Hasta la vista Windows

Im Rahmen eines exklusiven Workshops in München hat Microsoft einer Schar Journalisten den Windows-XP-Nachfolger vorgestellt. IT Reseller war dabei, als das Fenster in eine angeblich völlig neue Windows-Welt geöffnet wurde.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/04

     

In der «zweiten Jahreshälfte», so die noch etwas vage gehaltenen Formulierungen, soll das ursprünglich unter dem Codenamen Longhorn entwik­kelte und von insgesamt 500’000 ­ Beta-Testern sowie 7000 Entwicklern vorab gesichtete neue Windows weltweit in den Regalen stehen.
Nach diversen CTPs (Community Technology Previews) über die User-Foren Technet und MSDN (Microsoft Developer Network) folgt nun das CPP (Customer Preview Program) für End­anwender. Ausserdem nehmen weltweit rund 260 Unternehmen an einem TAP (Technology Advancement Program) genannten Praxistest teil.

2715 Features = 2x Windows XP

2715 Features und damit rund doppelt so viele wie in Windows XP hat der OS-Marktführer im neuen Windows-Vista-Betriebssystem untergebracht. Wobei nicht ganz klar ist, wie hoch der Anteil echter und wirklich ernstzunehmender Innovationen zahlenmässig zu veranschlagen ist.
Abgesehen davon erinnert das «Look and Feel» der neuen Oberfläche manchen der bei dem Münchener Workshop anwesenden Journalisten deutlich an das konkurrierende, ebenfalls unlängst aufgepeppte OS X des Mitbewerbers Apple, der ja auch schon in der Vergangenheit so manchen, um nicht zu sagen, den entscheidenden Impuls bei der Windows-Entwicklung gegeben hat.

Spass für den Anwender

So sind sich die Microsoft-Produktmanager mit dem längst zum grossen Unterhaltungs-Guru mutierten Apple-Chef einig, dass der Anwender vor dem Rechner vor allem «Spass haben will». Deshalb bewegen sich bei Windows Vista aktive Vorschaufenster über den Desktop, die den Inhalt von Dateien in Form von kleinen Bildchen anzeigen. Eine Side-Bar am rechten Bildschirmrand bietet schnellen Zugang zu ausgewählten Mini-Applika­tionen, so genannten Gadgets wie Web-Radio, Wetterbericht oder Instant Messaging. Und ein separates Display, Sideshow genannt, auf dem Notebook-Deckel bzw. der Tastatur des Desktop-PCs vereinfacht Multimedia-Anwendungen.

Im Zeichen der Konvergenz

Denn Fernsehen, Video und Foto entwickeln sich im Zeichen der Konvergenz zu den Kernanwendungen des heimischen Computers – vom Büro-PC hoffentlich zu schweigen. Nicht zuletzt für die private Klientel verspricht Microsoft ein sekundenschnelles Hoch- (und Herunter-)fah­ren des neuen Betriebssystems.
Ernsthafter als die enthaltenen Multimedia- und Optik-Spielereien sind die Bemühungen der Entwickler um eine verbesserte Sicherheit zu bewerten, vor allem gegen Angriffe aus dem Internet.
Das Ausspionieren von sensiblen Daten unterbindet Windows Vista durch eine Reporting-Funktion, die verdächtige Aktionen an Microsoft weiterleitet und einer sofortigen Überprüfung unterzieht. Der neue Windows Defender tritt an die Stelle des bekannten Windows-Antispyware-Programms im Internet Explorer 7, ersetzt aber keine aktuelle Virenschutz-Software. Auch im Falle eines Diebstahls der Hardware, sollen die Daten durch die TPM-(Trusted Platform Model)Verschlüsselung gegen fremden Zugriff geschützt sein.

Das bisher beste System

Muss man Vista unbedingt haben? «Windows XP ist die beste und sicherste Plattform, die Microsoft jemals gebaut hat», lautet die in diesem Zusammenhang paradoxe Antwort aus dem Mund des anwesenden Produktmanagers. Bedeckt hält sich Microsoft bei den Systemanforderungen: 512 MB Arbeitsspeicher und eine mehr oder weniger aktuelle CPU sollen reichen, um das speicherplatzhungrige System zum Laufen zu bringen. Im Zweifelsfall ist Windows Vista «skalierbar», soll heissen, nicht jede Design-Spielerei muss zwingend installiert sein. (rb)


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