Jetzt gilt es ernst. Seit sich die neue Handymarke Benq-Siemens im Januar der Öffentlichkeit präsentierte, sind Händler und Kunden gleichermassen gespannt auf das, was da kommt. Im Namen vereinen sich über 150 Jahre Erfahrung in der Telekommunikation und das Lifestyle-Design-Know-how sowie die Marktdynamik des Newcomers
Benq. Profitieren können beide voneinander. Während
Siemens «handyerfahren» ist, bringt Benq unter anderem Erfahrung aus den Bereichen Kameras und Displays mit nicht unwesentlich im heutigen Mobilegeschäft. Jetzt heisst es, die Marke erfolgreich auf den Markt zu bringen. In der Schweiz lastet diese Verantwortung auf den Schultern von Ruedi Moll (Bild), Managing Director von Benq Mobile Schweiz. IT Reseller wollte mehr über die Unternehmensstrategie und den Steuermann des neuen Unternehmens erfahren und traf den Manager zum Gespräch.
IT Reseller: Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Anfrage bekamen, Managing Director für die neue Firma zu werden?
Ruedi Moll: Ich sah es als eine grosse Herausforderung. So wird man vom leitenden Angestellten plötzlich zum Unternehmer und genau das entspricht meinem Naturell, selber etwas auf die Beine zu stellen.
ITR: Die Startphase eines solchen Unternehmens ist enorm wichtig. Sehen Sie Ihre Familie überhaupt noch?
RM: (lacht) Natürlich gibt es Tage, an denen ich bis zu 14 Stunden im Büro arbeite. Und wenn ich dann zuhause bin, geht es ab und zu nach dem Abendessen gleich noch einmal weiter bis nachts um zwei Uhr. Aber aus Prinzip halte ich mir das Wochenende für die Familie frei.
ITR: Haben Sie sich persönlich Ziele
im Zusammenhang mit Ihrer neuen Aufgabe definiert?
RM: Ja klar. Erstens will ich das Unternehmen auf die Beine stellen, und diesbezüglich sind wir sehr gut unterwegs. Zweitens will ich mit dem Brand Benq-Siemens erfolgreich sein.
ITR: Obwohl
Benq und
Siemens für sich schon bekannte Markennamen sind, muss der neue Brand beim Konsument bekannt gemacht werden. Das bedingt grosse Marketing-Investitionen. Was ist diesbezüglich geplant?
RM: Die Markteinführung des neuen Brands wird nicht lokal, sondern global gesteuert und wird entsprechend international budgetiert. Wir in der Schweiz müssen versuchen, zusätzlich zum Endkunden auch den Händler für unsere Geräte zu sensibilisieren. In der Regel gehören dazu nicht einfach nur TV-Spots. Hier ist weit mehr Fingerspitzengefühl gefragt. So werden wir beispielsweise auch versuchen, lokale Geschichten um die Markteinführung zu lancieren, und das in der Regel gemeinsam mit bekannten Providern wie
Swisscom,
Sunrise und
Orange oder auch Mobilezone.
ITR: Wie will sich Benq-Siemens beispielsweise vom Marktführer Nokia abheben?
RM: Von den Geräten her wollen und müssen wir uns unterscheiden. Wir wollen, wie es unser Brandslogan «Keep exploring» aussagt, überraschend sein und neuartige Lösungen bieten. Dass wir das können, hat
Siemens schon in der Vergangenheit bewiesen. Wir sind die Erfinder des Slider-Telefons oder auch des Farbdisplays. Die Innovationskraft ist also klar vorhanden, entscheidend ist jetzt die Vermarktung. Als Siemens ist uns das nie richtig gelungen. Sicher wollen wir ausserdem bei mindestens einem Operator-Programm dabei sein. Ob ein Gerät aufgenommen wird oder nicht, entscheidet schlussendlich der Provider. Wenn Gerät und Preis stimmen, ist man in der Regel dabei. Damit könnten wir dann vom Marketing des Partners mitprofitieren.
ITR: Das Benq-Mobile-Hauptquartier hat seinen Sitz in München. Was für klare Vorgaben kommen von dort?
RM: Es gibt sicher klare Zielvorgaben, was Umsatz, Stückzahlen und Profit betrifft. Dabei steht, und das kann ich ihnen ganz offen sagen, der Profit ganz klar im Vordergrund. Und weil der Schweizer Markt über eine hohe Kaufkraft und hohe Subventionen verfügt, sind wir für München oder unseren Hub Österreich sehr interessant. Bei uns können eher teure Modelle verkauft werden. Gute Voraussetzungen also, um unser Ziel zu erreichen.
