Druckerhersteller rügen den Handel

Druckerhersteller verdienen ihr Geld nicht mit Hardware, sondern mit Tintenpatronen und Druckerpapier. Händler scheint das kaum zu kümmern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/22

     

Nebst LCDs, Digitalkameras oder MP3-Playern gehören auch Fotodrucker zu den Rennern im laufenden Weihnachtsgeschäft. Mittlerweile soll ja der Preis für ein selbstgedrucktes Foto unter dem eines in Labors entwickelten liegen – das zumindest ergeben Tests und Preiskalkulationen der Druckerhersteller. Damit der Kunde sich am neuen Fotodrucker und den damit gedruckten Bildern lange erfreuen kann, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Geht es nach den Herstellern, müssen Drucker, Papier und Tinte vom gleichen Brand sein, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Einer der grossen Knackpunkte ist dabei nach wie vor das Fotopapier, welches genau auf Tinte und Drucker des jeweiligen Herstellers abgestimmt sein sollte.
Druckerhersteller beklagen sich darüber, dass Händler vermehrt Fotopapier von Fremdherstellern und nicht deren Original verkaufen. Entsprechend machen Kunden ihrem Ärger über schlechte Druckresultate direkt beim Druckerhersteller Luft. Dies wiederum wirkt sich auf den Ruf des Herstellers aus. Die grossen Druckerhersteller wie HP, Canon oder Epson sind sich einig: «Wenn ein Ausdruck nicht den Ansprüchen des Anwenders entspricht, wird der Drucker als Ausgabemedium dafür verantwortlich gemacht. Schnell wird dann behauptet, dass der Drucker dieses Herstellers schlechte Qualität liefert. Wir können nur für unsere Produkte eine hervorragende Qualität garantieren, nicht aber, wenn Fremdmaterialien eingesetzt werden», sagt Hardy Nitsche, Branch Office Manager von Epson stellvertretend.

Papier ist nicht Papier

Fremdanbieter decken etwa 80 Prozent der Produkte im Markt ab. Oftmals konzentrieren sie sich dabei auf einen Druckerhersteller und versuchen, dessen Papierqualität so gut als möglich zu erreichen. Trotzdem sollen «die Papiere universell eingesetzt werden können, um ein möglichst grosses Potential abzuschöpfen. Somit müssen qualitative Abstriche in Kauf genommen werden», sagt Bruno Leu, Canon Key Account Manager Consumables. Canon stelle den Anspruch nicht, dass deren Papiere auf anderen Systemen funktionieren, da Canon kein Wissen über Formeln und Zusammensetzung der Konkurrenzprodukte besitze, sagt Leu weiter.
Papier sei nicht einfach Papier, so die Aussage von Andrea Finotti, Product Manager von HP. Bei den Herstellern gleichen sich die Aussagen: «Unser Fotopapier besteht aus mehreren, praktisch unsichtbaren und technisch hoch entwickelten Schichten. Jede dieser Schichten hat dabei eine spezielle Funktion, die das Resultat des Ausdruckes optimiert», so Finotti weiter. Oder wie es Leu auf den Punkt bringt: «Ohne das richtig beschichtete Papier kann ein Foto wertlos werden, weil die Qualität nicht die Emotionen widerspiegelt, die der Verbraucher erwartet. Ein guter Drucker alleine reicht nicht aus, um ein qualitativ gutes Foto auszudrucken. Das System erbringt die Qualität.»

Hohe Investitionen

Tinte und tintendruckgeeignetes Papier sind Hightechprodukte, deren Entwicklung viel Geld verschlingt – so argumentieren Druckerhersteller, um hohe Preise zu rechtfertigen. Richtig ist: Es sind hohe Investitionen getätigt worden, allerdings vor zehn Jahren. So alt sind nämlich die Patente auf Druckertinte – eines der unzähligen, die HP gehören. Die Steigerung der Druckqualität bei den Tintendruckern ist zum grossen Teil der verbesserten Drucktechnik zu verdanken. Bei der Tinte ist es lediglich die Haltbarkeit, die verbessert werden konnte. Im Bereich Fotopapier wird aber gemäss HP immer noch viel Geld investiert. Denn es müssen gewisse Bedingungen erfüllt werden. «Das Fotopapier muss sofort trocknen und tropfsicher sein, nicht wellen und gleichzeitig eine hohe Lichtbeständigkeit aufweisen», wie Finotti erklärt und was die anderen Hersteller so unterschreiben würden. Die Kosten für Originalpapier belaufen sich für 15 bis 20 Blatt A4 Premium auf 20 bis 30 Franken, je nach Hersteller. Was Fremdanbieter locker um ein Drittel oder gar um die Hälfte unterbieten.

Die besten Druckergebnisse

Von der langen Lebensdauer, die Hersteller für ihr Papier versprechen, und vom hohen Preis einmal abgesehen, muss man Canon, Epson, HP und Co. aber recht geben. Diverse Tests zeigen, dass mit dem herstellereigenen Fotopapier die besten Druckergebnisse erzielt werden. Warum Händler trotzdem vermehrt Fotopapier von Fremdanbietern verkaufen, liegt wohl in der Tatsache, dass der Kunde nicht auf überhöhte Preise steht. Möglicherweise liegt es aber auch an der Unwissenheit des Verkäufers, der selber kaum Tests durchführt und für den eigentlich nur der Verkauf zählt – egal welches Fotopapier und wie die Druckqualität beim Käufer daheim ausfällt.
Natürlich kann der Kunde auch mit Verbrauchsmaterial von Fremdanbietern ein nahezu gleiches Resultat wie mit Originalverbrauchsmaterialien erreichen, dazu braucht er allerdings viel Geduld und entsprechende Finanzen. Um dies zu erreichen, müsste er nämlich zahlreiche Fotopapiere und mindestens genau so viele Tintenpatronen ausprobieren – wenn er Glück hat, findet er irgendwann die passende Kombination.
Im Endeffekt entscheidet der Kunde über den Kauf von Originalfotopapier oder das eines Fremdanbieters. Jedoch sollte der Händler dem Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um den Kauf von Fotopapier geht. Der Kunde selbst hat weder eine direkte Vergleichsmöglichkeit, was die Qualität des Ausdrucks betrifft, noch ist er in den meisten Fällen sehr anspruchsvoll – mit wenigen Ausnahmen. (sm)


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