO Scott McNealy verlauten, dass die Verkaufsmannschaft von
Storagetek Hauptgrund für den Kauf war. Mit den gut 1000 Verkäufern könne man die eigene Speicher-Equipe vervielfachen. Storagetek ist vor allem im IBM-Umfeld stark. McNealy hofft nun – dank dem Fuss in der Storagetek-Tür – auch vermehrt eigene Disk-Systeme bei Nicht-Sun-Kunden absetzen zu können. Schliesslich verfüge Sun über hervorragende Speicherprodukte, es habe aber bisher die Verkaufsmannschaft gefehlt, um diese auch ohne Bündelung mit Sun-Servern absetzen zu können. Gegen diese Zukunftsversion spricht allerdings die Tatsache, dass Storagetek selber schon seit längerem erfolglos versucht hat, im Diskbereich Fuss zu fassen.
Andreas Knöpfli, Managing Director der Schweizer Niederlassung von Sun, bekräftigt McNealys Aussage gegenüber IT Reseller und ist überzeugt, dass das Know-how der Storagetek-Mitarbeitenden für die zukünftige Geschäftsentwicklung von grossem Nutzen sein werde. Storagetek Schweiz beschäftigt hierzulande 76, Sun rund 270 Mitarbeitende.
Alle orakeln
Auswirkungen wird der Deal auch auf die Partnerlandschaft beider Unternehmen haben. IT Reseller hat sich deshalb bei Schweizer Storagetek-Partnern umgehört. Guido Markowitsch, CEO von
WMC Computersysteme, begrüsst die Fusion: «Im starken Umfeld von HP,
IBM,
Dell und
EMC ist diese Stärkung sehr zu begrüssen und macht technisch Sinn.» Der Übernahme positiv gegenüber stehen insgesamt ein Drittel der befragten Partner, je ein Drittel äusserte sich neutral oder negativ. Zu erwähnen ist, dass ein Drittel der Teilnehmer neben
Storagetek auch Sun-Produkte vertreibt. Zwei Drittel verkaufen derzeit nur Storagetek-Produkte. Sun muss hier wohl erst mit einer klaren Strategie aufwarten, um die negativen Stimmen vom Gegenteil überzeugen zu können. Nach dem Moto «Abwarten und Tee trinken» sieht Max Stalder, Präsident der ACB Computer Systeme, der Entwicklung entgegen: «Wir versprechen uns im Moment eher weniger Chancen, machen diese aber von der zukünftigen Partner- und Marktstrategie von Sun abhängig.» Grössere Chancen sehen die Partner jedoch bei zukünftigen Projektabschlüssen. 33 Prozent erhoffen sich dank einem breiteren Produktportfolio mehr Deals an Land ziehen zu können. 16,7 Prozent sind überzeugt, neue Kunden zu gewinnen und 16,7 Prozent glauben an einen Synergieeffekt.
Negative Auswirkungen
Die oft befürchtete Fusionslähmung ist auch bei den befragten Partnern ein Thema. Rund 50 Prozent gehen davon aus, dass sich diese bemerkbar machen wird. 16,7 Prozent befürchten eine schlechtere Partnerbetreuung und weitere 16,7 Prozent stellen sich auf eine grössere Konkurrenz unter Partnern ein. Oft genannt wurde auch Storageteks bisherige Unabhängigkeit und man bedaure, dass das Unternehmen das Alleinstellungsmerkmal verliere. Dazu ein Partner der nicht genannt werden möchte: «Für uns war ein neutraler Tape-Lieferant sehr wichtig. Als HP-Partner hemmt die Fusion unsere Aktivitäten im HP-Umfeld.» Ein weiterer Partner befürchtet Projektverluste für
Storagetek bei Kunden, die nicht mit Sun arbeiten wollen. Ob sich der Storagetek-Kauf als Glücksgriff entpuppen wird oder Sun sich doch eher für ein Software-Unternehmen oder einen Dienstleister hätte entscheiden sollen, wird sich zeigen. In erster Linie muss der Serverhersteller seine Umsätze wieder zu neuem Wachstum bringen. Sicher ist aber, dass Storagetek Sun zum glaubhafteren Speicheranbieter macht und dem Unternehmen Türen, die bisher verschlossen waren, öffnet. (pbr)