ITR: Muss
Benq Mobile bis Ende Jahr profitabel sein?
RM: Ja. Es muss profitabel sein.
ITR: Heisst das, dass die künftigen Modelle eher im oberen Preissegment angesiedelt sind?
RM: Nicht nur. Von
Siemens her können wir uns auf einen gut etablierten Low-end-Bereich stützen. Wir haben eine Produktkategorie, die sich «Affordable Quality» nennt, das sind Handys für
M-Budget oder Prix Garantie, global gesehen Handys für Indien, China und so weiter. Den neuen Brand setzen wir aber eher im mittleren bis oberen Segment. Ein reines Mittelfeld ist für die Schweiz nicht interessant. Denn durch die Subventionierungspolitik werden diese Geräte vom Kunden kaum beachtet.
ITR: Welchen Marktanteil streben Sie in der Schweiz mit dem neuen Brand an?
RM: Aktuell sind wir bei zirka 6 bis 8 Prozent. Unser Ziel sind 12 bis 15 Prozent in diesem Jahr, und diese Marke sehe ich als realistisch.
ITR: Um einen neuen Brand zu etablieren, muss sich der Hersteller zum Start einiges einfallen lassen. Im Fall von Benq-Siemens wurden gemeinsam mit dem Brand drei neue Handys lanciert. Davon tragen meiner Meinung nach erst zwei Handys die Handschrift des deutsch-taiwanischen Unternehmens, obwohl die Geräte stark an
Motorola Razr und L7 erinnern. Wo bleibt die Innovation?
RM: Sie sprechen das EF81 an. Dieses Gerät ist im Vergleich zum Konkurrenzprodukt auf jeden Fall eine deutliche Steigerung, sowohl in technischer Hinsicht als auch bei der Verarbeitung. Ein Blick in die Zukunft zeigt unsere Innovationskraft. Wenn wir von Features sprechen, werden wir einer der ersten Hersteller sein, die ein HSDPA-Gerät (High Speed Downlink Packet Access) auf dem Markt bringen werden. Zudem planen wir auf Mitte Jahr ein Handy mit eingebauter Kamera mit mindestens 3,2 Megapixeln herauszubringen.
ITR: Ich bin der Meinung, dass sich UMTS nicht wie gewünscht durchsetzen kann. Insbesondere darum, weil Contents viel zu teuer sind. Warum setzten Sie vor allem auf den teuren Standard UMTS?
RM: Wenn man zurückschaut, hat sich auch bei der Einführung von GPRS jeder gefragt, ob es das überhaupt braucht. Heute ist es Standard. Und mit UMTS wird genau dasselbe passieren. Natürlich gebe ich ihnen recht, es müssen vernünftige Contents angeboten werden. Aber UMTS wird von Providern entsprechend gepuscht und so zum Standard werden. Mit HSDPA steht bereits die nächste Entwicklung vor der Türe. Das ist dann bereits mobiles ADSL und wir sind technisch mit dabei.
ITR: Was stellen Sie als Managing Director von
Benq Mobile Schweiz für Ansprüche an ein Handy?
RM: Für mich steht klar das Telefonieren im Vordergrund. Weitere Kriterien sind Ergonomie und die praktische Grösse. Dazu muss ich ab und zu einen Termin oder einen Kontakt synchronisieren können. Aus privater Sicht ist für mich die Kamera ein wichtiges Feature. Nicht um Ferienfotos zu machen, aber als Schnappschusskamera, die schnell zur Hand ist. (sm)
Ruedi Moll
Ursprünglich kommt der 39jährige Ruedi Moll aus der Pharmabranche. Beim Basler Chemiekonzern Novartis war er im internationalen Marketing tätig. Obwohl ihm das Unternehmen einen sicheren Arbeitsplatz bot, zog es ihn weg in eine andere Branche und zu einer neuen Herausforderung. Die war gleichzeitig sein Einstieg in die Telekommunikation. Für
Ascom war Moll international unterwegs, bis er schliesslich bei
Siemens landete. Dort war er Herr und Meister über das Mobile-Geschäft, bis er nun zum Managing Director von
Benq Mobile Schweiz ernannt wurde.
Privat setzt der leidenschaftliche Harley-Pilot vor allem auf Familie – seine Lebenspartnerin und zwei Kinder. Zum Ausgleich tummelt sich der Manager schon mal auf dem Tennisplatz oder im Schnee, sei es beim Skifahren oder Snowboarden.