Oracle mit BI in der Nach-Siebel-Ära

Der Datenbankhersteller konnte zwar Projekte ausserhalb der angestammten Business-Intelligence-Kundschaft gewinnen, es gibt aber auch eine Kehrseite.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/21

     

Hört man Oracle zu, sieht es gut aus: Der Business-Intelligence-(BI)-Markt verspreche viel, Marktforschungsfirma Gartner stelle ihn in der Priorität mittlerweile über Security, man habe die Hausaufgaben seit der Siebel-Übernahme gemacht und präsentiere nun ein ausgereiftes Produkt-Line-up.
«Oracle hat keinen einzigen Kunden verloren», sagt der für BI zuständige Oracle-Mann Christoph Köhler (Bild). Ja, es sei gar gelungen, neue Kunden ausserhalb des existierenden Siebel-Analytics-Umfelds - so hiess das Produkt vorher - zu gewinnen. Namen nennt er nicht.
In der Schweiz gehören seit der Übernahme von Siebel die Post, die Zürcher Kantonalbank oder der Kredit­kartenher­ausgeber Viseca zur BI-Kundschaft von Oracle.
Mit dem Offering will Oracle aber in neue Geschäftsfelder vorstossen. Das Angebot gliedert sich in drei Produkte. Mit Business Intelligence SE-1 (Standard Edition) soll neu der Mittelstand gewonnen werden. Business Intelligence SE richtet sich hingegen an Firmen, die ganz in der Oracle-Welt zu Hause sind, während Business Intelligence EE (Enterprise Edition) aus Siebel Analytics hervorging und punkto Schnittstellen in heterogenen Umgebungen klarkommt.
So rosig, wie Oracle sie schildert, sieht aber die Welt nicht aus. Denn Siebel war ja nicht die einzige Grossakquisition, die das Unternehmen in den letzten zwei Jahren tätigte. Da war ja auch noch Peoplesoft, und dieser ERP-Hersteller hat – kurz bevor er selber übernommen wurde – seinen Konkurrenten J.D. Edwards geschluckt. Ein ehemaliger J.D.-Edwards-Kunde, der anonym bleiben will, erzählt: «Wir waren soeben dabei, die Einführung einer BI-Lösung zu evaluieren. Wegen der Übernahmen warteten wir jedoch zu. Ich habe bis jetzt keinen Berater getroffen, der mir ein Proof of Concept belegen konnte. Wir warten noch immer.» Und es wird wohl eine Weile dauern, bis Oracle das Vertrauen jener Kunden gewinnt, die durch die Übernahmen zwischen Stühle und Bänke gerieten. (map)


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