Die Mobilität prägt immer stärker den Alltag, beruflich wie privat. Man muss rund um die Uhr erreichbar sein, telefonieren, E-Mails empfangen. Während diese Mobilität nicht mehr wegzudenken ist, rollt bereits die nächste Welle von Veränderungen an.
Applikationen werden zentralisiert, der Zugriff erfolgt zukünftig mittels Thin Client über das Internet. Handy und PDA, PC und CE sowie Sprach- und Datennetze verschmelzen, telefoniert wird in Zukunft über VoIP.
In diesem Umfeld stellt sich für IT-Dienstleister zusehends die Frage nach dem geforderten Know-how sowie der in Zukunft einzusetzenden Infrastrukturtechnologie. Die Zeiten von speziellen Geräten für einzelne Anwendungen sind vorbei. Der neue Client vereint idealerweise alle oben genannten Anforderungen an Mobilität und Funktionalität in einem Gerät getreu dem Motto: One phone, one number, one bill. Dieses Gerät wird mittels einer einzigen logischen IP-Adresse erreicht, auch Mobile-IP (MIP) genannt. Ziel ist es, uns beim Einschalten des MIP-Geräts an die Infrastruktur anzumelden und diese IP-Kennung zu behalten, egal, ob wir über Wireless, GPRS, UMTS, Wimax oder gar Satellit verbunden sind.
Luftschnittstelle als Alternative
Obwohl sich DSL in der Schweiz als nahezu alleinige Technik für schnelle Internetzugänge durchgesetzt hat, wird sich in Zukunft in gewissen Bereichen auch verstärkt die Funktechnik etablieren, um kostengünstig Teilnehmer mit genug Bandbreite ans Internet anzuschliessen.
Im Markt der Telekommunikationsbetreiber kämpft man derzeit mit harten Bandagen. Besonders hinderlich wird das Quasi-Monopol der
Swisscom bei der letzten Meile gesehen. Kein Wunder also, dass viele Anbieter nun nach Wegen suchen, um sich von dieser Abhängigkeit zu befreien. Funktechniken stehen dabei naturgemäss im Vordergrund.
Doch bislang hat sich noch keine Funktechnik wirklich durchsetzen können. 802.11x als heutige und Wimax als zukünftige Technologie stehen aber im Zentrum. 802.11x bietet gegenüber beispielsweise Wimax einige Vor- und Nachteile. Gravierendste Nachteile waren bisher die geringe er-laubte Sendeleistung, fehlende Skalierbarkeit sowie mangelhafte Sicherheit von WiFi-Geräten.
Neue Ausprägungen
Insbesondere die Antennen-Technik steht bei diesen Produkten im Vordergrund – Wireless LAN als solches ist ja fast schon ein «alter Hut». Denn erst die effektive Ausnutzung der mickrigen 100 mW Ausgangsleistung, die für WLAN-Geräte zulässig ist, gestattet es, auch grössere Entfernungen mit dieser Technik zu überwinden und Reichweiten von rund 13 km erzielen zu können.
Heute installierte Geräte arbeiten nach dem 802.11a/b/g-Standard und ermöglichen eine Bandbreite von bis zu 54 Megabit pro Sekunde (Mbps). Bereits heute arbeitet eine Task-Group des IEEE 802.11 Committee am 802.11n Standard (high throughput speeds) für Bandbreiten von mindestens 100 Mbps. Die Ratifizierung dieses Standards wird für 2007 erwartet. Künftige Standards sollen zudem Bandbreiten bis 540 Mbps erlauben. Ein weiteres Problem stellt die Skalierbarkeit dar, da die Benutzer sich die Luftschnittstelle teilen. Abhilfe schafft hier der Einsatz von L3-fähigen Access Points, sogenannten Wireless Access Routern.
Funktechnik ist aber – auch wegen des schlampig implementierten WEP-Verschlüsselungsstandards in frühen WLAN-Geräten – in den Ruf geraten, unsicher und leicht abhörbar zu sein. Deshalb gehört zu einer derartigen Installation neben einer sicheren Zweiweg-Verschlüsselung auch eine durchdachte und zuverlässige, zentrale Authentifizierungslösung.
Neuartige Anwendungsbereiche von solchen IP-basierenden Lösungen kommen zum Beispiel aus Japan, wo Internet im Zug oder für die Fahrgastraumüberwachung bei bis zu 300 km/h Reisegeschwindigkeit heute bereits Realität ist. Dazu wird mit einem Wireless-Router über eine Empfangsantenne an der Aussenseite des Zugs kommuniziert, im Innern finden sich als Übergabepunkte normale WLAN-Access-Points. Weitere Anwendungsgebiete sind das Übertragen von Online-Werbung oder Videoüberwachung in fahrenden Polizeifahrzeugen.
Neue Herausforderungen
Insgesamt betrachtet stellt die 802.11-Funktechnik einen Betreiber vor einige technische wie auch logistische Herausforderungen. Doch für einen Netzwerkbetreiber dürfte sich der Planungs- und Prüfaufwand lohnen. Zum einen entfallen die Lizenzgebühren für die Funkfrequenzen, die beispielsweise bei Wimax fällig sind. Zum anderen dürfte die Technik wegen der geringen Sendeleistung in der Bevölkerung schneller Akzeptanz finden als jede andere Funktechnik.
Während sich die Integratoren bei Wifi-basierenden Infrastrukturen auf vorhandenes Know-how stützen können, liegt die Herausforderung hier vor allem bei den mobilen Geräten (MIP) sowie in der Konvergenz der Dienste (Voice, Video, Daten).
Verschmelzung der Dienste
Bei den MIP-Geräten gibt es mit Wifi Mobile Convergence (WMC) bereits eine starke Allianz. Zudem profitieren die MIP-Geräte von der Verbreitung der Wifi-Infrastruktur, der Erschwinglichkeit und der vielseitigen Verwendbarkeit. Die MIP-Geräte (Handys, Smartphones) sowie andere mobile Geräte selektieren automatisch den besten Dienst, der am Standort verfügbar ist.
Als nächstes wird die Verschmelzung der Dienste weiter voranschreiten: Aus Voice over IP wird künftig Voice over Wifi. Und so wird die Mobilität zusehends alles durchdringen. Das künftige Motto heisst: «Connecting the Mobile-IP World».
Der Autor (Bild)
Christoph Kälin ist Verkaufsleiter bei der Schweizer Niederlassung von Allied Telesyn. Das Unternehmen ist auf Ethernet-Netzwerke für Enterprisekunden und Connectivity-Systeme spezialisiert.